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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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V. Cl. Geschw. Metalle: Bournonit.
2. Bournonit.

Graf Bournon beschreibt es in den Philos. Transact. 1804 pag. 30
als Sulphuret of Lead, Antimony and Copper aus der Grube Huel Boys
bei Endellion im nördlichen Cornwallis. Klaproth Beiträge IV. 82 ana-
lysirte es als Spießglanzbleierz, Werner nannte es in seinen letzten
Jahren nochmals Schwarzspießglanz, zu Kapnik nannten es die Berg-
leute längst Rädelerz. Antimoine sulfure plumbo-cuprifere Hauy's.

2gliedrig, aber die Krystalle oft schwierig zu entziffern. Schon
[Abbildung] Phillips gibt die Säule d = a : b : infinityc 930 40' an,
sie kommt häufig nur sehr untergeordnet vor, was das
Erkennen erschwert. Das auf die stumpfe Säulenkante
aufgesetzte Paar n = b : 2c : infinitya mit 830 29' über
T in b glänzt stark, und kann bei den großen Krystallen von Neudorf
leicht mit dem Anlegegoniometer controllirt werden. Das auf die stumpfe
Kante aufgesetzte Paar p = a : 2c : infinityb mit 870 8' über M in a ist
meist matt und unförmlich, und daran öfter leicht zu erkennen. In den
vorstehenden Krystallen von Bräunsdorf dehnen sich dann P = c : infinitya :
infinityb, M = a : infinityb : infinityc
, und die etwas blättrige T = b : infinitya : infinityc
zum Tafelartigen aus. Wenn sich dagegen die beiden Paare n und p
vergrößern, wie bei Neudorf, so gleichen sie einem viergliedrigen Oktaeder,
an welchem das Hauptoktaeder o = a : b : c die Endkanten abstumpft.
Dasselbe hat für c = 1 die Axen
a : b = [Formel 1] ; lag = 0,32272, lgb = 0,35035.
Die vordere Endkante mißt 1360 7', die seitliche 1330 3', die Differenz beider be-
[Abbildung] trägt nur 30. Darunter kommen gewöhnlich kleine Ok-
taederflächen y = a : b : 2c vor. Faßt man diese Kry-
stalle übrigens näher ins Auge, so sieht man besonders
auf der matten p einspringende Winkel und Ungleich-
heiten: es zeigt das Zwillingsverhältnisse an, indem
zwei Individuen die Säulenfläche d = a : b : infinityc ge-
mein haben, und sich durchkreuzen. Da die Säulenwinkel nur um 30 40' vom
Rechten abweichen, so verwechselt man sie leicht mit einfachen Individuen. In
England dagegen durchkreuzen sich die Individuen, wie das schon Bournon
beschreibt, und erinnern dann durch ihr Bild an Staurolith pag. 236.

Es kommen daselbst sehr complicirte Krystalle vor, meist mit Neigung
[Abbildung] zur Tafelform. Beistehender von Haidinger abgebil-
deter Krystall hat außer P M T n p o y, die Säule d
= a : b : infinityc
nur sehr klein, daneben kommt noch
e = a : 2b : infinityc, und f = 2a : b : infinityc, q = a :
c : infinityb.
Zwischen q/o liegt öfter a : c : 2b. Phil-
lips gibt noch viele andere an, namentlich auch in
der Verticalzone M/P.

G. Rose (Pogg. Ann. 76. 291) sucht die Form
des Bournonit's mit Arragonit in Beziehung zu
bringen, man muß dann aber die Krystalle nach der
Verticalzone p/p aufrecht stellen. Da nun eine beim
Bournonit vorkommende Fläche t = 3/4a : c : infinityb in der Axe a den Winkel
1150 16' macht, welcher vom Arragonit nur 10 abweicht, so müßte man

V. Cl. Geſchw. Metalle: Bournonit.
2. Bournonit.

Graf Bournon beſchreibt es in den Philos. Transact. 1804 pag. 30
als Sulphuret of Lead, Antimony and Copper aus der Grube Huel Boys
bei Endellion im nördlichen Cornwallis. Klaproth Beiträge IV. 82 ana-
lyſirte es als Spießglanzbleierz, Werner nannte es in ſeinen letzten
Jahren nochmals Schwarzſpießglanz, zu Kapnik nannten es die Berg-
leute längſt Rädelerz. Antimoine sulfuré plumbo-cuprifère Hauy’s.

2gliedrig, aber die Kryſtalle oft ſchwierig zu entziffern. Schon
[Abbildung] Phillips gibt die Säule d = a : b : ∞c 930 40′ an,
ſie kommt häufig nur ſehr untergeordnet vor, was das
Erkennen erſchwert. Das auf die ſtumpfe Säulenkante
aufgeſetzte Paar n = b : 2c : ∞a mit 830 29′ über
T in b glänzt ſtark, und kann bei den großen Kryſtallen von Neudorf
leicht mit dem Anlegegoniometer controllirt werden. Das auf die ſtumpfe
Kante aufgeſetzte Paar p = a : 2c : ∞b mit 870 8′ über M in a iſt
meiſt matt und unförmlich, und daran öfter leicht zu erkennen. In den
vorſtehenden Kryſtallen von Bräunsdorf dehnen ſich dann P = c : ∞a :
∞b, M = a : ∞b : ∞c
, und die etwas blättrige T = b : ∞a : ∞c
zum Tafelartigen aus. Wenn ſich dagegen die beiden Paare n und p
vergrößern, wie bei Neudorf, ſo gleichen ſie einem viergliedrigen Oktaeder,
an welchem das Hauptoktaeder o = a : b : c die Endkanten abſtumpft.
Daſſelbe hat für c = 1 die Axen
a : b = [Formel 1] ; lag = 0,32272, lgb = 0,35035.
Die vordere Endkante mißt 1360 7′, die ſeitliche 1330 3′, die Differenz beider be-
[Abbildung] trägt nur 30. Darunter kommen gewöhnlich kleine Ok-
taederflächen y = a : b : 2c vor. Faßt man dieſe Kry-
ſtalle übrigens näher ins Auge, ſo ſieht man beſonders
auf der matten p einſpringende Winkel und Ungleich-
heiten: es zeigt das Zwillingsverhältniſſe an, indem
zwei Individuen die Säulenfläche d = a : b : ∞c ge-
mein haben, und ſich durchkreuzen. Da die Säulenwinkel nur um 30 40′ vom
Rechten abweichen, ſo verwechſelt man ſie leicht mit einfachen Individuen. In
England dagegen durchkreuzen ſich die Individuen, wie das ſchon Bournon
beſchreibt, und erinnern dann durch ihr Bild an Staurolith pag. 236.

Es kommen daſelbſt ſehr complicirte Kryſtalle vor, meiſt mit Neigung
[Abbildung] zur Tafelform. Beiſtehender von Haidinger abgebil-
deter Kryſtall hat außer P M T n p o y, die Säule d
= a : b : ∞c
nur ſehr klein, daneben kommt noch
e = a : 2b : ∞c, und f = 2a : b : ∞c, q = a :
c : ∞b.
Zwiſchen q/o liegt öfter a : c : 2b. Phil-
lips gibt noch viele andere an, namentlich auch in
der Verticalzone M/P.

G. Roſe (Pogg. Ann. 76. 291) ſucht die Form
des Bournonit’s mit Arragonit in Beziehung zu
bringen, man muß dann aber die Kryſtalle nach der
Verticalzone p/p aufrecht ſtellen. Da nun eine beim
Bournonit vorkommende Fläche t = ¾a : c : ∞b in der Axe a den Winkel
1150 16′ macht, welcher vom Arragonit nur 10 abweicht, ſo müßte man

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[622/0634] V. Cl. Geſchw. Metalle: Bournonit. 2. Bournonit. Graf Bournon beſchreibt es in den Philos. Transact. 1804 pag. 30 als Sulphuret of Lead, Antimony and Copper aus der Grube Huel Boys bei Endellion im nördlichen Cornwallis. Klaproth Beiträge IV. 82 ana- lyſirte es als Spießglanzbleierz, Werner nannte es in ſeinen letzten Jahren nochmals Schwarzſpießglanz, zu Kapnik nannten es die Berg- leute längſt Rädelerz. Antimoine sulfuré plumbo-cuprifère Hauy’s. 2gliedrig, aber die Kryſtalle oft ſchwierig zu entziffern. Schon [Abbildung] Phillips gibt die Säule d = a : b : ∞c 930 40′ an, ſie kommt häufig nur ſehr untergeordnet vor, was das Erkennen erſchwert. Das auf die ſtumpfe Säulenkante aufgeſetzte Paar n = b : 2c : ∞a mit 830 29′ über T in b glänzt ſtark, und kann bei den großen Kryſtallen von Neudorf leicht mit dem Anlegegoniometer controllirt werden. Das auf die ſtumpfe Kante aufgeſetzte Paar p = a : 2c : ∞b mit 870 8′ über M in a iſt meiſt matt und unförmlich, und daran öfter leicht zu erkennen. In den vorſtehenden Kryſtallen von Bräunsdorf dehnen ſich dann P = c : ∞a : ∞b, M = a : ∞b : ∞c, und die etwas blättrige T = b : ∞a : ∞c zum Tafelartigen aus. Wenn ſich dagegen die beiden Paare n und p vergrößern, wie bei Neudorf, ſo gleichen ſie einem viergliedrigen Oktaeder, an welchem das Hauptoktaeder o = a : b : c die Endkanten abſtumpft. Daſſelbe hat für c = 1 die Axen a : b = [FORMEL]; lag = 0,32272, lgb = 0,35035. Die vordere Endkante mißt 1360 7′, die ſeitliche 1330 3′, die Differenz beider be- [Abbildung] trägt nur 30. Darunter kommen gewöhnlich kleine Ok- taederflächen y = a : b : 2c vor. Faßt man dieſe Kry- ſtalle übrigens näher ins Auge, ſo ſieht man beſonders auf der matten p einſpringende Winkel und Ungleich- heiten: es zeigt das Zwillingsverhältniſſe an, indem zwei Individuen die Säulenfläche d = a : b : ∞c ge- mein haben, und ſich durchkreuzen. Da die Säulenwinkel nur um 30 40′ vom Rechten abweichen, ſo verwechſelt man ſie leicht mit einfachen Individuen. In England dagegen durchkreuzen ſich die Individuen, wie das ſchon Bournon beſchreibt, und erinnern dann durch ihr Bild an Staurolith pag. 236. Es kommen daſelbſt ſehr complicirte Kryſtalle vor, meiſt mit Neigung [Abbildung] zur Tafelform. Beiſtehender von Haidinger abgebil- deter Kryſtall hat außer P M T n p o y, die Säule d = a : b : ∞c nur ſehr klein, daneben kommt noch e = a : 2b : ∞c, und f = 2a : b : ∞c, q = a : c : ∞b. Zwiſchen q/o liegt öfter a : c : 2b. Phil- lips gibt noch viele andere an, namentlich auch in der Verticalzone M/P. G. Roſe (Pogg. Ann. 76. 291) ſucht die Form des Bournonit’s mit Arragonit in Beziehung zu bringen, man muß dann aber die Kryſtalle nach der Verticalzone p/p aufrecht ſtellen. Da nun eine beim Bournonit vorkommende Fläche t = ¾a : c : ∞b in der Axe a den Winkel 1150 16′ macht, welcher vom Arragonit nur 10 abweicht, ſo müßte man

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 622. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/634>, abgerufen am 13.11.2024.