Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.I. Cl. 6te Fam.: Korund. der Eroberer von Delhi 1739, kam in seinen Besitz und gab ihm denheutigen Namen. Später gieng er wieder in Besitz des Herrschers von Lahore, und als dieser Staat der englischen Companie einverleibt wurde, beschloß dieselbe, den Diamanten der Königin als Geschenk zu über- reichen, was am 3. Juni 1850 geschah. Er wog damals noch 186 Karat. Nach der Ausstellung ist er abermals einem Schliff unter- worfen. Seine Unterseite ist eben, und entspricht ohne Zweifel einem Blätterbruch, desgleichen die entstellende Fläche o, obgleich der Winkel beider untereinander am Modell etwas kleiner als 109° ist. Auffallender Weise hat der große Russische Diamant, welcher 194 Karat schwer die Spitze des russischen Scepters schmückt (G. Rose Reise Ural I. pag. 50), gleichfalls unten eine ebene Fläche. Dieser soll nach der Sage das Auge eines Indischen Götzen gebildet haben, ist 10''' hoch und 1" 3''' lang, und fand sich mit einem andern großen im Thronsessel des Schach Nadir von Persien, fiel bei dessen Ermordung in die Hände eines Armenischen Kaufmanns, der ihn in Amsterdam feil bot, und 1772 an Kaiserin Ka- tharina für 450,000 Silberrubel, 4000 Rubel jährliche Leibrente und einen Adelsbrief verkaufte! Dr. Beke (Athenaeum 1851. 718) erzählt uns, daß 1832 bei der Eroberung von Coocha in Khorassan durch Abbas Mirza ein Diamantstück von 132 Karat erbeutet wurde, was früher ein armer Bewohner in seiner Familie als Feuerstein benützt hatte. Dabei wird die Vermuthung geäußert, daß er vermöge seiner Form ein Stück vom Koh-i-noor sein könnte. Tennant (Athenaeum 1852. 1042) wurde dadurch zu der Ansicht geleitet, daß nicht blos dieser, sondern auch der Russische ein Stück des vielgenannten Groß-Moguls sein könnte, was er durch eine sorgfältige Nachahmung in Flußspath, der die gleichen Blätter- brüche als Diamant hat, zu beweisen suchte. Dann hätte dieser gewaltige Diamant die Form eines eiförmigen Granatoeders gehabt, etwa von einer Größe, wie sie Tavernier angibt. Wäre er schon so viele Jahrtausende in den Händen der Menschen gewesen, wie die Legende sagt, so würde das der beste Beweis seiner Außerordentlichkeit sein, da es bis jetzt, trotz des vielen Suchens, nicht gelungen ist, einen zweiten auch nur von an- nähernder Größe zu finden. Verworrene krystallinische Massen von dunkeler Farbe kommen von In Paris macht man gegenwärtig aus Straß die Diamanten täu- 2. Korund. Graf Bournon Philos. Transact. 1802 vereinigte unter diesem Indi- I. Cl. 6te Fam.: Korund. der Eroberer von Delhi 1739, kam in ſeinen Beſitz und gab ihm denheutigen Namen. Später gieng er wieder in Beſitz des Herrſchers von Lahore, und als dieſer Staat der engliſchen Companie einverleibt wurde, beſchloß dieſelbe, den Diamanten der Königin als Geſchenk zu über- reichen, was am 3. Juni 1850 geſchah. Er wog damals noch 186 Karat. Nach der Ausſtellung iſt er abermals einem Schliff unter- worfen. Seine Unterſeite iſt eben, und entſpricht ohne Zweifel einem Blätterbruch, desgleichen die entſtellende Fläche o, obgleich der Winkel beider untereinander am Modell etwas kleiner als 109° iſt. Auffallender Weiſe hat der große Ruſſiſche Diamant, welcher 194 Karat ſchwer die Spitze des ruſſiſchen Scepters ſchmückt (G. Roſe Reiſe Ural I. pag. 50), gleichfalls unten eine ebene Fläche. Dieſer ſoll nach der Sage das Auge eines Indiſchen Götzen gebildet haben, iſt 10‴ hoch und 1″ 3‴ lang, und fand ſich mit einem andern großen im Thronſeſſel des Schach Nadir von Perſien, fiel bei deſſen Ermordung in die Hände eines Armeniſchen Kaufmanns, der ihn in Amſterdam feil bot, und 1772 an Kaiſerin Ka- tharina für 450,000 Silberrubel, 4000 Rubel jährliche Leibrente und einen Adelsbrief verkaufte! Dr. Beke (Athenaeum 1851. 718) erzählt uns, daß 1832 bei der Eroberung von Coocha in Khoraſſan durch Abbas Mirza ein Diamantſtück von 132 Karat erbeutet wurde, was früher ein armer Bewohner in ſeiner Familie als Feuerſtein benützt hatte. Dabei wird die Vermuthung geäußert, daß er vermöge ſeiner Form ein Stück vom Koh-i-noor ſein könnte. Tennant (Athenaeum 1852. 1042) wurde dadurch zu der Anſicht geleitet, daß nicht blos dieſer, ſondern auch der Ruſſiſche ein Stück des vielgenannten Groß-Moguls ſein könnte, was er durch eine ſorgfältige Nachahmung in Flußſpath, der die gleichen Blätter- brüche als Diamant hat, zu beweiſen ſuchte. Dann hätte dieſer gewaltige Diamant die Form eines eiförmigen Granatoeders gehabt, etwa von einer Größe, wie ſie Tavernier angibt. Wäre er ſchon ſo viele Jahrtauſende in den Händen der Menſchen geweſen, wie die Legende ſagt, ſo würde das der beſte Beweis ſeiner Außerordentlichkeit ſein, da es bis jetzt, trotz des vielen Suchens, nicht gelungen iſt, einen zweiten auch nur von an- nähernder Größe zu finden. Verworrene kryſtalliniſche Maſſen von dunkeler Farbe kommen von In Paris macht man gegenwärtig aus Straß die Diamanten täu- 2. Korund. Graf Bournon Philos. 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I. Cl. 6te Fam.: Korund.
der Eroberer von Delhi 1739, kam in ſeinen Beſitz und gab ihm den
heutigen Namen. Später gieng er wieder in Beſitz des Herrſchers von
Lahore, und als dieſer Staat der engliſchen Companie einverleibt wurde,
beſchloß dieſelbe, den Diamanten der Königin als Geſchenk zu über-
reichen, was am 3. Juni 1850 geſchah. Er wog damals noch 186
Karat. Nach der Ausſtellung iſt er abermals einem Schliff unter-
worfen. Seine Unterſeite iſt eben, und entſpricht ohne Zweifel einem
Blätterbruch, desgleichen die entſtellende Fläche o, obgleich der Winkel
beider untereinander am Modell etwas kleiner als 109[FORMEL]° iſt. Auffallender
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die Spitze des ruſſiſchen Scepters ſchmückt (G. Roſe Reiſe Ural I. pag. 50),
gleichfalls unten eine ebene Fläche. Dieſer ſoll nach der Sage das Auge
eines Indiſchen Götzen gebildet haben, iſt 10‴ hoch und 1″ 3[FORMEL]‴ lang,
und fand ſich mit einem andern großen im Thronſeſſel des Schach Nadir
von Perſien, fiel bei deſſen Ermordung in die Hände eines Armeniſchen
Kaufmanns, der ihn in Amſterdam feil bot, und 1772 an Kaiſerin Ka-
tharina für 450,000 Silberrubel, 4000 Rubel jährliche Leibrente und
einen Adelsbrief verkaufte! Dr. Beke (Athenaeum 1851. 718) erzählt uns,
daß 1832 bei der Eroberung von Coocha in Khoraſſan durch Abbas
Mirza ein Diamantſtück von 132 Karat erbeutet wurde, was früher ein
armer Bewohner in ſeiner Familie als Feuerſtein benützt hatte. Dabei
wird die Vermuthung geäußert, daß er vermöge ſeiner Form ein Stück
vom Koh-i-noor ſein könnte. Tennant (Athenaeum 1852. 1042) wurde
dadurch zu der Anſicht geleitet, daß nicht blos dieſer, ſondern auch der
Ruſſiſche ein Stück des vielgenannten Groß-Moguls ſein könnte, was er
durch eine ſorgfältige Nachahmung in Flußſpath, der die gleichen Blätter-
brüche als Diamant hat, zu beweiſen ſuchte. Dann hätte dieſer gewaltige
Diamant die Form eines eiförmigen Granatoeders gehabt, etwa von einer
Größe, wie ſie Tavernier angibt. Wäre er ſchon ſo viele Jahrtauſende
in den Händen der Menſchen geweſen, wie die Legende ſagt, ſo würde
das der beſte Beweis ſeiner Außerordentlichkeit ſein, da es bis jetzt, trotz
des vielen Suchens, nicht gelungen iſt, einen zweiten auch nur von an-
nähernder Größe zu finden.
Verworrene kryſtalliniſche Maſſen von dunkeler Farbe kommen von
La Chapada (Provinz Bahia) bis zu ½ Kilogramm im Handel mit Namen
Carbonate vor (Leonhardt’s Jahrb. 1853. 597).
In Paris macht man gegenwärtig aus Straß die Diamanten täu-
ſchend nach, namentlich auch geſchliffene Oktaeder, ſo daß man leicht irre
geleitet wird. Man kann ihnen aber blos den Glanz und das Gewicht
geben, die Härte nicht.
2. Korund.
Graf Bournon Philos. Transact. 1802 vereinigte unter dieſem Indi-
ſchen Worte alle Minerale, die unter dem Namen Sapphir, Rubin, De-
mantſpath, Smirgel ꝛc. zerſtreut waren. Es ſind darunter die werthvollſten
Edelſteine begriffen, welche die Juweliere mit dem Beinamen „Orientaliſche“
auszuzeichnen pflegen. Nach der Intenſität ihrer Farben theilt man ſie
ſeit älteſter Zeit in männliche und weibliche, jene dunkeler, dieſe lichter
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