aufs reine gebracht, und Aranth findet das Un- ternehmen sicher genug. Jn künftiger Messe also wird er den Streich wagen. Er und sein Advo- cat überrechnen schon den Vortheil, den sie ma- chen wollen. Sähen sie zukünftige Dinge vor- aus, wie ich sie voraus sehe, so würden sie beyde die Köpfe hängen. Jhre Bosheit wird entdeckt werden. Den Kaufmann wird man auf seine ganze Lebenszeit in den Schuldthurm werfen; und den Advocaten wird man zu einer öffentlichen Handarbeit verdammen. Wie unglücklich ist ih- nen der heutige Tag zu diesem Unternehmen! Aber sie sind zu entschuldigen. Haben sie wohl Ursache gehabt, eine so strenge Gerechtigkeit zu befürchten, von welcher man seit funfzig Jahren keine Exem- pel weis?
23.
Unter allen Tagen im ganzen Jahre ist beson- ders der erste April der Geldmacherkunst geheiligt: Jch würde also Unrecht thun, wenn ich nicht ein paar Worte davon sagen wolte.
Der Mann mit der heitern und ehrlichen Mie- ne, welcher dort vor den Ofen sitzt, und gedan- kenvoll das künftige Glück überrechnet, an welchem er so viele Menschen will Antheil nehmen lassen, so bald er die große Sache wird zu Stande ge- bracht haben; dieser Mann verdient unsere Hoch- achtung, und unser Mitleid. Es ist gestern gleich zwanzig Jahre gewesen, daß er angefangen hat zu laboriren, und allemal unglücklich: Aber heute
hat
Das Maͤrchen vom erſten April.
aufs reine gebracht, und Aranth findet das Un- ternehmen ſicher genug. Jn kuͤnftiger Meſſe alſo wird er den Streich wagen. Er und ſein Advo- cat uͤberrechnen ſchon den Vortheil, den ſie ma- chen wollen. Saͤhen ſie zukuͤnftige Dinge vor- aus, wie ich ſie voraus ſehe, ſo wuͤrden ſie beyde die Koͤpfe haͤngen. Jhre Bosheit wird entdeckt werden. Den Kaufmann wird man auf ſeine ganze Lebenszeit in den Schuldthurm werfen; und den Advocaten wird man zu einer oͤffentlichen Handarbeit verdammen. Wie ungluͤcklich iſt ih- nen der heutige Tag zu dieſem Unternehmen! Aber ſie ſind zu entſchuldigen. Haben ſie wohl Urſache gehabt, eine ſo ſtrenge Gerechtigkeit zu befuͤrchten, von welcher man ſeit funfzig Jahren keine Exem- pel weis?
23.
Unter allen Tagen im ganzen Jahre iſt beſon- ders der erſte April der Geldmacherkunſt geheiligt: Jch wuͤrde alſo Unrecht thun, wenn ich nicht ein paar Worte davon ſagen wolte.
Der Mann mit der heitern und ehrlichen Mie- ne, welcher dort vor den Ofen ſitzt, und gedan- kenvoll das kuͤnftige Gluͤck uͤberrechnet, an welchem er ſo viele Menſchen will Antheil nehmen laſſen, ſo bald er die große Sache wird zu Stande ge- bracht haben; dieſer Mann verdient unſere Hoch- achtung, und unſer Mitleid. Es iſt geſtern gleich zwanzig Jahre geweſen, daß er angefangen hat zu laboriren, und allemal ungluͤcklich: Aber heute
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[524[522]/0546]
Das Maͤrchen vom erſten April.
aufs reine gebracht, und Aranth findet das Un-
ternehmen ſicher genug. Jn kuͤnftiger Meſſe alſo
wird er den Streich wagen. Er und ſein Advo-
cat uͤberrechnen ſchon den Vortheil, den ſie ma-
chen wollen. Saͤhen ſie zukuͤnftige Dinge vor-
aus, wie ich ſie voraus ſehe, ſo wuͤrden ſie beyde
die Koͤpfe haͤngen. Jhre Bosheit wird entdeckt
werden. Den Kaufmann wird man auf ſeine
ganze Lebenszeit in den Schuldthurm werfen; und
den Advocaten wird man zu einer oͤffentlichen
Handarbeit verdammen. Wie ungluͤcklich iſt ih-
nen der heutige Tag zu dieſem Unternehmen! Aber
ſie ſind zu entſchuldigen. Haben ſie wohl Urſache
gehabt, eine ſo ſtrenge Gerechtigkeit zu befuͤrchten,
von welcher man ſeit funfzig Jahren keine Exem-
pel weis?
23.
Unter allen Tagen im ganzen Jahre iſt beſon-
ders der erſte April der Geldmacherkunſt geheiligt:
Jch wuͤrde alſo Unrecht thun, wenn ich nicht ein
paar Worte davon ſagen wolte.
Der Mann mit der heitern und ehrlichen Mie-
ne, welcher dort vor den Ofen ſitzt, und gedan-
kenvoll das kuͤnftige Gluͤck uͤberrechnet, an welchem
er ſo viele Menſchen will Antheil nehmen laſſen,
ſo bald er die große Sache wird zu Stande ge-
bracht haben; dieſer Mann verdient unſere Hoch-
achtung, und unſer Mitleid. Es iſt geſtern gleich
zwanzig Jahre geweſen, daß er angefangen hat zu
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 524[522]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/546>, abgerufen am 21.12.2024.
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