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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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II. Cl. Salinische Steine: Sassolin.

BoronatrocalcitNa B2 + Ca2 B3 + 10 H von Iquique, bildet
weiße knollige Massen (Tiza genannt), welche große Glauberitkrystalle
einhüllen.

Hydroboracit Heß Pogg. Ann. 31. 49 vom Kaukasus, strahlig
blättrigem Gyps ähnlich und auch so hart, Gew. 1,9. (Ca, Mg)3 B4 + 9 H.

3. Sassolin.

H3 B. Höfer in Florenz gab 1778 schon Nachricht davon, da er sich
an den Rändern der heißen Quellen von Sasso bei Siena in Toscana
bildet. Karsten nannte sie nach dem Fundorte.

Der vulkanische bildet kleine krystallinische Schüppchen von Perl-
mutterglanz, schneeweißer Farbe, Talkhärte, und Gew. 1,5. Fühlt sich
fettig an. Hat einen deutlichen Blätterbruch, aber die Form ist noch
nicht sicher gestellt. Die künstlichen Krystalle von Sasso, welche in den
Handel kommen, bestehen aus kleinen körnigen Krystallen, die wegen ihres
deutlichen Blätterbruchs ein auffallend gypsartiges Ansehen haben. Es
schimmert noch ein zweiter Blätterbruch heraus, aber die Krystallflächen
sind durchaus undeutlich. Vergleiche übrigens Miller (Pogg. Ann. 23. 557),
der künstliche Krystalle in sechsseitigen Säulen mit Gradendfläche und
dihexaedrischen Abstumpfungen bekam, die aber eingliedrig sein sollen.

Klaproth (Beiträge III. 95) wies darin 86 wasserhaltige Borsäure
nach, welche sich vor dem Löthrohr an der grünen Flamme leicht kenntlich
macht. Die Borsäure verflüchtigt sich unter Mitwirkung der Wasserdämpfe
ein wenig, daher bedecken im Krater von Vulcano "die seidenartig glän-
zenden Schüppchen wie frischgefallener Schnee den rothgelben Selen-
Schwefel" auf den dortigen Laven. Technisch wichtig sind die 100° C.
heißen Wasserdämpfe und Gasströme von Sasso (Suffioni), welche in
weißlichen Wirbeln sich in die Luft erheben (Pogg. Ann. 57. 601). Man
errichtet darüber künstliche Wasserbecken (Lagoni), die durch die Dämpfe
mit Borsäure angeschwängert werden. Die Wasser dampft man dann
wieder mittelst der heißen Gase ab, und erhält so jährlich 750,000 Kilo-
gramm krystallisirter Säure, die der Hafen von Livorno ausführt. Das
wirft ein Licht auf die Bildung von Borax in den hochasiatischen Seen.

Chloride.

Nebst Bromiden und Jodiden. Das Hauptlager von Chlor bildet
das Steinsalz, auch spielt es in den Fumarolen der Vulkane eine Rolle.
Direkte Versuche haben es zwar in Graniten und Laven nachgewiesen,
aber doch nur in geringen Portionen, obwohl das Salz mit dem Wasser
alle Klüfte und Fugen des Erdkörpers durchdringt. Im Buntbleierz,
Apatit pag. 385 und Sodalith pag. 299 war es ein wichtiger Beigehalt,
der unwichtigen nicht zu gedenken. Auf trockenem Wege sucht man es
durch die blaue Flamme des Kupfers kennbar zu machen pag. 147.


II. Cl. Saliniſche Steine: Saſſolin.

BoronatrocalcitṄa B⃛2 + Ċa2 B⃛3 + 10 Ḣ̶ von Iquique, bildet
weiße knollige Maſſen (Tiza genannt), welche große Glauberitkryſtalle
einhüllen.

Hydroboracit Heß Pogg. Ann. 31. 49 vom Kaukaſus, ſtrahlig
blättrigem Gyps ähnlich und auch ſo hart, Gew. 1,9. (Ċa, Ṁg)3 B⃛4 + 9 Ḣ̶.

3. Saſſolin.

Ḣ̶3 B⃛. Höfer in Florenz gab 1778 ſchon Nachricht davon, da er ſich
an den Rändern der heißen Quellen von Saſſo bei Siena in Toscana
bildet. Karſten nannte ſie nach dem Fundorte.

Der vulkaniſche bildet kleine kryſtalliniſche Schüppchen von Perl-
mutterglanz, ſchneeweißer Farbe, Talkhärte, und Gew. 1,5. Fühlt ſich
fettig an. Hat einen deutlichen Blätterbruch, aber die Form iſt noch
nicht ſicher geſtellt. Die künſtlichen Kryſtalle von Saſſo, welche in den
Handel kommen, beſtehen aus kleinen körnigen Kryſtallen, die wegen ihres
deutlichen Blätterbruchs ein auffallend gypsartiges Anſehen haben. Es
ſchimmert noch ein zweiter Blätterbruch heraus, aber die Kryſtallflächen
ſind durchaus undeutlich. Vergleiche übrigens Miller (Pogg. Ann. 23. 557),
der künſtliche Kryſtalle in ſechsſeitigen Säulen mit Gradendfläche und
dihexaedriſchen Abſtumpfungen bekam, die aber eingliedrig ſein ſollen.

Klaproth (Beiträge III. 95) wies darin 86 waſſerhaltige Borſäure
nach, welche ſich vor dem Löthrohr an der grünen Flamme leicht kenntlich
macht. Die Borſäure verflüchtigt ſich unter Mitwirkung der Waſſerdämpfe
ein wenig, daher bedecken im Krater von Vulcano „die ſeidenartig glän-
zenden Schüppchen wie friſchgefallener Schnee den rothgelben Selen-
Schwefel“ auf den dortigen Laven. Techniſch wichtig ſind die 100° C.
heißen Waſſerdämpfe und Gasſtröme von Saſſo (Suffioni), welche in
weißlichen Wirbeln ſich in die Luft erheben (Pogg. Ann. 57. 601). Man
errichtet darüber künſtliche Waſſerbecken (Lagoni), die durch die Dämpfe
mit Borſäure angeſchwängert werden. Die Waſſer dampft man dann
wieder mittelſt der heißen Gaſe ab, und erhält ſo jährlich 750,000 Kilo-
gramm kryſtalliſirter Säure, die der Hafen von Livorno ausführt. Das
wirft ein Licht auf die Bildung von Borax in den hochaſiatiſchen Seen.

Chloride.

Nebſt Bromiden und Jodiden. Das Hauptlager von Chlor bildet
das Steinſalz, auch ſpielt es in den Fumarolen der Vulkane eine Rolle.
Direkte Verſuche haben es zwar in Graniten und Laven nachgewieſen,
aber doch nur in geringen Portionen, obwohl das Salz mit dem Waſſer
alle Klüfte und Fugen des Erdkörpers durchdringt. Im Buntbleierz,
Apatit pag. 385 und Sodalith pag. 299 war es ein wichtiger Beigehalt,
der unwichtigen nicht zu gedenken. Auf trockenem Wege ſucht man es
durch die blaue Flamme des Kupfers kennbar zu machen pag. 147.


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[421/0433] II. Cl. Saliniſche Steine: Saſſolin. BoronatrocalcitṄa B⃛2 + Ċa2 B⃛3 + 10 Ḣ̶ von Iquique, bildet weiße knollige Maſſen (Tiza genannt), welche große Glauberitkryſtalle einhüllen. Hydroboracit Heß Pogg. Ann. 31. 49 vom Kaukaſus, ſtrahlig blättrigem Gyps ähnlich und auch ſo hart, Gew. 1,9. (Ċa, Ṁg)3 B⃛4 + 9 Ḣ̶. 3. Saſſolin. Ḣ̶3 B⃛. Höfer in Florenz gab 1778 ſchon Nachricht davon, da er ſich an den Rändern der heißen Quellen von Saſſo bei Siena in Toscana bildet. Karſten nannte ſie nach dem Fundorte. Der vulkaniſche bildet kleine kryſtalliniſche Schüppchen von Perl- mutterglanz, ſchneeweißer Farbe, Talkhärte, und Gew. 1,5. Fühlt ſich fettig an. Hat einen deutlichen Blätterbruch, aber die Form iſt noch nicht ſicher geſtellt. Die künſtlichen Kryſtalle von Saſſo, welche in den Handel kommen, beſtehen aus kleinen körnigen Kryſtallen, die wegen ihres deutlichen Blätterbruchs ein auffallend gypsartiges Anſehen haben. Es ſchimmert noch ein zweiter Blätterbruch heraus, aber die Kryſtallflächen ſind durchaus undeutlich. Vergleiche übrigens Miller (Pogg. Ann. 23. 557), der künſtliche Kryſtalle in ſechsſeitigen Säulen mit Gradendfläche und dihexaedriſchen Abſtumpfungen bekam, die aber eingliedrig ſein ſollen. Klaproth (Beiträge III. 95) wies darin 86 waſſerhaltige Borſäure nach, welche ſich vor dem Löthrohr an der grünen Flamme leicht kenntlich macht. Die Borſäure verflüchtigt ſich unter Mitwirkung der Waſſerdämpfe ein wenig, daher bedecken im Krater von Vulcano „die ſeidenartig glän- zenden Schüppchen wie friſchgefallener Schnee den rothgelben Selen- Schwefel“ auf den dortigen Laven. Techniſch wichtig ſind die 100° C. heißen Waſſerdämpfe und Gasſtröme von Saſſo (Suffioni), welche in weißlichen Wirbeln ſich in die Luft erheben (Pogg. Ann. 57. 601). Man errichtet darüber künſtliche Waſſerbecken (Lagoni), die durch die Dämpfe mit Borſäure angeſchwängert werden. Die Waſſer dampft man dann wieder mittelſt der heißen Gaſe ab, und erhält ſo jährlich 750,000 Kilo- gramm kryſtalliſirter Säure, die der Hafen von Livorno ausführt. Das wirft ein Licht auf die Bildung von Borax in den hochaſiatiſchen Seen. Chloride. Nebſt Bromiden und Jodiden. Das Hauptlager von Chlor bildet das Steinſalz, auch ſpielt es in den Fumarolen der Vulkane eine Rolle. Direkte Verſuche haben es zwar in Graniten und Laven nachgewieſen, aber doch nur in geringen Portionen, obwohl das Salz mit dem Waſſer alle Klüfte und Fugen des Erdkörpers durchdringt. Im Buntbleierz, Apatit pag. 385 und Sodalith pag. 299 war es ein wichtiger Beigehalt, der unwichtigen nicht zu gedenken. Auf trockenem Wege ſucht man es durch die blaue Flamme des Kupfers kennbar zu machen pag. 147.

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/433>, abgerufen am 13.11.2024.