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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.

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dans cette guerre elle a encore ete le tombeau de
leur gloire!
..... Was kümmerten sich im Traume
der Jungfer Selinde die Welt um die Frau Marquise,
den Herzog von Choiseuil und die gloire von Frank¬
reich? Es war nur jetzt in den Lüften der beste Schützen¬
hof, auf dem Mamsell ja die Tempeteh mit getanzet
hatte. La tempete -- drüben aus Frankreich her war
ja der Tanz auch zu den Niedersachsen gekommen; und
alle Trompeter bliesen und alle Querpfeifer pfiffen und
alle Trommler rasselten in dieser Nacht zu Amelungs¬
born die wilde Weise dazu -- wie auf der Stein¬
breite bei Holzminden.

Und immer toller wurde der Wirbel, und immer
mehr und mehr des luftigen, lustigen Geistergesindels!
und immer herzlicher klammerte sich im Spukkaroussel
die Jungfer an ihren lachenden Reiter, und immer
jubelnder klang's rund umher: Nach Frankreich! nach
Frankreich! nach Hause! nach Hause!

Wo unser Herrgott lebt wie Gott in Frankreich,
Musjeh Seraphin, lachte auch Mamsell. Aber geht es
denn immer nur so im Kreise? geht es denn nicht
fort, nicht weiter, -- gradaus im Fluge?

Wir warten nur noch auf den Herrn General-
Lieutenant, Mademoiselle. Voila, da kommt er!

Und vom Westen her kam ein einzelner Reiter auf
schwarzem Roß, und Jungfer Selinde Fegebanck ver¬
stand es ganz genau wie Jemand sagte:

Herr Ludwig Ferdinand Joseph von Croy, Herzog

dans cette guerre elle a encore été le tombeau de
leur gloire!
..... Was kümmerten ſich im Traume
der Jungfer Selinde die Welt um die Frau Marquiſe,
den Herzog von Choiſeuil und die gloire von Frank¬
reich? Es war nur jetzt in den Lüften der beſte Schützen¬
hof, auf dem Mamſell ja die Tempeteh mit getanzet
hatte. La tempête — drüben aus Frankreich her war
ja der Tanz auch zu den Niederſachſen gekommen; und
alle Trompeter blieſen und alle Querpfeifer pfiffen und
alle Trommler raſſelten in dieſer Nacht zu Amelungs¬
born die wilde Weiſe dazu — wie auf der Stein¬
breite bei Holzminden.

Und immer toller wurde der Wirbel, und immer
mehr und mehr des luftigen, luſtigen Geiſtergeſindels!
und immer herzlicher klammerte ſich im Spukkarouſſel
die Jungfer an ihren lachenden Reiter, und immer
jubelnder klang's rund umher: Nach Frankreich! nach
Frankreich! nach Hauſe! nach Hauſe!

Wo unſer Herrgott lebt wie Gott in Frankreich,
Musjeh Seraphin, lachte auch Mamſell. Aber geht es
denn immer nur ſo im Kreiſe? geht es denn nicht
fort, nicht weiter, — gradaus im Fluge?

Wir warten nur noch auf den Herrn General-
Lieutenant, Mademoiſelle. Voila, da kommt er!

Und vom Weſten her kam ein einzelner Reiter auf
ſchwarzem Roß, und Jungfer Selinde Fegebanck ver¬
ſtand es ganz genau wie Jemand ſagte:

Herr Ludwig Ferdinand Joſeph von Croy, Herzog

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[122/0130] dans cette guerre elle a encore été le tombeau de leur gloire!..... Was kümmerten ſich im Traume der Jungfer Selinde die Welt um die Frau Marquiſe, den Herzog von Choiſeuil und die gloire von Frank¬ reich? Es war nur jetzt in den Lüften der beſte Schützen¬ hof, auf dem Mamſell ja die Tempeteh mit getanzet hatte. La tempête — drüben aus Frankreich her war ja der Tanz auch zu den Niederſachſen gekommen; und alle Trompeter blieſen und alle Querpfeifer pfiffen und alle Trommler raſſelten in dieſer Nacht zu Amelungs¬ born die wilde Weiſe dazu — wie auf der Stein¬ breite bei Holzminden. Und immer toller wurde der Wirbel, und immer mehr und mehr des luftigen, luſtigen Geiſtergeſindels! und immer herzlicher klammerte ſich im Spukkarouſſel die Jungfer an ihren lachenden Reiter, und immer jubelnder klang's rund umher: Nach Frankreich! nach Frankreich! nach Hauſe! nach Hauſe! Wo unſer Herrgott lebt wie Gott in Frankreich, Musjeh Seraphin, lachte auch Mamſell. Aber geht es denn immer nur ſo im Kreiſe? geht es denn nicht fort, nicht weiter, — gradaus im Fluge? Wir warten nur noch auf den Herrn General- Lieutenant, Mademoiſelle. Voila, da kommt er! Und vom Weſten her kam ein einzelner Reiter auf ſchwarzem Roß, und Jungfer Selinde Fegebanck ver¬ ſtand es ganz genau wie Jemand ſagte: Herr Ludwig Ferdinand Joſeph von Croy, Herzog

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/130>, abgerufen am 08.05.2024.