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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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II. Cl. Salinische Steine: Salpeter.
des Kochsalzes. Jodnatrium, Jodkalium, Bromnatrium, Bromkalium,
Fluornatrium, Fluorkalium, Cyankalium, Jodammonium etc. treten alle
würfelig auf. Platinsalmiak und Iridsalmiak sind wenigstens regulär.
So ließe sich die Sache noch weiter ausdehnen.

Nitrate.

Das Radical der Salpetersäure (N.....) ist Stickstoff. Wenn es schon
beim Salmiak unwahrscheinlich war, daß der Stickstoff aus dem Erdinnern
stamme, so ist es bei der Salpetersäure noch unwahrscheinlicher, da ihre
Salze immer nur als Ausblühungen oder in oberflächlichen Erdschichten
eine Rolle spielen. Nicht blos Pflanzen und Thiere erzeugen Stickstoff-
verbindungen, sondern auch der Blitz kann auf direktem Wege den Sauer-
stoff und Stickstoff der Luft miteinander verbinden. Zwar fördern auch
die heißen Quellen (Aachen, Wildbad, Wisbaden etc.) Stickstoff als Gas,
oder gar in Verbindungen, die man nach einer Quelle bei Barege in den
Pyrenäen Baregine genannt hat, wodurch heiße Quellen überhaupt etwas
nach Fleischbrühe riechen und schmecken sollen. Allein das ließe sich leicht
durch Eindringen der Tagewasser erklären.

1. Salpeter.

Darunter versteht man vorzugsweise den Kalisalpeter K N...... Die
Alten und noch Agricola begreifen ihn unter Nitrum, Potasse nitratee.
Den künstlichen bekommt man aus schönen Krystallen, daher legte schon
Linne ein besonderes Gewicht auf seine Krystallisationskraft, und nannte
den Quarz Nitrum quartzosum.

Zweigliedrig wie Arragonit pag. 348. Eine geschobene Säule
M = a : b : infinityc macht 119°, deren scharfe Kante durch h = b : infinitya :
infinityc
gerade abgestumpft wird. Beide sind etwas blättrig, und gleichen
regulären sechsseitigen Säulen, wie sie Hauy und seine Vorgänger nahmen.
Als Zuschärfung herrscht gewöhnlich i = c : 1/2b : infinitya 71° in der obern
Kante, kommt dazu noch das Oktaeder o = a : b : c, so hat die scheinbar
reguläre sechsseitige Säule auch noch ein scheinbares Dihexaeder io zur
Endigung aber mit 4 + 2 Endkanten : i/o = 132° 28', und o/o = 131°
27'. Daraus folgen die Axen
[Formel 1] ,
lga = 9,92445, lgb = 0,15430.

P = b : c : infinitya 109° 56' liegt gewöhnlich klein über i, x = b : 1/2c :
infinitya
, z = b : 4c : infinitya, f = a : b : 1/2c. Auch die Zwillinge haben die
Säulenfläche M gemein und liegen umgekehrt.

Die optischen Axen (Pogg. Ann. 50. 376) liegen wie beim Arragonit
in der Axenebene b c, machen einen Winkel von 5° 20', welchen die
Hauptaxe c halbirt. Schneidet man die Säulen senkrecht gegen die Axen,
so bekommt man in der Turmalinscheere Lemniscaten zu Gesicht. Da
durchsichtige Stücke sehr leicht zu erwerben und zu schleifen sind, so ist
Salpeter in dieser Beziehung vortrefflich.

Der Querbruch der Säulen zeigt einen eigenthümlichen starken Fett-

II. Cl. Saliniſche Steine: Salpeter.
des Kochſalzes. Jodnatrium, Jodkalium, Bromnatrium, Bromkalium,
Fluornatrium, Fluorkalium, Cyankalium, Jodammonium ꝛc. treten alle
würfelig auf. Platinſalmiak und Iridſalmiak ſind wenigſtens regulär.
So ließe ſich die Sache noch weiter ausdehnen.

Nitrate.

Das Radical der Salpeterſäure (˙˙˙˙˙) iſt Stickſtoff. Wenn es ſchon
beim Salmiak unwahrſcheinlich war, daß der Stickſtoff aus dem Erdinnern
ſtamme, ſo iſt es bei der Salpeterſäure noch unwahrſcheinlicher, da ihre
Salze immer nur als Ausblühungen oder in oberflächlichen Erdſchichten
eine Rolle ſpielen. Nicht blos Pflanzen und Thiere erzeugen Stickſtoff-
verbindungen, ſondern auch der Blitz kann auf direktem Wege den Sauer-
ſtoff und Stickſtoff der Luft miteinander verbinden. Zwar fördern auch
die heißen Quellen (Aachen, Wildbad, Wisbaden ꝛc.) Stickſtoff als Gas,
oder gar in Verbindungen, die man nach einer Quelle bei Barège in den
Pyrenäen Barègine genannt hat, wodurch heiße Quellen überhaupt etwas
nach Fleiſchbrühe riechen und ſchmecken ſollen. Allein das ließe ſich leicht
durch Eindringen der Tagewaſſer erklären.

1. Salpeter.

Darunter verſteht man vorzugsweiſe den Kaliſalpeter K̇ N̶˙˙˙˙˙. Die
Alten und noch Agricola begreifen ihn unter Nitrum, Potasse nitratée.
Den künſtlichen bekommt man aus ſchönen Kryſtallen, daher legte ſchon
Linné ein beſonderes Gewicht auf ſeine Kryſtalliſationskraft, und nannte
den Quarz Nitrum quartzosum.

Zweigliedrig wie Arragonit pag. 348. Eine geſchobene Säule
M = a : b : ∞c macht 119°, deren ſcharfe Kante durch h = b : ∞a :
∞c
gerade abgeſtumpft wird. Beide ſind etwas blättrig, und gleichen
regulären ſechsſeitigen Säulen, wie ſie Hauy und ſeine Vorgänger nahmen.
Als Zuſchärfung herrſcht gewöhnlich i = c : ½b : ∞a 71° in der obern
Kante, kommt dazu noch das Oktaeder o = a : b : c, ſo hat die ſcheinbar
reguläre ſechsſeitige Säule auch noch ein ſcheinbares Dihexaeder io zur
Endigung aber mit 4 + 2 Endkanten : i/o = 132° 28′, und o/o = 131°
27′. Daraus folgen die Axen
[Formel 1] ,
lga = 9,92445, lgb = 0,15430.

P = b : c : ∞a 109° 56′ liegt gewöhnlich klein über i, x = b : ½c :
∞a
, z = b : 4c : ∞a, f = a : b : ½c. Auch die Zwillinge haben die
Säulenfläche M gemein und liegen umgekehrt.

Die optiſchen Axen (Pogg. Ann. 50. 376) liegen wie beim Arragonit
in der Axenebene b c, machen einen Winkel von 5° 20′, welchen die
Hauptaxe c halbirt. Schneidet man die Säulen ſenkrecht gegen die Axen,
ſo bekommt man in der Turmalinſcheere Lemniscaten zu Geſicht. Da
durchſichtige Stücke ſehr leicht zu erwerben und zu ſchleifen ſind, ſo iſt
Salpeter in dieſer Beziehung vortrefflich.

Der Querbruch der Säulen zeigt einen eigenthümlichen ſtarken Fett-

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[432/0444] II. Cl. Saliniſche Steine: Salpeter. des Kochſalzes. Jodnatrium, Jodkalium, Bromnatrium, Bromkalium, Fluornatrium, Fluorkalium, Cyankalium, Jodammonium ꝛc. treten alle würfelig auf. Platinſalmiak und Iridſalmiak ſind wenigſtens regulär. So ließe ſich die Sache noch weiter ausdehnen. Nitrate. Das Radical der Salpeterſäure (N̶˙˙˙˙˙) iſt Stickſtoff. Wenn es ſchon beim Salmiak unwahrſcheinlich war, daß der Stickſtoff aus dem Erdinnern ſtamme, ſo iſt es bei der Salpeterſäure noch unwahrſcheinlicher, da ihre Salze immer nur als Ausblühungen oder in oberflächlichen Erdſchichten eine Rolle ſpielen. Nicht blos Pflanzen und Thiere erzeugen Stickſtoff- verbindungen, ſondern auch der Blitz kann auf direktem Wege den Sauer- ſtoff und Stickſtoff der Luft miteinander verbinden. Zwar fördern auch die heißen Quellen (Aachen, Wildbad, Wisbaden ꝛc.) Stickſtoff als Gas, oder gar in Verbindungen, die man nach einer Quelle bei Barège in den Pyrenäen Barègine genannt hat, wodurch heiße Quellen überhaupt etwas nach Fleiſchbrühe riechen und ſchmecken ſollen. Allein das ließe ſich leicht durch Eindringen der Tagewaſſer erklären. 1. Salpeter. Darunter verſteht man vorzugsweiſe den Kaliſalpeter K̇ N̶˙˙˙˙˙. Die Alten und noch Agricola begreifen ihn unter Nitrum, Potasse nitratée. Den künſtlichen bekommt man aus ſchönen Kryſtallen, daher legte ſchon Linné ein beſonderes Gewicht auf ſeine Kryſtalliſationskraft, und nannte den Quarz Nitrum quartzosum. Zweigliedrig wie Arragonit pag. 348. Eine geſchobene Säule M = a : b : ∞c macht 119°, deren ſcharfe Kante durch h = b : ∞a : ∞c gerade abgeſtumpft wird. Beide ſind etwas blättrig, und gleichen regulären ſechsſeitigen Säulen, wie ſie Hauy und ſeine Vorgänger nahmen. Als Zuſchärfung herrſcht gewöhnlich i = c : ½b : ∞a 71° in der obern Kante, kommt dazu noch das Oktaeder o = a : b : c, ſo hat die ſcheinbar reguläre ſechsſeitige Säule auch noch ein ſcheinbares Dihexaeder io zur Endigung aber mit 4 + 2 Endkanten : i/o = 132° 28′, und o/o = 131° 27′. Daraus folgen die Axen [FORMEL], lga = 9,92445, lgb = 0,15430. P = b : c : ∞a 109° 56′ liegt gewöhnlich klein über i, x = b : ½c : ∞a, z = b : 4c : ∞a, f = a : b : ½c. Auch die Zwillinge haben die Säulenfläche M gemein und liegen umgekehrt. Die optiſchen Axen (Pogg. Ann. 50. 376) liegen wie beim Arragonit in der Axenebene b c, machen einen Winkel von 5° 20′, welchen die Hauptaxe c halbirt. Schneidet man die Säulen ſenkrecht gegen die Axen, ſo bekommt man in der Turmalinſcheere Lemniscaten zu Geſicht. Da durchſichtige Stücke ſehr leicht zu erwerben und zu ſchleifen ſind, ſo iſt Salpeter in dieſer Beziehung vortrefflich. Der Querbruch der Säulen zeigt einen eigenthümlichen ſtarken Fett-

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/444>, abgerufen am 21.11.2024.