Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite
Satyrische Briefe.
"nus intumescit, imperiose atque interim sae-
"vientes, stultitiam suam perdocent. Nec
"minus error eorum nocet moribus. qvin-
"tilianvs.

"Damit ich nicht das geringste verabsäume,
"meinen Satz deutlich und begreiflich zu machen,
"so will ich ein paar Briefe einrücken, welche das-
"jenige näher beweisen werden, was ich hier, viel-
"leicht ein wenig zu ernsthaft, voraus erinnert
"habe."

Hochzuehrender Herr Professor,

Meine Jungen wachsen heran, und es ist nun
Zeit, daß ich ihnen einen gescheiden Hofmei-
ster halte. Bisher habe ich den Schulmeister las-
sen zu ihnen gehen; aber er kann sie nicht mehr bän-
digen. Jch weiß, in welchem Ansehen Sie in
Leipzig stehn, und daß Jhr Vorzimmer beständig
vom solchen krummgebückten Creaturen voll ist,
welche Hofmeisterstellen, oder Jnformationes su-
chen. Lesen Sie mir einen hübschen gesunden Kerl
aus. Sie wissen es selbst, daß bey mir weder
Menschen noch Vieh Noth leiden. Fritze, der äl-
teste, ist ein durchtriebner Schelm. Er hat einen
offenen Kopf, und ist auf die Mägde, wie ein klei-
ner Teufel; ich darf es den Buben nicht merken las-

sen,
Satyriſche Briefe.
„nus intumeſcit, imperioſe atque interim ſæ-
„vientes, ſtultitiam ſuam perdocent. Nec
„minus error eorum nocet moribus. qvin-
„tilianvs.

„Damit ich nicht das geringſte verabſaͤume,
„meinen Satz deutlich und begreiflich zu machen,
„ſo will ich ein paar Briefe einruͤcken, welche das-
„jenige naͤher beweiſen werden, was ich hier, viel-
„leicht ein wenig zu ernſthaft, voraus erinnert
„habe.„

Hochzuehrender Herr Profeſſor,

Meine Jungen wachſen heran, und es iſt nun
Zeit, daß ich ihnen einen geſcheiden Hofmei-
ſter halte. Bisher habe ich den Schulmeiſter laſ-
ſen zu ihnen gehen; aber er kann ſie nicht mehr baͤn-
digen. Jch weiß, in welchem Anſehen Sie in
Leipzig ſtehn, und daß Jhr Vorzimmer beſtaͤndig
vom ſolchen krummgebuͤckten Creaturen voll iſt,
welche Hofmeiſterſtellen, oder Jnformationes ſu-
chen. Leſen Sie mir einen huͤbſchen geſunden Kerl
aus. Sie wiſſen es ſelbſt, daß bey mir weder
Menſchen noch Vieh Noth leiden. Fritze, der aͤl-
teſte, iſt ein durchtriebner Schelm. Er hat einen
offenen Kopf, und iſt auf die Maͤgde, wie ein klei-
ner Teufel; ich darf es den Buben nicht merken laſ-

ſen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <cit>
          <quote>
            <pb facs="#f0038" n="10"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Satyri&#x017F;che Briefe.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#aq">&#x201E;nus intume&#x017F;cit, imperio&#x017F;e atque interim &#x017F;æ-<lb/>
&#x201E;vientes, &#x017F;tultitiam &#x017F;uam perdocent. Nec<lb/>
&#x201E;minus error eorum nocet moribus. <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">qvin-<lb/>
&#x201E;tilianvs.</hi></hi></hi> </quote>
          <bibl/>
        </cit><lb/>
        <p>&#x201E;Damit ich nicht das gering&#x017F;te verab&#x017F;a&#x0364;ume,<lb/>
&#x201E;meinen Satz deutlich und begreiflich zu machen,<lb/>
&#x201E;&#x017F;o will ich ein paar Briefe einru&#x0364;cken, welche das-<lb/>
&#x201E;jenige na&#x0364;her bewei&#x017F;en werden, was ich hier, viel-<lb/>
&#x201E;leicht ein wenig zu ern&#x017F;thaft, voraus erinnert<lb/>
&#x201E;habe.&#x201E;</p><lb/>
        <floatingText>
          <body>
            <div type="letter">
              <salute> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Hochzuehrender Herr Profe&#x017F;&#x017F;or,</hi> </hi> </salute><lb/>
              <p><hi rendition="#in">M</hi>eine Jungen wach&#x017F;en heran, und es i&#x017F;t nun<lb/>
Zeit, daß ich ihnen einen ge&#x017F;cheiden Hofmei-<lb/>
&#x017F;ter halte. Bisher habe ich den Schulmei&#x017F;ter la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en zu ihnen gehen; aber er kann &#x017F;ie nicht mehr ba&#x0364;n-<lb/>
digen. Jch weiß, in welchem An&#x017F;ehen Sie in<lb/>
Leipzig &#x017F;tehn, und daß Jhr Vorzimmer be&#x017F;ta&#x0364;ndig<lb/>
vom &#x017F;olchen krummgebu&#x0364;ckten Creaturen voll i&#x017F;t,<lb/>
welche Hofmei&#x017F;ter&#x017F;tellen, oder Jnformationes &#x017F;u-<lb/>
chen. Le&#x017F;en Sie mir einen hu&#x0364;b&#x017F;chen ge&#x017F;unden Kerl<lb/>
aus. Sie wi&#x017F;&#x017F;en es &#x017F;elb&#x017F;t, daß bey mir weder<lb/>
Men&#x017F;chen noch Vieh Noth leiden. Fritze, der a&#x0364;l-<lb/>
te&#x017F;te, i&#x017F;t ein durchtriebner Schelm. Er hat einen<lb/>
offenen Kopf, und i&#x017F;t auf die Ma&#x0364;gde, wie ein klei-<lb/>
ner Teufel; ich darf es den Buben nicht merken la&#x017F;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;en,</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0038] Satyriſche Briefe. „nus intumeſcit, imperioſe atque interim ſæ- „vientes, ſtultitiam ſuam perdocent. Nec „minus error eorum nocet moribus. qvin- „tilianvs. „Damit ich nicht das geringſte verabſaͤume, „meinen Satz deutlich und begreiflich zu machen, „ſo will ich ein paar Briefe einruͤcken, welche das- „jenige naͤher beweiſen werden, was ich hier, viel- „leicht ein wenig zu ernſthaft, voraus erinnert „habe.„ Hochzuehrender Herr Profeſſor, Meine Jungen wachſen heran, und es iſt nun Zeit, daß ich ihnen einen geſcheiden Hofmei- ſter halte. Bisher habe ich den Schulmeiſter laſ- ſen zu ihnen gehen; aber er kann ſie nicht mehr baͤn- digen. Jch weiß, in welchem Anſehen Sie in Leipzig ſtehn, und daß Jhr Vorzimmer beſtaͤndig vom ſolchen krummgebuͤckten Creaturen voll iſt, welche Hofmeiſterſtellen, oder Jnformationes ſu- chen. Leſen Sie mir einen huͤbſchen geſunden Kerl aus. Sie wiſſen es ſelbſt, daß bey mir weder Menſchen noch Vieh Noth leiden. Fritze, der aͤl- teſte, iſt ein durchtriebner Schelm. Er hat einen offenen Kopf, und iſt auf die Maͤgde, wie ein klei- ner Teufel; ich darf es den Buben nicht merken laſ- ſen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/38
Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/38>, abgerufen am 21.12.2024.