[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.Satyrische Briefe. ger nachzusehn, da ich den Wechsel an Herr N. undCompagnie gegen eine Schuldfoderung cedirt habe. Der Herr Bruder wissen, wie diese Juden sind, und daß sie mit ihren Schuldnern so säuberlich nicht verfah- ren, als wir von Adel mit einander umzugehn pflegen. Es sollte mir sehr leid seyn, wenn der Herr Bruder es zur Weitläuftigkeit kommen ließen. Jch wenigstens wäre ganz außer Schuld, denn der Wechsel ist nicht mehr in meiner Hand. Eben itzt erfahre ich von mei- nem Gerichtsverwalter, daß Jhr Herr Schwiegerva- ter diesen Abend sehr unbaß nach Hause gekommen sey. Wie Gott will! Der Alte verläßt Pfennige; Sie werden Sich wohl trösten lassen. Die Hasenjagd ist heuer sehr schlecht. Das macht das liebe Hagelwet- ter. Der Teufel hat doch immer sein Spiel. Ge- stern Abends ist mir mein bester Fuchs im Stalle um- gefallen; ich glaube nicht, daß mir mein bester Freund so nahe gehen kann. Es war ein Fuchs, Trotz einem Fuchse! Der Donner hole mich, mein bestes Pferd war es! Und hiermit Gott befohlen. Auf die Be- zahlung des Wechsels verlasse ich mich also gewiß, und bin u. s. w. Antwort. Hochwohlgebohrner Herr, Hochgeehrtester Herr Bruder, Es ist mir nicht lieb, daß Sie meinen Wechsel von was
Satyriſche Briefe. ger nachzuſehn, da ich den Wechſel an Herr N. undCompagnie gegen eine Schuldfoderung cedirt habe. Der Herr Bruder wiſſen, wie dieſe Juden ſind, und daß ſie mit ihren Schuldnern ſo ſaͤuberlich nicht verfah- ren, als wir von Adel mit einander umzugehn pflegen. Es ſollte mir ſehr leid ſeyn, wenn der Herr Bruder es zur Weitlaͤuftigkeit kommen ließen. Jch wenigſtens waͤre ganz außer Schuld, denn der Wechſel iſt nicht mehr in meiner Hand. Eben itzt erfahre ich von mei- nem Gerichtsverwalter, daß Jhr Herr Schwiegerva- ter dieſen Abend ſehr unbaß nach Hauſe gekommen ſey. Wie Gott will! Der Alte verlaͤßt Pfennige; Sie werden Sich wohl troͤſten laſſen. Die Haſenjagd iſt heuer ſehr ſchlecht. Das macht das liebe Hagelwet- ter. Der Teufel hat doch immer ſein Spiel. Ge- ſtern Abends iſt mir mein beſter Fuchs im Stalle um- gefallen; ich glaube nicht, daß mir mein beſter Freund ſo nahe gehen kann. Es war ein Fuchs, Trotz einem Fuchſe! Der Donner hole mich, mein beſtes Pferd war es! Und hiermit Gott befohlen. Auf die Be- zahlung des Wechſels verlaſſe ich mich alſo gewiß, und bin u. ſ. w. Antwort. Hochwohlgebohrner Herr, Hochgeehrteſter Herr Bruder, Es iſt mir nicht lieb, daß Sie meinen Wechſel von was
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Satyriſche Briefe.
ger nachzuſehn, da ich den Wechſel an Herr N. und
Compagnie gegen eine Schuldfoderung cedirt habe.
Der Herr Bruder wiſſen, wie dieſe Juden ſind, und
daß ſie mit ihren Schuldnern ſo ſaͤuberlich nicht verfah-
ren, als wir von Adel mit einander umzugehn pflegen.
Es ſollte mir ſehr leid ſeyn, wenn der Herr Bruder es
zur Weitlaͤuftigkeit kommen ließen. Jch wenigſtens
waͤre ganz außer Schuld, denn der Wechſel iſt nicht
mehr in meiner Hand. Eben itzt erfahre ich von mei-
nem Gerichtsverwalter, daß Jhr Herr Schwiegerva-
ter dieſen Abend ſehr unbaß nach Hauſe gekommen ſey.
Wie Gott will! Der Alte verlaͤßt Pfennige; Sie
werden Sich wohl troͤſten laſſen. Die Haſenjagd iſt
heuer ſehr ſchlecht. Das macht das liebe Hagelwet-
ter. Der Teufel hat doch immer ſein Spiel. Ge-
ſtern Abends iſt mir mein beſter Fuchs im Stalle um-
gefallen; ich glaube nicht, daß mir mein beſter Freund
ſo nahe gehen kann. Es war ein Fuchs, Trotz einem
Fuchſe! Der Donner hole mich, mein beſtes Pferd
war es! Und hiermit Gott befohlen. Auf die Be-
zahlung des Wechſels verlaſſe ich mich alſo gewiß, und
bin u. ſ. w.
Antwort.
Hochwohlgebohrner Herr,
Hochgeehrteſter Herr Bruder,
Es iſt mir nicht lieb, daß Sie meinen Wechſel von
Sich gegeben haben. Jch werde ihn bezahlen,
darauf koͤnnen Sie Sich verlaſſen, aber dieſe Meſſe
iſt es unmoͤglich, das ſage ich Jhnen, es komme auch
zu was es wolle. Daß Sie ihn drey Jahre ohne
Jntereſſen gehabt haben, iſt mir bekannt; aber der
Herr Bruder wiſſen auch, daß wir Spielſchulden nicht
zu verintereſſiren pflegen. Sollte mich Herr N. aufs
auſſerſte treiben, ſo werde ich gerichtlich ſagen muͤſſen,
was
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