Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorbericht.
aus dem Martiale, als die Abbildung des Gnatho
aus dem Terenze, noch von der Schule her auswen-
dig. Aber ich fand mich betrogen, nachdem ich alle
Register von meinen Autoren nachgeschlagen, und
in keinem die übrigen Charaktere gefunden hatte.
Sie haben es also unter diesem Kunstgriffe nur ver-
bergen wollen, daß Sie viele große und vornehme
Männer lächerlich zu machen suchen. Das ist sehr bos-
haft! Wenn ich es nur wüßte, daß Sie mich unter dem
Professor, der immer citirt, verstanden hätten, und
mich lächerlich machen wollen, daß ich eine Profes-
sur suche! Jch wollte Jhrer spöttische Zunge bald
Einhalt thun. Die Universität sollte mir gewiß
Recht schaffen. Doch ich will meinen Unwillen
noch aufschieben. So viel sage ich Jhnen, reizen Sie
mich nicht. Jch weis wohl mehr, als Sie denken.

Leipzig den 29. April.
Z. A. M.

Das ist der listigste unter meinen Corresponden-
ten! Er hat es gleich gemerkt, daß ich aus dem Mar-
tiale und Terenze einige Charaktere genommen habe.
Er hat Recht, daß die übrigen in keinem Register
stehen. Der Himmel weis, was ich mir in seiner
Person für einen gelehrten nnd wichtigen Mann bey

der
d 5

Vorbericht.
aus dem Martiale, als die Abbildung des Gnatho
aus dem Terenze, noch von der Schule her auswen-
dig. Aber ich fand mich betrogen, nachdem ich alle
Regiſter von meinen Autoren nachgeſchlagen, und
in keinem die uͤbrigen Charaktere gefunden hatte.
Sie haben es alſo unter dieſem Kunſtgriffe nur ver-
bergen wollen, daß Sie viele große und vornehme
Maͤnner laͤcherlich zu machen ſuchen. Das iſt ſehr bos-
haft! Wenn ich es nur wuͤßte, daß Sie mich unter dem
Profeſſor, der immer citirt, verſtanden haͤtten, und
mich laͤcherlich machen wollen, daß ich eine Profeſ-
ſur ſuche! Jch wollte Jhrer ſpoͤttiſche Zunge bald
Einhalt thun. Die Univerſitaͤt ſollte mir gewiß
Recht ſchaffen. Doch ich will meinen Unwillen
noch aufſchieben. So viel ſage ich Jhnen, reizen Sie
mich nicht. Jch weis wohl mehr, als Sie denken.

Leipzig den 29. April.
Z. A. M.

Das iſt der liſtigſte unter meinen Correſponden-
ten! Er hat es gleich gemerkt, daß ich aus dem Mar-
tiale und Terenze einige Charaktere genommen habe.
Er hat Recht, daß die uͤbrigen in keinem Regiſter
ſtehen. Der Himmel weis, was ich mir in ſeiner
Perſon fuͤr einen gelehrten nnd wichtigen Mann bey

der
d 5
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0057" n="57"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Vorbericht.</hi></hi></fw><lb/>
aus dem Martiale, als die Abbildung des Gnatho<lb/>
aus dem Terenze, noch von der Schule her auswen-<lb/>
dig. Aber ich fand mich betrogen, nachdem ich alle<lb/>
Regi&#x017F;ter von meinen Autoren nachge&#x017F;chlagen, und<lb/>
in keinem die u&#x0364;brigen Charaktere gefunden hatte.<lb/>
Sie haben es al&#x017F;o unter die&#x017F;em Kun&#x017F;tgriffe nur ver-<lb/>
bergen wollen, daß Sie viele große und vornehme<lb/>
Ma&#x0364;nner la&#x0364;cherlich zu machen &#x017F;uchen. Das i&#x017F;t &#x017F;ehr bos-<lb/>
haft! Wenn ich es nur wu&#x0364;ßte, daß Sie mich unter dem<lb/>
Profe&#x017F;&#x017F;or, der immer citirt, ver&#x017F;tanden ha&#x0364;tten, und<lb/>
mich la&#x0364;cherlich machen wollen, daß ich eine Profe&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ur &#x017F;uche! Jch wollte Jhrer &#x017F;po&#x0364;tti&#x017F;che Zunge bald<lb/>
Einhalt thun. Die Univer&#x017F;ita&#x0364;t &#x017F;ollte mir gewiß<lb/>
Recht &#x017F;chaffen. Doch ich will meinen Unwillen<lb/>
noch auf&#x017F;chieben. So viel &#x017F;age ich Jhnen, reizen Sie<lb/>
mich nicht. Jch weis wohl mehr, als Sie denken.</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et">Leipzig den 29. April.<lb/><hi rendition="#fr">Z. A. M.</hi></hi> </salute>
          </closer>
        </div><lb/>
        <div>
          <p>Das i&#x017F;t der li&#x017F;tig&#x017F;te unter meinen Corre&#x017F;ponden-<lb/>
ten! Er hat es gleich gemerkt, daß ich aus dem Mar-<lb/>
tiale und Terenze einige Charaktere genommen habe.<lb/>
Er hat Recht, daß die u&#x0364;brigen in keinem Regi&#x017F;ter<lb/>
&#x017F;tehen. Der Himmel weis, was ich mir in &#x017F;einer<lb/>
Per&#x017F;on fu&#x0364;r einen gelehrten nnd wichtigen Mann bey<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">d 5</fw><fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[57/0057] Vorbericht. aus dem Martiale, als die Abbildung des Gnatho aus dem Terenze, noch von der Schule her auswen- dig. Aber ich fand mich betrogen, nachdem ich alle Regiſter von meinen Autoren nachgeſchlagen, und in keinem die uͤbrigen Charaktere gefunden hatte. Sie haben es alſo unter dieſem Kunſtgriffe nur ver- bergen wollen, daß Sie viele große und vornehme Maͤnner laͤcherlich zu machen ſuchen. Das iſt ſehr bos- haft! Wenn ich es nur wuͤßte, daß Sie mich unter dem Profeſſor, der immer citirt, verſtanden haͤtten, und mich laͤcherlich machen wollen, daß ich eine Profeſ- ſur ſuche! Jch wollte Jhrer ſpoͤttiſche Zunge bald Einhalt thun. Die Univerſitaͤt ſollte mir gewiß Recht ſchaffen. Doch ich will meinen Unwillen noch aufſchieben. So viel ſage ich Jhnen, reizen Sie mich nicht. Jch weis wohl mehr, als Sie denken. Leipzig den 29. April. Z. A. M. Das iſt der liſtigſte unter meinen Correſponden- ten! Er hat es gleich gemerkt, daß ich aus dem Mar- tiale und Terenze einige Charaktere genommen habe. Er hat Recht, daß die uͤbrigen in keinem Regiſter ſtehen. Der Himmel weis, was ich mir in ſeiner Perſon fuͤr einen gelehrten nnd wichtigen Mann bey der d 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/57
Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/57>, abgerufen am 21.12.2024.