"Damit es meinen Lesern bey diesen so unent- "behrlichen Wissenschaften nicht an Exempeln feh- "le: so will ich deren ein paar hier einrücken. Es "wird sie ein Jedweder nach seinen Umständen ein- "zurichten, und zu verändern wissen.
Mein Herr,
Jch empfinde das Unglück, welches alle redliche Vormünder empfinden, wenn sie undankbare Mündel heran gezogen haben. Jch habe mir we- gen meines jungen Vetters weder eine Unachtsam- keit, noch einige Untreue vorzuwerfen; ich habe sein Vermögen redlich, wenigstens so gut, als das meinige, beforgt. Desto mehr muß es mich krän- ken, da ich erfahre, daß dieser junge unbesonne- ne Mensch bey Jhren Gerichten Klage wider mich erhoben hat. Durch einen Zufall, den ich nicht habe vermeiden können, sind ein großer Theil mei- ner Privatrechnungen verlohren gegangen, durch welche ich meine Unschuld darthun, und den muth- willigen Zunöthigungen meines Mündels vordeu- gen könnte. Es würde mich dieses unruhig ma- chen, wenn ich mit einem andern Richter zu thun hätte, als mit Jhnen, mein Herr. Wie glücklich bin ich, da ich weiß, daß mein guter Name, meine zeitliche Ruhe, von der weisen Einsicht eines Man-
nes
E 4
Satyriſche Briefe.
„Damit es meinen Leſern bey dieſen ſo unent- „behrlichen Wiſſenſchaften nicht an Exempeln feh- „le: ſo will ich deren ein paar hier einruͤcken. Es „wird ſie ein Jedweder nach ſeinen Umſtaͤnden ein- „zurichten, und zu veraͤndern wiſſen.
Mein Herr,
Jch empfinde das Ungluͤck, welches alle redliche Vormuͤnder empfinden, wenn ſie undankbare Muͤndel heran gezogen haben. Jch habe mir we- gen meines jungen Vetters weder eine Unachtſam- keit, noch einige Untreue vorzuwerfen; ich habe ſein Vermoͤgen redlich, wenigſtens ſo gut, als das meinige, beforgt. Deſto mehr muß es mich kraͤn- ken, da ich erfahre, daß dieſer junge unbeſonne- ne Menſch bey Jhren Gerichten Klage wider mich erhoben hat. Durch einen Zufall, den ich nicht habe vermeiden koͤnnen, ſind ein großer Theil mei- ner Privatrechnungen verlohren gegangen, durch welche ich meine Unſchuld darthun, und den muth- willigen Zunoͤthigungen meines Muͤndels vordeu- gen koͤnnte. Es wuͤrde mich dieſes unruhig ma- chen, wenn ich mit einem andern Richter zu thun haͤtte, als mit Jhnen, mein Herr. Wie gluͤcklich bin ich, da ich weiß, daß mein guter Name, meine zeitliche Ruhe, von der weiſen Einſicht eines Man-
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Satyriſche Briefe.
„Damit es meinen Leſern bey dieſen ſo unent-
„behrlichen Wiſſenſchaften nicht an Exempeln feh-
„le: ſo will ich deren ein paar hier einruͤcken. Es
„wird ſie ein Jedweder nach ſeinen Umſtaͤnden ein-
„zurichten, und zu veraͤndern wiſſen.
Mein Herr,
Jch empfinde das Ungluͤck, welches alle redliche
Vormuͤnder empfinden, wenn ſie undankbare
Muͤndel heran gezogen haben. Jch habe mir we-
gen meines jungen Vetters weder eine Unachtſam-
keit, noch einige Untreue vorzuwerfen; ich habe
ſein Vermoͤgen redlich, wenigſtens ſo gut, als das
meinige, beforgt. Deſto mehr muß es mich kraͤn-
ken, da ich erfahre, daß dieſer junge unbeſonne-
ne Menſch bey Jhren Gerichten Klage wider mich
erhoben hat. Durch einen Zufall, den ich nicht
habe vermeiden koͤnnen, ſind ein großer Theil mei-
ner Privatrechnungen verlohren gegangen, durch
welche ich meine Unſchuld darthun, und den muth-
willigen Zunoͤthigungen meines Muͤndels vordeu-
gen koͤnnte. Es wuͤrde mich dieſes unruhig ma-
chen, wenn ich mit einem andern Richter zu thun
haͤtte, als mit Jhnen, mein Herr. Wie gluͤcklich
bin ich, da ich weiß, daß mein guter Name, meine
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/99>, abgerufen am 21.12.2024.
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