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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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III. Cl. Gediegene Metalle: Quecksilber.
3. Quecksilber.

Quicken oder Verquicken heißt der Bergmann das Amalgamiren,
udrarguros, argentum vivum Plinius 33. 32, Mercure, Quiksilver.

Es haftet in kleinen zinnweißen Kugeln meist zwischen Zinnober auf
dem Gestein. Dünne Schichten auf Wassertropfen scheinen blau durch
mit einem Stich ins Violett. Gewicht 13,54. Bei -- 32° R. erstarrt
es zu einer wie Blei geschmeidigen Masse, die auf der Haut Brandblasen
erregt. Es zieht sich dabei plötzlich zusammen und wiegt 15,6. Die Pe-
tersburger Akademiker machten am 25. December 1759 diese merkwürdige
Entdeckung. Es soll dann in regulären Oktaedern krystallisiren. Bei
288° R. siedet und verdampft es stark. Von -- 32° bis + 80° dehnt
es sich vollkommen gleichförmig aus, 1° = . Reines Quecksilber
oxydirt sich nicht an der Luft, allein das verunreinigte bezieht sich mit
einer grauen Haut. Von den mechanisch beigemengten Theilen wird es
mittelst Pressen durch Leder gereinigt.

Amalgamation. Das Quecksilber löst gediegene Metalle, und
da es sich beim Ausglühen verflüchtigt, so bleibt das Metall zurück. Da-
her ist das Quecksilber für das Ausbringen von Gold und Silber von der
höchsten Wichtigkeit. Der gewaschene Goldsand wird mit Quecksilber angequickt.
Da das Silber meist vererzt vorkommt, so müssen die Erze mit Salz ge-
mischt werden, damit sich Chlorsilber bilde, dieß geschieht in Amerika nach
2 Monaten an der Luft, in Europa durch Rösten in wenigen Stunden
am Feuer. Wird die so beschickte Masse mit Eisen und Wasser behandelt,
so bildet sich Chloreisen, Silber wird gediegen ausgeschieden, und kann
so vom Quecksilber aufgenommen werden. Zu Potosi wurden von 1570
bis 1830 7000 Mill. Gulden vermünzt, dabei gingen 280 Mill. Pfund
Quecksilber im Werthe von 700 Mill. Gulden verloren, die im Schlamme
des Pilcomayor liegen. Der Quecksilberverlust beträgt daselbst das andert-
halbfache Gewicht des Silbers, 11mal mehr als auf dem Halsbrückner
Werk bei Freiberg.

Zinnober mit 86,2 Hg ist das einzig wichtige Quecksilbererz, denn
Horn-, Jod- und Selenquecksilber sind nur Seltenheiten. Quecksilberfahlerz
von Ungarn und Schwaz 15,6 Hg.

Almaden (22,000 Ctr. jährlich liefernd) in der Sierra Morena,
Provinz la Mancha, und Almadenejos (5000 Ctr.) sind die unerschöpf-
lichen Quellen, wo schon 700 Jahre v. Ch. die Griechen ihr Minium
(Plinius hist. nat. 33. 37) holten: es sind senkrechte Gänge von Quarz,
die 24'--50' mächtig mit Zinnober erfüllt im Thonschiefergebirge aufsetzen.
Idria im Krainschen Kalkgebirge, ein 2800' langes und 280' mächtiges
gehobenes Lager der Kohlenformation. Eine Quelle soll gediegenes Queck-
silber heraus gebracht haben, 1497 trieben schon die Venetianer dort
Raubbau. Zu Kaiser Josephs Zeit 1786 lieferten sie an Spanien kon-
tractmäßig jährlich 9000 Ctr. a 98 fl., gegenwärtig soll der Ertrag auf
1500 Ctr. herabgesunken sein. In manchen Bauen kann gediegenes Me-
tall geschöpft werden. Die Rheinpfalz (Stahlberg und Landsberg bei
Moschel) liefert uns die besten Quecksilberstufen, der Bergbau schon seit
1410 im Betrieb, aber unzuverläßig. Die Gänge setzen im Kohlengebirge
auf, selbst die Steinkohlen und die Fische im Schiefer sind mit Zinnober

III. Cl. Gediegene Metalle: Queckſilber.
3. Queckſilber.

Quicken oder Verquicken heißt der Bergmann das Amalgamiren,
ὑδράργυρος, argentum vivum Plinius 33. 32, Mercure, Quiksilver.

Es haftet in kleinen zinnweißen Kugeln meiſt zwiſchen Zinnober auf
dem Geſtein. Dünne Schichten auf Waſſertropfen ſcheinen blau durch
mit einem Stich ins Violett. Gewicht 13,54. Bei — 32° R. erſtarrt
es zu einer wie Blei geſchmeidigen Maſſe, die auf der Haut Brandblaſen
erregt. Es zieht ſich dabei plötzlich zuſammen und wiegt 15,6. Die Pe-
tersburger Akademiker machten am 25. December 1759 dieſe merkwürdige
Entdeckung. Es ſoll dann in regulären Oktaedern kryſtalliſiren. Bei
288° R. ſiedet und verdampft es ſtark. Von — 32° bis + 80° dehnt
es ſich vollkommen gleichförmig aus, 1° = . Reines Queckſilber
oxydirt ſich nicht an der Luft, allein das verunreinigte bezieht ſich mit
einer grauen Haut. Von den mechaniſch beigemengten Theilen wird es
mittelſt Preſſen durch Leder gereinigt.

Amalgamation. Das Queckſilber löst gediegene Metalle, und
da es ſich beim Ausglühen verflüchtigt, ſo bleibt das Metall zurück. Da-
her iſt das Queckſilber für das Ausbringen von Gold und Silber von der
höchſten Wichtigkeit. Der gewaſchene Goldſand wird mit Queckſilber angequickt.
Da das Silber meiſt vererzt vorkommt, ſo müſſen die Erze mit Salz ge-
miſcht werden, damit ſich Chlorſilber bilde, dieß geſchieht in Amerika nach
2 Monaten an der Luft, in Europa durch Röſten in wenigen Stunden
am Feuer. Wird die ſo beſchickte Maſſe mit Eiſen und Waſſer behandelt,
ſo bildet ſich Chloreiſen, Silber wird gediegen ausgeſchieden, und kann
ſo vom Queckſilber aufgenommen werden. Zu Potoſi wurden von 1570
bis 1830 7000 Mill. Gulden vermünzt, dabei gingen 280 Mill. Pfund
Queckſilber im Werthe von 700 Mill. Gulden verloren, die im Schlamme
des Pilcomayor liegen. Der Queckſilberverluſt beträgt daſelbſt das andert-
halbfache Gewicht des Silbers, 11mal mehr als auf dem Halsbrückner
Werk bei Freiberg.

Zinnober mit 86,2 Hg iſt das einzig wichtige Queckſilbererz, denn
Horn-, Jod- und Selenqueckſilber ſind nur Seltenheiten. Queckſilberfahlerz
von Ungarn und Schwaz 15,6 Hg.

Almaden (22,000 Ctr. jährlich liefernd) in der Sierra Morena,
Provinz la Mancha, und Almadenejos (5000 Ctr.) ſind die unerſchöpf-
lichen Quellen, wo ſchon 700 Jahre v. Ch. die Griechen ihr Minium
(Plinius hist. nat. 33. 37) holten: es ſind ſenkrechte Gänge von Quarz,
die 24′—50′ mächtig mit Zinnober erfüllt im Thonſchiefergebirge aufſetzen.
Idria im Krainſchen Kalkgebirge, ein 2800′ langes und 280′ mächtiges
gehobenes Lager der Kohlenformation. Eine Quelle ſoll gediegenes Queck-
ſilber heraus gebracht haben, 1497 trieben ſchon die Venetianer dort
Raubbau. Zu Kaiſer Joſephs Zeit 1786 lieferten ſie an Spanien kon-
tractmäßig jährlich 9000 Ctr. à 98 fl., gegenwärtig ſoll der Ertrag auf
1500 Ctr. herabgeſunken ſein. In manchen Bauen kann gediegenes Me-
tall geſchöpft werden. Die Rheinpfalz (Stahlberg und Landsberg bei
Moſchel) liefert uns die beſten Queckſilberſtufen, der Bergbau ſchon ſeit
1410 im Betrieb, aber unzuverläßig. Die Gänge ſetzen im Kohlengebirge
auf, ſelbſt die Steinkohlen und die Fiſche im Schiefer ſind mit Zinnober

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[480/0492] III. Cl. Gediegene Metalle: Queckſilber. 3. Queckſilber. Quicken oder Verquicken heißt der Bergmann das Amalgamiren, ὑδράργυρος, argentum vivum Plinius 33. 32, Mercure, Quiksilver. Es haftet in kleinen zinnweißen Kugeln meiſt zwiſchen Zinnober auf dem Geſtein. Dünne Schichten auf Waſſertropfen ſcheinen blau durch mit einem Stich ins Violett. Gewicht 13,54. Bei — 32° R. erſtarrt es zu einer wie Blei geſchmeidigen Maſſe, die auf der Haut Brandblaſen erregt. Es zieht ſich dabei plötzlich zuſammen und wiegt 15,6. Die Pe- tersburger Akademiker machten am 25. December 1759 dieſe merkwürdige Entdeckung. Es ſoll dann in regulären Oktaedern kryſtalliſiren. Bei 288° R. ſiedet und verdampft es ſtark. Von — 32° bis + 80° dehnt es ſich vollkommen gleichförmig aus, 1° = [FORMEL]. Reines Queckſilber oxydirt ſich nicht an der Luft, allein das verunreinigte bezieht ſich mit einer grauen Haut. Von den mechaniſch beigemengten Theilen wird es mittelſt Preſſen durch Leder gereinigt. Amalgamation. Das Queckſilber löst gediegene Metalle, und da es ſich beim Ausglühen verflüchtigt, ſo bleibt das Metall zurück. Da- her iſt das Queckſilber für das Ausbringen von Gold und Silber von der höchſten Wichtigkeit. Der gewaſchene Goldſand wird mit Queckſilber angequickt. Da das Silber meiſt vererzt vorkommt, ſo müſſen die Erze mit Salz ge- miſcht werden, damit ſich Chlorſilber bilde, dieß geſchieht in Amerika nach 2 Monaten an der Luft, in Europa durch Röſten in wenigen Stunden am Feuer. Wird die ſo beſchickte Maſſe mit Eiſen und Waſſer behandelt, ſo bildet ſich Chloreiſen, Silber wird gediegen ausgeſchieden, und kann ſo vom Queckſilber aufgenommen werden. Zu Potoſi wurden von 1570 bis 1830 7000 Mill. Gulden vermünzt, dabei gingen 280 Mill. Pfund Queckſilber im Werthe von 700 Mill. Gulden verloren, die im Schlamme des Pilcomayor liegen. Der Queckſilberverluſt beträgt daſelbſt das andert- halbfache Gewicht des Silbers, 11mal mehr als auf dem Halsbrückner Werk bei Freiberg. Zinnober mit 86,2 Hg iſt das einzig wichtige Queckſilbererz, denn Horn-, Jod- und Selenqueckſilber ſind nur Seltenheiten. Queckſilberfahlerz von Ungarn und Schwaz 15,6 Hg. Almaden (22,000 Ctr. jährlich liefernd) in der Sierra Morena, Provinz la Mancha, und Almadenejos (5000 Ctr.) ſind die unerſchöpf- lichen Quellen, wo ſchon 700 Jahre v. Ch. die Griechen ihr Minium (Plinius hist. nat. 33. 37) holten: es ſind ſenkrechte Gänge von Quarz, die 24′—50′ mächtig mit Zinnober erfüllt im Thonſchiefergebirge aufſetzen. Idria im Krainſchen Kalkgebirge, ein 2800′ langes und 280′ mächtiges gehobenes Lager der Kohlenformation. Eine Quelle ſoll gediegenes Queck- ſilber heraus gebracht haben, 1497 trieben ſchon die Venetianer dort Raubbau. Zu Kaiſer Joſephs Zeit 1786 lieferten ſie an Spanien kon- tractmäßig jährlich 9000 Ctr. à 98 fl., gegenwärtig ſoll der Ertrag auf 1500 Ctr. herabgeſunken ſein. In manchen Bauen kann gediegenes Me- tall geſchöpft werden. Die Rheinpfalz (Stahlberg und Landsberg bei Moſchel) liefert uns die beſten Queckſilberſtufen, der Bergbau ſchon ſeit 1410 im Betrieb, aber unzuverläßig. Die Gänge ſetzen im Kohlengebirge auf, ſelbſt die Steinkohlen und die Fiſche im Schiefer ſind mit Zinnober

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/492>, abgerufen am 13.11.2024.