wünschen können! Jch habe dem Fräulein meine Neigung entdeckt; sie wird ohne Jhren Ausspruch sich zu nichts entschliessen. Unterstützen Sie mein Bitten, Gnädiger Herr. Jch werde mit unermü- deter Sorgfalt alle Gelegenheit suchen, Jhnen zu zeigen, daß ich mit unterthäniger Hochachtung sey etc.
Gnädiger Großpapa,
Sie hatten allerdings Ursache, mir bey Jhrer Abreise meine Zerstreuung und Unruhe vorzu- halten. Ausser der Besorgniß für Jhre Gesund- heit, welche mir bey einer so beschwerlichen Reise, und bey Jhren hohen Jahren in Gefahr zu kom- men schien, hatte ich allerdings noch ein Anliegen, welches meinen innerlichen Kummer verrieth. Es geschah damals nicht aus Mangel eines kindlichen Vertrauens, daß ich diesen Kummer vor Jhnen verbarg. Jch bin von Jhrer väterlichen Liebe über- zeugt genug, und die Art, mit welcher Sie Jhre Kinder lieben, ist mehr die Zärtlichkeit eines ver- trauten Freundes, als die Ernsthaftigkeit eines be- jahrten Vaters. Mein Anliegen war zu wichtig, als daß ich hätte gelassen seyn können; und bey Jhrer Abreise war ich noch ungewisser, als itzt, ob ich in meinen Absichten glücklich seyn würde. Er- innern Sie Sich, Gnädiger Großpapa, wie oft Sie gewünscht, mich noch vor Jhrem Ende verheira thet zu sehen. Sie haben mir mehr als einma
vor
Satyriſche Briefe.
wuͤnſchen koͤnnen! Jch habe dem Fraͤulein meine Neigung entdeckt; ſie wird ohne Jhren Ausſpruch ſich zu nichts entſchlieſſen. Unterſtuͤtzen Sie mein Bitten, Gnaͤdiger Herr. Jch werde mit unermuͤ- deter Sorgfalt alle Gelegenheit ſuchen, Jhnen zu zeigen, daß ich mit unterthaͤniger Hochachtung ſey ꝛc.
Gnaͤdiger Großpapa,
Sie hatten allerdings Urſache, mir bey Jhrer Abreiſe meine Zerſtreuung und Unruhe vorzu- halten. Auſſer der Beſorgniß fuͤr Jhre Geſund- heit, welche mir bey einer ſo beſchwerlichen Reiſe, und bey Jhren hohen Jahren in Gefahr zu kom- men ſchien, hatte ich allerdings noch ein Anliegen, welches meinen innerlichen Kummer verrieth. Es geſchah damals nicht aus Mangel eines kindlichen Vertrauens, daß ich dieſen Kummer vor Jhnen verbarg. Jch bin von Jhrer vaͤterlichen Liebe uͤber- zeugt genug, und die Art, mit welcher Sie Jhre Kinder lieben, iſt mehr die Zaͤrtlichkeit eines ver- trauten Freundes, als die Ernſthaftigkeit eines be- jahrten Vaters. Mein Anliegen war zu wichtig, als daß ich haͤtte gelaſſen ſeyn koͤnnen; und bey Jhrer Abreiſe war ich noch ungewiſſer, als itzt, ob ich in meinen Abſichten gluͤcklich ſeyn wuͤrde. Er- innern Sie Sich, Gnaͤdiger Großpapa, wie oft Sie gewuͤnſcht, mich noch vor Jhrem Ende verheira thet zu ſehen. Sie haben mir mehr als einma
vor
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Satyriſche Briefe.
wuͤnſchen koͤnnen! Jch habe dem Fraͤulein meine
Neigung entdeckt; ſie wird ohne Jhren Ausſpruch
ſich zu nichts entſchlieſſen. Unterſtuͤtzen Sie mein
Bitten, Gnaͤdiger Herr. Jch werde mit unermuͤ-
deter Sorgfalt alle Gelegenheit ſuchen, Jhnen zu
zeigen, daß ich mit unterthaͤniger Hochachtung
ſey ꝛc.
Gnaͤdiger Großpapa,
Sie hatten allerdings Urſache, mir bey Jhrer
Abreiſe meine Zerſtreuung und Unruhe vorzu-
halten. Auſſer der Beſorgniß fuͤr Jhre Geſund-
heit, welche mir bey einer ſo beſchwerlichen Reiſe,
und bey Jhren hohen Jahren in Gefahr zu kom-
men ſchien, hatte ich allerdings noch ein Anliegen,
welches meinen innerlichen Kummer verrieth. Es
geſchah damals nicht aus Mangel eines kindlichen
Vertrauens, daß ich dieſen Kummer vor Jhnen
verbarg. Jch bin von Jhrer vaͤterlichen Liebe uͤber-
zeugt genug, und die Art, mit welcher Sie Jhre
Kinder lieben, iſt mehr die Zaͤrtlichkeit eines ver-
trauten Freundes, als die Ernſthaftigkeit eines be-
jahrten Vaters. Mein Anliegen war zu wichtig,
als daß ich haͤtte gelaſſen ſeyn koͤnnen; und bey
Jhrer Abreiſe war ich noch ungewiſſer, als itzt, ob
ich in meinen Abſichten gluͤcklich ſeyn wuͤrde. Er-
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/329>, abgerufen am 20.11.2024.
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