Auf dem Quarz von Zinnwalde finden sich mehrere Linien lange diamantglänzende braune Krystalle. Schön weiß sind die derben bis faust- großen späthigen und krystallisirten Stücke von Schlackenwalde; bei Neu- dorf auf dem Unterharz kommen kleine oraniengelbe Oktaeder e P mit Wolfram in den Spatheisenstein eingesprengt vor, auf den Zinngruben von Cornwallis, Monroe-Grube in Nordamerika, hier in solcher Menge, daß man die Wolframsäure als schöne gelbe Farbe in den Handel zu bringen versucht hat.
Romeit Pogg. Ann. 56. 124 von St. Marcel in Piemont in Ge- sellschaft des Manganepidot ist Ca4 Sb3. Rome de l'Isle zu Ehren. Hya- cinthrothe viergliedrige Oktaeder mit 110° 50' in den Seitenkanten.
Borsaure Salze.
Die Borsäure B haben wir schon oben beim Datolith pag. 291, Turmalin pag. 266 und Axinit pag. 271 kennen gelernt, wo sie neben Kieselsäure auftrat, mit der sie in merkwürdiger chemischer Verwandtschaft steht. Die grüne Farbe, welche sie der Löthrohrflamme ertheilt, läßt sie im Allgemeinen leicht erkennen.
1. Boracit Wr.
Zu Lüneburg waren sie längst unter dem Namen Würfelsteine bekannt, und Lasius beschrieb sie 1787 als cubischen Quarz, worauf dann Westrumb die Borsäure darin nachwies. Magnesie boratee, Borate of Magnesia.
Reguläres Krystallsystem mit tetraedrischer Hemiedrie. Im Allgemeinen herrscht der Würfel vor, doch finden sich auch vollständige Granatoeder, so schön als irgend wo. Dagegen kommt das Oktaeder nur untergeordnet und zwar hälftflächig (tetraedrisch) vor, die eine Hälfte der Würfelecken abstumpfend, die andere nicht, oder wenn die andere auch abgestumpft, so sind dieselben physikalisch verschieden (matt) von den ersten. Meist verbinden sich alle drei Körper mit einander. Andere Flächen sind immerhin selten und klein. Doch findet man oftmals eine feine Abstum- pfung der abwechselnden Granatoederkanten, welche dem hälftflächigen Leucitoeder a : a : 1/2a angehört. Haidinger (Pogg. Ann. 8. 511) fand auch die tetraedrische Hälfte des 48flächner a : 1/3 a : 1/5 a.
Für den Physiker sind die "Lüneburger Würfel" seit Hauy besonders interessant, weil sie vier thermoelektrische Axen haben, welche den 4 Dimensionen von Würfel- ecke zu Würfelecke entsprechen, und zwar sind die Ecken mit großen glänzenden Flächen an- tilog (+), die ohne oder mit kleinen matten Flä- chen analog (--). Beim Erwärmen werden alle Ecken zugleich erregt. Nach Henkel sollen wäh- rend ununterbrochen steigender wie sinkender Tem- peratur die Pole wechseln (Pogg. Ann. 74. 231).
[Abbildung]
Farblos, graulich, grünlich etc., aber nie in-
II. Cl. Saliniſche Steine: Boracit.
Auf dem Quarz von Zinnwalde finden ſich mehrere Linien lange diamantglänzende braune Kryſtalle. Schön weiß ſind die derben bis fauſt- großen ſpäthigen und kryſtalliſirten Stücke von Schlackenwalde; bei Neu- dorf auf dem Unterharz kommen kleine oraniengelbe Oktaeder e P mit Wolfram in den Spatheiſenſtein eingeſprengt vor, auf den Zinngruben von Cornwallis, Monroe-Grube in Nordamerika, hier in ſolcher Menge, daß man die Wolframſäure als ſchöne gelbe Farbe in den Handel zu bringen verſucht hat.
Romeït Pogg. Ann. 56. 124 von St. Marcel in Piemont in Ge- ſellſchaft des Manganepidot iſt Ċa4 S̶⃛b3. Romé de l’Isle zu Ehren. Hya- cinthrothe viergliedrige Oktaeder mit 110° 50′ in den Seitenkanten.
Borſaure Salze.
Die Borſäure B⃛ haben wir ſchon oben beim Datolith pag. 291, Turmalin pag. 266 und Axinit pag. 271 kennen gelernt, wo ſie neben Kieſelſäure auftrat, mit der ſie in merkwürdiger chemiſcher Verwandtſchaft ſteht. Die grüne Farbe, welche ſie der Löthrohrflamme ertheilt, läßt ſie im Allgemeinen leicht erkennen.
1. Boracit Wr.
Zu Lüneburg waren ſie längſt unter dem Namen Würfelſteine bekannt, und Laſius beſchrieb ſie 1787 als cubiſchen Quarz, worauf dann Weſtrumb die Borſäure darin nachwies. Magnésie boratée, Borate of Magnesia.
Reguläres Kryſtallſyſtem mit tetraedriſcher Hemiedrie. Im Allgemeinen herrſcht der Würfel vor, doch finden ſich auch vollſtändige Granatoeder, ſo ſchön als irgend wo. Dagegen kommt das Oktaeder nur untergeordnet und zwar hälftflächig (tetraedriſch) vor, die eine Hälfte der Würfelecken abſtumpfend, die andere nicht, oder wenn die andere auch abgeſtumpft, ſo ſind dieſelben phyſikaliſch verſchieden (matt) von den erſten. Meiſt verbinden ſich alle drei Körper mit einander. Andere Flächen ſind immerhin ſelten und klein. Doch findet man oftmals eine feine Abſtum- pfung der abwechſelnden Granatoederkanten, welche dem hälftflächigen Leucitoeder a : a : ½a angehört. Haidinger (Pogg. Ann. 8. 511) fand auch die tetraedriſche Hälfte des 48flächner a : ⅓a : ⅕a.
Für den Phyſiker ſind die „Lüneburger Würfel“ ſeit Hauy beſonders intereſſant, weil ſie vier thermoelektriſche Axen haben, welche den 4 Dimenſionen von Würfel- ecke zu Würfelecke entſprechen, und zwar ſind die Ecken mit großen glänzenden Flächen an- tilog (+), die ohne oder mit kleinen matten Flä- chen analog (—). Beim Erwärmen werden alle Ecken zugleich erregt. Nach Henkel ſollen wäh- rend ununterbrochen ſteigender wie ſinkender Tem- peratur die Pole wechſeln (Pogg. Ann. 74. 231).
[Abbildung]
Farblos, graulich, grünlich ꝛc., aber nie in-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0430"n="418"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq">II.</hi> Cl. Saliniſche Steine: Boracit.</fw><lb/><p>Auf dem Quarz von Zinnwalde finden ſich mehrere Linien lange<lb/>
diamantglänzende braune Kryſtalle. Schön weiß ſind die derben bis fauſt-<lb/>
großen ſpäthigen und kryſtalliſirten Stücke von Schlackenwalde; bei Neu-<lb/>
dorf auf dem Unterharz kommen kleine oraniengelbe Oktaeder <hirendition="#aq">e P</hi> mit<lb/>
Wolfram in den Spatheiſenſtein eingeſprengt vor, auf den Zinngruben<lb/>
von Cornwallis, Monroe-Grube in Nordamerika, hier in ſolcher Menge,<lb/>
daß man die Wolframſäure als ſchöne gelbe Farbe in den Handel zu<lb/>
bringen verſucht hat.</p><lb/><p><hirendition="#g">Romeït</hi> Pogg. Ann. 56. <hirendition="#sub">124</hi> von St. Marcel in Piemont in Ge-<lb/>ſellſchaft des Manganepidot iſt <hirendition="#aq">Ċa<hirendition="#sup">4</hi> S̶⃛b</hi><hirendition="#sup">3</hi>. Romé de l’Isle zu Ehren. Hya-<lb/>
cinthrothe viergliedrige Oktaeder mit 110° 50′ in den Seitenkanten.</p></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Borſaure Salze.</hi></head><lb/><p>Die Borſäure <hirendition="#aq">B⃛</hi> haben wir ſchon oben beim Datolith <hirendition="#aq">pag.</hi> 291,<lb/>
Turmalin <hirendition="#aq">pag.</hi> 266 und Axinit <hirendition="#aq">pag.</hi> 271 kennen gelernt, wo ſie neben<lb/>
Kieſelſäure auftrat, mit der ſie in merkwürdiger chemiſcher Verwandtſchaft<lb/>ſteht. Die grüne Farbe, welche ſie der Löthrohrflamme ertheilt, läßt ſie<lb/>
im Allgemeinen leicht erkennen.</p><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">1. Boracit</hi> Wr.</head><lb/><p>Zu Lüneburg waren ſie längſt unter dem Namen <hirendition="#g">Würfelſteine</hi><lb/>
bekannt, und Laſius beſchrieb ſie 1787 als cubiſchen Quarz, worauf dann<lb/>
Weſtrumb die Borſäure darin nachwies. <hirendition="#aq">Magnésie boratée, Borate of<lb/>
Magnesia.</hi></p><lb/><p><hirendition="#g">Reguläres Kryſtallſyſtem</hi> mit tetraedriſcher Hemiedrie. Im<lb/>
Allgemeinen herrſcht der Würfel vor, doch finden ſich auch vollſtändige<lb/>
Granatoeder, ſo ſchön als irgend wo. Dagegen kommt das Oktaeder nur<lb/>
untergeordnet und zwar hälftflächig (tetraedriſch) vor, die eine Hälfte der<lb/>
Würfelecken abſtumpfend, die andere nicht, oder wenn die andere auch<lb/>
abgeſtumpft, ſo ſind dieſelben phyſikaliſch verſchieden (matt) von den erſten.<lb/>
Meiſt verbinden ſich alle drei Körper mit einander. Andere Flächen ſind<lb/>
immerhin ſelten und klein. Doch findet man oftmals eine feine Abſtum-<lb/>
pfung der abwechſelnden Granatoederkanten, welche dem hälftflächigen<lb/>
Leucitoeder <hirendition="#aq">a : a</hi> : ½<hirendition="#aq">a</hi> angehört. Haidinger (Pogg. Ann. 8. <hirendition="#sub">511</hi>) fand auch<lb/>
die tetraedriſche Hälfte des 48flächner <hirendition="#aq">a</hi> : ⅓<hirendition="#aq">a</hi> : ⅕<hirendition="#aq">a.</hi></p><lb/><p>Für den Phyſiker ſind die „Lüneburger Würfel“ſeit Hauy beſonders<lb/>
intereſſant, weil ſie vier thermoelektriſche Axen<lb/>
haben, welche den 4 Dimenſionen von Würfel-<lb/>
ecke zu Würfelecke entſprechen, und zwar ſind<lb/>
die Ecken mit großen glänzenden Flächen an-<lb/>
tilog (+), die ohne oder mit kleinen matten Flä-<lb/>
chen analog (—). Beim Erwärmen werden alle<lb/>
Ecken zugleich erregt. Nach Henkel ſollen wäh-<lb/>
rend ununterbrochen ſteigender wie ſinkender Tem-<lb/>
peratur die Pole wechſeln (Pogg. Ann. 74. <hirendition="#sub">231</hi>).</p><lb/><figure/><p>Farblos, graulich, grünlich ꝛc., aber nie in-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[418/0430]
II. Cl. Saliniſche Steine: Boracit.
Auf dem Quarz von Zinnwalde finden ſich mehrere Linien lange
diamantglänzende braune Kryſtalle. Schön weiß ſind die derben bis fauſt-
großen ſpäthigen und kryſtalliſirten Stücke von Schlackenwalde; bei Neu-
dorf auf dem Unterharz kommen kleine oraniengelbe Oktaeder e P mit
Wolfram in den Spatheiſenſtein eingeſprengt vor, auf den Zinngruben
von Cornwallis, Monroe-Grube in Nordamerika, hier in ſolcher Menge,
daß man die Wolframſäure als ſchöne gelbe Farbe in den Handel zu
bringen verſucht hat.
Romeït Pogg. Ann. 56. 124 von St. Marcel in Piemont in Ge-
ſellſchaft des Manganepidot iſt Ċa4 S̶⃛b3. Romé de l’Isle zu Ehren. Hya-
cinthrothe viergliedrige Oktaeder mit 110° 50′ in den Seitenkanten.
Borſaure Salze.
Die Borſäure B⃛ haben wir ſchon oben beim Datolith pag. 291,
Turmalin pag. 266 und Axinit pag. 271 kennen gelernt, wo ſie neben
Kieſelſäure auftrat, mit der ſie in merkwürdiger chemiſcher Verwandtſchaft
ſteht. Die grüne Farbe, welche ſie der Löthrohrflamme ertheilt, läßt ſie
im Allgemeinen leicht erkennen.
1. Boracit Wr.
Zu Lüneburg waren ſie längſt unter dem Namen Würfelſteine
bekannt, und Laſius beſchrieb ſie 1787 als cubiſchen Quarz, worauf dann
Weſtrumb die Borſäure darin nachwies. Magnésie boratée, Borate of
Magnesia.
Reguläres Kryſtallſyſtem mit tetraedriſcher Hemiedrie. Im
Allgemeinen herrſcht der Würfel vor, doch finden ſich auch vollſtändige
Granatoeder, ſo ſchön als irgend wo. Dagegen kommt das Oktaeder nur
untergeordnet und zwar hälftflächig (tetraedriſch) vor, die eine Hälfte der
Würfelecken abſtumpfend, die andere nicht, oder wenn die andere auch
abgeſtumpft, ſo ſind dieſelben phyſikaliſch verſchieden (matt) von den erſten.
Meiſt verbinden ſich alle drei Körper mit einander. Andere Flächen ſind
immerhin ſelten und klein. Doch findet man oftmals eine feine Abſtum-
pfung der abwechſelnden Granatoederkanten, welche dem hälftflächigen
Leucitoeder a : a : ½a angehört. Haidinger (Pogg. Ann. 8. 511) fand auch
die tetraedriſche Hälfte des 48flächner a : ⅓a : ⅕a.
Für den Phyſiker ſind die „Lüneburger Würfel“ ſeit Hauy beſonders
intereſſant, weil ſie vier thermoelektriſche Axen
haben, welche den 4 Dimenſionen von Würfel-
ecke zu Würfelecke entſprechen, und zwar ſind
die Ecken mit großen glänzenden Flächen an-
tilog (+), die ohne oder mit kleinen matten Flä-
chen analog (—). Beim Erwärmen werden alle
Ecken zugleich erregt. Nach Henkel ſollen wäh-
rend ununterbrochen ſteigender wie ſinkender Tem-
peratur die Pole wechſeln (Pogg. Ann. 74. 231).
[Abbildung]
Farblos, graulich, grünlich ꝛc., aber nie in-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/430>, abgerufen am 13.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.