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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.

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im Sonnenschein liegt und Einem unter Gottes blauen
Himmel den Esel bohrt und sakermentsch Einen jetzt
nur noch dazu verlockt, eben unserm lieben Herrgott
einen bösen Leumund bei den Erbberechtigten zu
machen. Es ist ein Elend -- ein Elend -- ein Elend
Frau Obergerichtssekretärin, und Sie haben ganz
Recht gehabt, daß Sie die Sache über Ihr Anwesen
mit Arnemann in Richtigkeit gebracht haben. Sie
ziehen nun demnächst, und ich habe auch Ihnen und
der guten alten Zeit nachzusehen. Nun bleibt mir
nur für meine noch übrigen paar Jahre die Frau
Doktorin. Ja, ja, so wird der Mensch allgemach
von allem Guten und Angenehmen entwöhnet! Manch¬
mal kommt's mir wirklich so vor, als sei auch das
nur zu unserm Besten von da oben so eingerichtet,
um uns den Abschied von hier unten nicht zu schwer
zu machen. Und wenn man denn wieder von den
Jüngeren und Jüngsten hört! Da hat ja wohl unser
Herr Velten -- da kann ich wohl eher als hier bei
unserem Assessor sagen: unser Junge, von den Ja¬
panern hergeschrieben, daß er sich jetzt mit seinem vor¬
nehmen Berliner Freunde, den wir seiner Zeit hier
auch im Vogelsang hatten, da aufhalte und vergnügt
grüßen lasse. Passen Sie auf, Herr Nachbar, Der
bringt es gerade so gut wie unser Karlchen Trotzen¬
dorff, unser Zeitgenosse, zu was Ordentlichem da

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im Sonnenſchein liegt und Einem unter Gottes blauen
Himmel den Eſel bohrt und ſakermentſch Einen jetzt
nur noch dazu verlockt, eben unſerm lieben Herrgott
einen böſen Leumund bei den Erbberechtigten zu
machen. Es iſt ein Elend — ein Elend — ein Elend
Frau Obergerichtsſekretärin, und Sie haben ganz
Recht gehabt, daß Sie die Sache über Ihr Anweſen
mit Arnemann in Richtigkeit gebracht haben. Sie
ziehen nun demnächſt, und ich habe auch Ihnen und
der guten alten Zeit nachzuſehen. Nun bleibt mir
nur für meine noch übrigen paar Jahre die Frau
Doktorin. Ja, ja, ſo wird der Menſch allgemach
von allem Guten und Angenehmen entwöhnet! Manch¬
mal kommt's mir wirklich ſo vor, als ſei auch das
nur zu unſerm Beſten von da oben ſo eingerichtet,
um uns den Abſchied von hier unten nicht zu ſchwer
zu machen. Und wenn man denn wieder von den
Jüngeren und Jüngſten hört! Da hat ja wohl unſer
Herr Velten — da kann ich wohl eher als hier bei
unſerem Aſſeſſor ſagen: unſer Junge, von den Ja¬
panern hergeſchrieben, daß er ſich jetzt mit ſeinem vor¬
nehmen Berliner Freunde, den wir ſeiner Zeit hier
auch im Vogelſang hatten, da aufhalte und vergnügt
grüßen laſſe. Paſſen Sie auf, Herr Nachbar, Der
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dorff, unſer Zeitgenoſſe, zu was Ordentlichem da

13 *
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[195/0205] im Sonnenſchein liegt und Einem unter Gottes blauen Himmel den Eſel bohrt und ſakermentſch Einen jetzt nur noch dazu verlockt, eben unſerm lieben Herrgott einen böſen Leumund bei den Erbberechtigten zu machen. Es iſt ein Elend — ein Elend — ein Elend Frau Obergerichtsſekretärin, und Sie haben ganz Recht gehabt, daß Sie die Sache über Ihr Anweſen mit Arnemann in Richtigkeit gebracht haben. Sie ziehen nun demnächſt, und ich habe auch Ihnen und der guten alten Zeit nachzuſehen. Nun bleibt mir nur für meine noch übrigen paar Jahre die Frau Doktorin. Ja, ja, ſo wird der Menſch allgemach von allem Guten und Angenehmen entwöhnet! Manch¬ mal kommt's mir wirklich ſo vor, als ſei auch das nur zu unſerm Beſten von da oben ſo eingerichtet, um uns den Abſchied von hier unten nicht zu ſchwer zu machen. Und wenn man denn wieder von den Jüngeren und Jüngſten hört! Da hat ja wohl unſer Herr Velten — da kann ich wohl eher als hier bei unſerem Aſſeſſor ſagen: unſer Junge, von den Ja¬ panern hergeſchrieben, daß er ſich jetzt mit ſeinem vor¬ nehmen Berliner Freunde, den wir ſeiner Zeit hier auch im Vogelſang hatten, da aufhalte und vergnügt grüßen laſſe. Paſſen Sie auf, Herr Nachbar, Der bringt es gerade ſo gut wie unſer Karlchen Trotzen¬ dorff, unſer Zeitgenoſſe, zu was Ordentlichem da 13 *

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/205>, abgerufen am 26.04.2024.