Das gekrümmte Bein, auf welches er sich stützt, ist nebst der Nase neu, und der Körper in der Mitte aus zweien Stücken zusammengesetzt. Der Kopf ist schön.
+ Amor spannt den Bogen. Kopf, Leib und Schenkel sind allein antik und schön. Vorzüglich die letzten. Arm, Beine, Tronk, ein Theil der Flügel und Bogen sind modern. Man sieht aus den Spuhren, wo der alte Bogen gesessen hat, daß die Art, denselben zu spannen, ganz von derjenigen ver- schieden gewesen sey, die der moderne Künstler ange- nommen hat. Denn jetzt legt er den Bogen vor die Beine, und nach der ehemaligen Stellung müßte er ihn zwischen den Beinen gehalten haben.
+ Maske eines Satyrs von gutem Charakter.
Zweites Zimmer oder Zimmer des Hercules.
+ Statue eines jungen Mannes, den manCapitolini- scher Anti- nous. gemeiniglich Antinous nennt, und dessen Kopf unter dieser Benennung in Deutschland vielfältig in Gipsabdrücken verkauft wird. Man hat bereits lange den Ungrund dieser Benennung eingesehen, indem nicht die geringste Aehnlichkeit zwischen diesem und andern als solchen anerkannten Köpfen sich findet. Der Ort, wo die Statue gefunden worden, nämlich die Villa Hadrians zu Tivoli, kann das Gegentheil allein nicht darthun, führt aber auf eine andere Ver- muthung, die viel mehr Wahrscheinlichkeit zu haben
scheint.
O 3
Das Capitol.
Das gekruͤmmte Bein, auf welches er ſich ſtuͤtzt, iſt nebſt der Naſe neu, und der Koͤrper in der Mitte aus zweien Stuͤcken zuſammengeſetzt. Der Kopf iſt ſchoͤn.
† Amor ſpannt den Bogen. Kopf, Leib und Schenkel ſind allein antik und ſchoͤn. Vorzuͤglich die letzten. Arm, Beine, Tronk, ein Theil der Fluͤgel und Bogen ſind modern. Man ſieht aus den Spuhren, wo der alte Bogen geſeſſen hat, daß die Art, denſelben zu ſpannen, ganz von derjenigen ver- ſchieden geweſen ſey, die der moderne Kuͤnſtler ange- nommen hat. Denn jetzt legt er den Bogen vor die Beine, und nach der ehemaligen Stellung muͤßte er ihn zwiſchen den Beinen gehalten haben.
† Maſke eines Satyrs von gutem Charakter.
Zweites Zimmer oder Zimmer des Hercules.
† Statue eines jungen Mannes, den manCapitolini- ſcher Anti- nous. gemeiniglich Antinous nennt, und deſſen Kopf unter dieſer Benennung in Deutſchland vielfaͤltig in Gipsabdruͤcken verkauft wird. Man hat bereits lange den Ungrund dieſer Benennung eingeſehen, indem nicht die geringſte Aehnlichkeit zwiſchen dieſem und andern als ſolchen anerkannten Koͤpfen ſich findet. Der Ort, wo die Statue gefunden worden, naͤmlich die Villa Hadrians zu Tivoli, kann das Gegentheil allein nicht darthun, fuͤhrt aber auf eine andere Ver- muthung, die viel mehr Wahrſcheinlichkeit zu haben
ſcheint.
O 3
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Das Capitol.
Das gekruͤmmte Bein, auf welches er ſich ſtuͤtzt, iſt
nebſt der Naſe neu, und der Koͤrper in der Mitte
aus zweien Stuͤcken zuſammengeſetzt. Der Kopf
iſt ſchoͤn.
† Amor ſpannt den Bogen. Kopf, Leib
und Schenkel ſind allein antik und ſchoͤn. Vorzuͤglich
die letzten. Arm, Beine, Tronk, ein Theil der
Fluͤgel und Bogen ſind modern. Man ſieht aus den
Spuhren, wo der alte Bogen geſeſſen hat, daß die
Art, denſelben zu ſpannen, ganz von derjenigen ver-
ſchieden geweſen ſey, die der moderne Kuͤnſtler ange-
nommen hat. Denn jetzt legt er den Bogen vor die
Beine, und nach der ehemaligen Stellung muͤßte er
ihn zwiſchen den Beinen gehalten haben.
† Maſke eines Satyrs von gutem Charakter.
Zweites Zimmer oder Zimmer
des Hercules.
† Statue eines jungen Mannes, den man
gemeiniglich Antinous nennt, und deſſen Kopf
unter dieſer Benennung in Deutſchland vielfaͤltig in
Gipsabdruͤcken verkauft wird. Man hat bereits
lange den Ungrund dieſer Benennung eingeſehen,
indem nicht die geringſte Aehnlichkeit zwiſchen dieſem
und andern als ſolchen anerkannten Koͤpfen ſich findet.
Der Ort, wo die Statue gefunden worden, naͤmlich
die Villa Hadrians zu Tivoli, kann das Gegentheil
allein nicht darthun, fuͤhrt aber auf eine andere Ver-
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ſcheint.
Capitolini-
ſcher Anti-
nous.
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/235>, abgerufen am 22.02.2025.
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