Und mit Anmerkungen] Anmerkungen heis- sen diejenigen Zeilen, welche der Buchdrucker unter den Text setzt. Mit diesem haben sie keine Verbindung weiter, als daß sie auf eben der Seite stehen, oder, wofern der Raum dieses nicht zulassen will, wenigstens sich allemal auf diejenige Seite be- ziehen, wo die Worte des Textes zu finden sind. Besonders zweyerley wird dabey erfodert. Sie müssen in die Augen fallen, und unerwartet seyn. Jenes geschieht, wenn man sagt, was andre schon gesagt haben, oder, kunstmäßig zu reden, wenn man die Alten und Neuen fein häufig anführt, und die Gelehrten, welche gegen alle vier Winde woh- nen, citirt. Das Unerwartete hingegen besteht dar- innen, wenn ich Sachen sage, welche kein Mensch in meinen Anmerkungen suchen würde. Zum Exempel: Jm Texte steht das Wort; Cicero, und in der Anmerkung untersuche ich die Frage: Ob Nebucadnezar auch wirklich Gras gefressen habe, wie ein Vieh?
Zu dieser Vorrede] Denn eine Vorrede heißt nur um deswillen eine Vorrede, weil sie gleich auf das Titelblatt, oder die Zueignungsschrift folgt. Der Herr Verfasser darf sich gar kein Gewissen ma- chen, wenn er darinnen Sachen sagt, die zum Bu- che gar nicht gehören.
Erläu-
Hinkmars von Repkows
Noten zur Vorrede.
Und mit Anmerkungen] Anmerkungen heiſ- ſen diejenigen Zeilen, welche der Buchdrucker unter den Text ſetzt. Mit dieſem haben ſie keine Verbindung weiter, als daß ſie auf eben der Seite ſtehen, oder, wofern der Raum dieſes nicht zulaſſen will, wenigſtens ſich allemal auf diejenige Seite be- ziehen, wo die Worte des Textes zu finden ſind. Beſonders zweyerley wird dabey erfodert. Sie muͤſſen in die Augen fallen, und unerwartet ſeyn. Jenes geſchieht, wenn man ſagt, was andre ſchon geſagt haben, oder, kunſtmaͤßig zu reden, wenn man die Alten und Neuen fein haͤufig anfuͤhrt, und die Gelehrten, welche gegen alle vier Winde woh- nen, citirt. Das Unerwartete hingegen beſteht dar- innen, wenn ich Sachen ſage, welche kein Menſch in meinen Anmerkungen ſuchen wuͤrde. Zum Exempel: Jm Texte ſteht das Wort; Cicero, und in der Anmerkung unterſuche ich die Frage: Ob Nebucadnezar auch wirklich Gras gefreſſen habe, wie ein Vieh?
Zu dieſer Vorrede] Denn eine Vorrede heißt nur um deswillen eine Vorrede, weil ſie gleich auf das Titelblatt, oder die Zueignungsſchrift folgt. Der Herr Verfaſſer darf ſich gar kein Gewiſſen ma- chen, wenn er darinnen Sachen ſagt, die zum Bu- che gar nicht gehoͤren.
Erlaͤu-
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0120"n="120"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Hinkmars von Repkows</hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Noten zur Vorrede.</hi></head><lb/><p><hirendition="#fr"><hirendition="#in">U</hi>nd mit Anmerkungen</hi>] Anmerkungen heiſ-<lb/>ſen diejenigen Zeilen, welche der Buchdrucker<lb/>
unter den Text ſetzt. Mit dieſem haben ſie keine<lb/>
Verbindung weiter, als daß ſie auf eben der Seite<lb/>ſtehen, oder, wofern der Raum dieſes nicht zulaſſen<lb/>
will, wenigſtens ſich allemal auf diejenige Seite be-<lb/>
ziehen, wo die Worte des Textes zu finden ſind.<lb/>
Beſonders zweyerley wird dabey erfodert. Sie<lb/>
muͤſſen in die Augen fallen, und unerwartet ſeyn.<lb/>
Jenes geſchieht, wenn man ſagt, was andre ſchon<lb/>
geſagt haben, oder, kunſtmaͤßig zu reden, wenn<lb/>
man die Alten und Neuen fein haͤufig anfuͤhrt, und<lb/>
die Gelehrten, welche gegen alle vier Winde woh-<lb/>
nen, citirt. Das Unerwartete hingegen beſteht dar-<lb/>
innen, wenn ich Sachen ſage, welche kein Menſch<lb/>
in meinen Anmerkungen ſuchen wuͤrde. Zum<lb/>
Exempel: Jm Texte ſteht das Wort; <hirendition="#fr">Cicero,</hi> und<lb/>
in der Anmerkung unterſuche ich die Frage: Ob<lb/>
Nebucadnezar auch wirklich Gras gefreſſen habe,<lb/>
wie ein Vieh?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Zu dieſer Vorrede</hi>] Denn eine Vorrede<lb/>
heißt nur um deswillen eine Vorrede, weil ſie gleich<lb/>
auf das Titelblatt, oder die Zueignungsſchrift folgt.<lb/>
Der Herr Verfaſſer darf ſich gar kein Gewiſſen ma-<lb/>
chen, wenn er darinnen Sachen ſagt, die zum Bu-<lb/>
che gar nicht gehoͤren.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Erlaͤu-</hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[120/0120]
Hinkmars von Repkows
Noten zur Vorrede.
Und mit Anmerkungen] Anmerkungen heiſ-
ſen diejenigen Zeilen, welche der Buchdrucker
unter den Text ſetzt. Mit dieſem haben ſie keine
Verbindung weiter, als daß ſie auf eben der Seite
ſtehen, oder, wofern der Raum dieſes nicht zulaſſen
will, wenigſtens ſich allemal auf diejenige Seite be-
ziehen, wo die Worte des Textes zu finden ſind.
Beſonders zweyerley wird dabey erfodert. Sie
muͤſſen in die Augen fallen, und unerwartet ſeyn.
Jenes geſchieht, wenn man ſagt, was andre ſchon
geſagt haben, oder, kunſtmaͤßig zu reden, wenn
man die Alten und Neuen fein haͤufig anfuͤhrt, und
die Gelehrten, welche gegen alle vier Winde woh-
nen, citirt. Das Unerwartete hingegen beſteht dar-
innen, wenn ich Sachen ſage, welche kein Menſch
in meinen Anmerkungen ſuchen wuͤrde. Zum
Exempel: Jm Texte ſteht das Wort; Cicero, und
in der Anmerkung unterſuche ich die Frage: Ob
Nebucadnezar auch wirklich Gras gefreſſen habe,
wie ein Vieh?
Zu dieſer Vorrede] Denn eine Vorrede
heißt nur um deswillen eine Vorrede, weil ſie gleich
auf das Titelblatt, oder die Zueignungsſchrift folgt.
Der Herr Verfaſſer darf ſich gar kein Gewiſſen ma-
chen, wenn er darinnen Sachen ſagt, die zum Bu-
che gar nicht gehoͤren.
Erlaͤu-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/120>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.