Erkalten abermals das schönste Glas, wie vorher. Daraus läßt sich dann leicht erklären, warum manche natürlichen Gläser trübe, porphyrartig etc. werden. Das Porphyrartige scheint jedoch bei manchen Obsidianen auch seinen Grund darin zu haben, daß die eingesprengten rundlichen Flecke wegen Mangel an Hitze nicht zum Schmelzen kamen.
H.Tuffe.
Das Wort Tuff wird doppeltsinnig gebraucht: einmal versteht man Niederschläge des Wassers darunter, wie Kieseltuff pag. 181, Kalktuff pag. 337; dann aber auch die sogenannten Vulkanischen Tuffe, welche in so großer Menge und Mannigfaltigkeit auftreten. Die speienden Vulkane ergießen nicht blos glühende Lavenströme, welche zu Stein oder Glas erhärten, sondern sie werfen auch Schlackenstücke als Bomben, La- pilli, Asche in ungeheuren Massen aus, die sich um den Berg herum ab- lagern, und jene ganz eigenthümliche Art unkrystallinischer Trümmergesteine bilden, woran das Wasser keinen unmittelbaren Antheil hat. Bunsen (Pogg. Ann. 83. 219) glaubt sogar nachweisen zu können, daß die Pala- gonittuffe pag. 275 metamorphische Bildungen seien, welche durch Ein- wirkung der glühenden Augitlaven auf Kalk- oder Alkalienreiche Gesteine gebildet würden. Denn man bekomme Palagonit, wenn man feingeriebenen Basalt in einen großen Ueberschuß von geschmolzenem Kalihydrat einträgt, und das gebildete überschüssige Kalisilikat mit Wasser übergießt. Die ausgelaugte und durch Abschlämmen erhaltene hydratische, nach dem Trocknen pulverförmige, schon mit der schwächsten Säure gelatinirende, durch Kohlen- säure und Schwefelwasserstoff leicht zersetzbare Substanz stimmt mit dem reinsten Isländischen Palagonit = R3 Si2 + 2 (Fe, Al) Si + 9 H.
Dabei entwickelt sich eine namhafte Menge reinen Wasserstoffs, dessen Ausscheidung auf der Oxydation der Eisenoxydulsilikate zu Eisenoxyd- silikaten beruht und die auf Kosten des im Kalihydrate enthaltenen Wasser- atomes vor sich geht. Folge davon ist, daß in den Palagoniten jede Spur von Eisenoxydul fehlt. Daraus ließe sich das Vorkommen von gediegenem Kupfer pag. 484 in den Mandelsteinen erklären, was aus flüchtigem Chlorkupfer reducirt sein würde. Wenn also blos durch Be- rührung der Augitlaven mit Kalkgebirgen sich Tuffe erzeugen, so würde die Erklärung der mächtigen Basalttuffe unserer schwäbischen Alp nicht mehr so unübersteigliche Schwierigkeiten darbieten.
Bunsen zeigt nun weiter, daß das Palagonitische Tuffgebirge we- sentlich ein Gemenge von zweierlei Sachen sei: das eine seien wasserfreie Gebirgsbrocken, deren Zusammensetzung genau mit den normal pyroxe- nischen Gesteinen pag. 681 übereinstimmen, dieselben wurden von der andern Substanz eingehüllt, die von amorpher Beschaffenheit wesentlich aus zweierlei wasserhaltigen Silikaten von der Form R3 Si2 + aq und R3 Si + aq bestünden. Beide Glieder scheinen sich in verschiedenen Verhältnissen mit einander zu mischen: der Palagonit besteht aus R3 Si2 + 2 R3 Si + aq und ein Tuff der Chatham-Inseln aus R3 Si2 + A Si + aq. Sie sind
Quenstedt, Mineralogie. 44
Gebirgsarten: Tuffe.
Erkalten abermals das ſchönſte Glas, wie vorher. Daraus läßt ſich dann leicht erklären, warum manche natürlichen Gläſer trübe, porphyrartig ꝛc. werden. Das Porphyrartige ſcheint jedoch bei manchen Obſidianen auch ſeinen Grund darin zu haben, daß die eingeſprengten rundlichen Flecke wegen Mangel an Hitze nicht zum Schmelzen kamen.
H.Tuffe.
Das Wort Tuff wird doppeltſinnig gebraucht: einmal verſteht man Niederſchläge des Waſſers darunter, wie Kieſeltuff pag. 181, Kalktuff pag. 337; dann aber auch die ſogenannten Vulkaniſchen Tuffe, welche in ſo großer Menge und Mannigfaltigkeit auftreten. Die ſpeienden Vulkane ergießen nicht blos glühende Lavenſtröme, welche zu Stein oder Glas erhärten, ſondern ſie werfen auch Schlackenſtücke als Bomben, La- pilli, Aſche in ungeheuren Maſſen aus, die ſich um den Berg herum ab- lagern, und jene ganz eigenthümliche Art unkryſtalliniſcher Trümmergeſteine bilden, woran das Waſſer keinen unmittelbaren Antheil hat. Bunſen (Pogg. Ann. 83. 219) glaubt ſogar nachweiſen zu können, daß die Pala- gonittuffe pag. 275 metamorphiſche Bildungen ſeien, welche durch Ein- wirkung der glühenden Augitlaven auf Kalk- oder Alkalienreiche Geſteine gebildet würden. Denn man bekomme Palagonit, wenn man feingeriebenen Baſalt in einen großen Ueberſchuß von geſchmolzenem Kalihydrat einträgt, und das gebildete überſchüſſige Kaliſilikat mit Waſſer übergießt. Die ausgelaugte und durch Abſchlämmen erhaltene hydratiſche, nach dem Trocknen pulverförmige, ſchon mit der ſchwächſten Säure gelatinirende, durch Kohlen- ſäure und Schwefelwaſſerſtoff leicht zerſetzbare Subſtanz ſtimmt mit dem reinſten Isländiſchen Palagonit = Ṙ3 S⃛i2 + 2 (F̶⃛e, A̶⃛l) S⃛i + 9 Ḣ̶.
Dabei entwickelt ſich eine namhafte Menge reinen Waſſerſtoffs, deſſen Ausſcheidung auf der Oxydation der Eiſenoxydulſilikate zu Eiſenoxyd- ſilikaten beruht und die auf Koſten des im Kalihydrate enthaltenen Waſſer- atomes vor ſich geht. Folge davon iſt, daß in den Palagoniten jede Spur von Eiſenoxydul fehlt. Daraus ließe ſich das Vorkommen von gediegenem Kupfer pag. 484 in den Mandelſteinen erklären, was aus flüchtigem Chlorkupfer reducirt ſein würde. Wenn alſo blos durch Be- rührung der Augitlaven mit Kalkgebirgen ſich Tuffe erzeugen, ſo würde die Erklärung der mächtigen Baſalttuffe unſerer ſchwäbiſchen Alp nicht mehr ſo unüberſteigliche Schwierigkeiten darbieten.
Bunſen zeigt nun weiter, daß das Palagonitiſche Tuffgebirge we- ſentlich ein Gemenge von zweierlei Sachen ſei: das eine ſeien waſſerfreie Gebirgsbrocken, deren Zuſammenſetzung genau mit den normal pyroxe- niſchen Geſteinen pag. 681 übereinſtimmen, dieſelben wurden von der andern Subſtanz eingehüllt, die von amorpher Beſchaffenheit weſentlich aus zweierlei waſſerhaltigen Silikaten von der Form Ṙ3 S⃛i2 + aq und R̶⃛3 S⃛i + aq beſtünden. Beide Glieder ſcheinen ſich in verſchiedenen Verhältniſſen mit einander zu miſchen: der Palagonit beſteht aus Ṙ3 S⃛i2 + 2 R̶⃛3 S⃛i + aq und ein Tuff der Chatham-Inſeln aus Ṙ3 S⃛i2 + A̶⃛ S⃛i + aq. Sie ſind
Quenſtedt, Mineralogie. 44
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Gebirgsarten: Tuffe.
Erkalten abermals das ſchönſte Glas, wie vorher. Daraus läßt ſich dann
leicht erklären, warum manche natürlichen Gläſer trübe, porphyrartig ꝛc.
werden. Das Porphyrartige ſcheint jedoch bei manchen Obſidianen auch
ſeinen Grund darin zu haben, daß die eingeſprengten rundlichen Flecke
wegen Mangel an Hitze nicht zum Schmelzen kamen.
H. Tuffe.
Das Wort Tuff wird doppeltſinnig gebraucht: einmal verſteht man
Niederſchläge des Waſſers darunter, wie Kieſeltuff pag. 181, Kalktuff
pag. 337; dann aber auch die ſogenannten Vulkaniſchen Tuffe,
welche in ſo großer Menge und Mannigfaltigkeit auftreten. Die ſpeienden
Vulkane ergießen nicht blos glühende Lavenſtröme, welche zu Stein oder
Glas erhärten, ſondern ſie werfen auch Schlackenſtücke als Bomben, La-
pilli, Aſche in ungeheuren Maſſen aus, die ſich um den Berg herum ab-
lagern, und jene ganz eigenthümliche Art unkryſtalliniſcher Trümmergeſteine
bilden, woran das Waſſer keinen unmittelbaren Antheil hat. Bunſen
(Pogg. Ann. 83. 219) glaubt ſogar nachweiſen zu können, daß die Pala-
gonittuffe pag. 275 metamorphiſche Bildungen ſeien, welche durch Ein-
wirkung der glühenden Augitlaven auf Kalk- oder Alkalienreiche Geſteine
gebildet würden. Denn man bekomme Palagonit, wenn man feingeriebenen
Baſalt in einen großen Ueberſchuß von geſchmolzenem Kalihydrat einträgt,
und das gebildete überſchüſſige Kaliſilikat mit Waſſer übergießt. Die
ausgelaugte und durch Abſchlämmen erhaltene hydratiſche, nach dem Trocknen
pulverförmige, ſchon mit der ſchwächſten Säure gelatinirende, durch Kohlen-
ſäure und Schwefelwaſſerſtoff leicht zerſetzbare Subſtanz ſtimmt mit dem
reinſten Isländiſchen
Palagonit = Ṙ3 S⃛i2 + 2 (F̶⃛e, A̶⃛l) S⃛i + 9 Ḣ̶.
Dabei entwickelt ſich eine namhafte Menge reinen Waſſerſtoffs, deſſen
Ausſcheidung auf der Oxydation der Eiſenoxydulſilikate zu Eiſenoxyd-
ſilikaten beruht und die auf Koſten des im Kalihydrate enthaltenen Waſſer-
atomes vor ſich geht. Folge davon iſt, daß in den Palagoniten jede
Spur von Eiſenoxydul fehlt. Daraus ließe ſich das Vorkommen von
gediegenem Kupfer pag. 484 in den Mandelſteinen erklären, was aus
flüchtigem Chlorkupfer reducirt ſein würde. Wenn alſo blos durch Be-
rührung der Augitlaven mit Kalkgebirgen ſich Tuffe erzeugen, ſo würde
die Erklärung der mächtigen Baſalttuffe unſerer ſchwäbiſchen Alp nicht
mehr ſo unüberſteigliche Schwierigkeiten darbieten.
Bunſen zeigt nun weiter, daß das Palagonitiſche Tuffgebirge we-
ſentlich ein Gemenge von zweierlei Sachen ſei: das eine ſeien waſſerfreie
Gebirgsbrocken, deren Zuſammenſetzung genau mit den normal pyroxe-
niſchen Geſteinen pag. 681 übereinſtimmen, dieſelben wurden von der
andern Subſtanz eingehüllt, die von amorpher Beſchaffenheit weſentlich
aus zweierlei waſſerhaltigen Silikaten von der Form
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beſtünden. Beide Glieder ſcheinen ſich in verſchiedenen Verhältniſſen mit
einander zu miſchen: der Palagonit beſteht aus Ṙ3 S⃛i2 + 2 R̶⃛3 S⃛i + aq
und ein Tuff der Chatham-Inſeln aus Ṙ3 S⃛i2 + A̶⃛ S⃛i + aq. Sie ſind
Quenſtedt, Mineralogie. 44
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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 689. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/701>, abgerufen am 21.11.2024.
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