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Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752.

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Von den Ripien-Violinisten insbesondere.
in einerley Geschwindigkeit geschlagen wird, bessere Wirkung, als ein
ganz geschwinder. Denn die sehr geschwinde Bewegung, wenn sie mit
vielen Jnstrumenten zugleich geschieht, verursachet mehr Verwirrung als
Deutlichkeit; besonders an einem Orte wo es schallet. Deswegen muß
man alsdenn die Finger, in einer mäßigen Geschwindigkeit, egal, doch
etwas höher als sonst aufheben.

25. §.

Bis hieher haben wir den Bogenstrich, an sich selbst, und wie ein-
zelne Noten in denselben eingetheilet, und durch ihn ausgedrücket werden
müssen, betrachtet. Nun ist nöthig abzuhandeln, was für Arten des
Bogenstrichs, ein jedes Stück, ein jedes Zeitmaaß, und eine jede aus-
zudrückende Gemüthsbewegung erfodere. Denn diese lehren den Violi-
nisten, und alle die sich mit Bogeninstrumenten beschäftigen, ob der
Strich lang oder kurz, schwer oder leicht, scharf oder gelassen seyn solle.

26. §.

Ueberhaupt ist anzumerken, daß im Accompagnement, insonderheit
bey lebhaften Stücken, ein, nach Art der Franzosen geführter, kurzer
und articulirter Bogenstrich, viel bessere Wirkung thut, als ein italiäni-
scher, langer und schleppender Strich.

Das Allegro, Allegro assai, Allegro di molto, Presto,
Vivace,
erfodern, besonders im Accompagnement, wo man bey dieser
Art von Stücken mehr tändelnd als ernsthaft spielen muß, einen lebhaften,
ganz leichten, tockirten, und sehr kurzen Bogenstrich: doch muß eine
gewisse Mäßigung des Tones dabey in Acht genommen werden.

Jst das Allegro mit Unison untermischet; so muß es mit einem
scharfen Bogenstriche, und ziemlicher Stärke des Tones gespielet werden.

Ein Allegretto, oder ein Allegro das durch folgende dabey ste-
hende Worte, als: non presto, non tanto, non troppo, moderato,
u. s. w. gemäßiget wird, muß etwas ernsthafter, und mit einem zwar
etwas schweren, doch muntern und mit ziemlicher Kraft versehenen Bo-
genstriche, ausgeführet werden. Die Sechzehntheile im Allegretto, so wie
im Allegro die Achttheile, erfodern insonderheit einen ganz kurzen Bogen-
strich: und muß derselbe nicht mit dem ganzen Arme, sondern nur mit
dem Gelenke der Hand gemachet, auch mehr tockiret als gezogen werden;
so daß so wohl der Auf- als Niederstrich, durch einen Druck, einerley
Endigung bekomme. Die geschwinden Passagien hingegen, müssen mit
einem leichten Bogen gespielet werden.

Ein

Von den Ripien-Violiniſten insbeſondere.
in einerley Geſchwindigkeit geſchlagen wird, beſſere Wirkung, als ein
ganz geſchwinder. Denn die ſehr geſchwinde Bewegung, wenn ſie mit
vielen Jnſtrumenten zugleich geſchieht, verurſachet mehr Verwirrung als
Deutlichkeit; beſonders an einem Orte wo es ſchallet. Deswegen muß
man alsdenn die Finger, in einer maͤßigen Geſchwindigkeit, egal, doch
etwas hoͤher als ſonſt aufheben.

25. §.

Bis hieher haben wir den Bogenſtrich, an ſich ſelbſt, und wie ein-
zelne Noten in denſelben eingetheilet, und durch ihn ausgedruͤcket werden
muͤſſen, betrachtet. Nun iſt noͤthig abzuhandeln, was fuͤr Arten des
Bogenſtrichs, ein jedes Stuͤck, ein jedes Zeitmaaß, und eine jede aus-
zudruͤckende Gemuͤthsbewegung erfodere. Denn dieſe lehren den Violi-
niſten, und alle die ſich mit Bogeninſtrumenten beſchaͤftigen, ob der
Strich lang oder kurz, ſchwer oder leicht, ſcharf oder gelaſſen ſeyn ſolle.

26. §.

Ueberhaupt iſt anzumerken, daß im Accompagnement, inſonderheit
bey lebhaften Stuͤcken, ein, nach Art der Franzoſen gefuͤhrter, kurzer
und articulirter Bogenſtrich, viel beſſere Wirkung thut, als ein italiaͤni-
ſcher, langer und ſchleppender Strich.

Das Allegro, Allegro aſſai, Allegro di molto, Preſto,
Vivace,
erfodern, beſonders im Accompagnement, wo man bey dieſer
Art von Stuͤcken mehr taͤndelnd als ernſthaft ſpielen muß, einen lebhaften,
ganz leichten, tockirten, und ſehr kurzen Bogenſtrich: doch muß eine
gewiſſe Maͤßigung des Tones dabey in Acht genommen werden.

Jſt das Allegro mit Uniſon untermiſchet; ſo muß es mit einem
ſcharfen Bogenſtriche, und ziemlicher Staͤrke des Tones geſpielet werden.

Ein Allegretto, oder ein Allegro das durch folgende dabey ſte-
hende Worte, als: non preſto, non tanto, non troppo, moderato,
u. ſ. w. gemaͤßiget wird, muß etwas ernſthafter, und mit einem zwar
etwas ſchweren, doch muntern und mit ziemlicher Kraft verſehenen Bo-
genſtriche, ausgefuͤhret werden. Die Sechzehntheile im Allegretto, ſo wie
im Allegro die Achttheile, erfodern inſonderheit einen ganz kurzen Bogen-
ſtrich: und muß derſelbe nicht mit dem ganzen Arme, ſondern nur mit
dem Gelenke der Hand gemachet, auch mehr tockiret als gezogen werden;
ſo daß ſo wohl der Auf- als Niederſtrich, durch einen Druck, einerley
Endigung bekomme. Die geſchwinden Paſſagien hingegen, muͤſſen mit
einem leichten Bogen geſpielet werden.

Ein
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[199/0217] Von den Ripien-Violiniſten insbeſondere. in einerley Geſchwindigkeit geſchlagen wird, beſſere Wirkung, als ein ganz geſchwinder. Denn die ſehr geſchwinde Bewegung, wenn ſie mit vielen Jnſtrumenten zugleich geſchieht, verurſachet mehr Verwirrung als Deutlichkeit; beſonders an einem Orte wo es ſchallet. Deswegen muß man alsdenn die Finger, in einer maͤßigen Geſchwindigkeit, egal, doch etwas hoͤher als ſonſt aufheben. 25. §. Bis hieher haben wir den Bogenſtrich, an ſich ſelbſt, und wie ein- zelne Noten in denſelben eingetheilet, und durch ihn ausgedruͤcket werden muͤſſen, betrachtet. Nun iſt noͤthig abzuhandeln, was fuͤr Arten des Bogenſtrichs, ein jedes Stuͤck, ein jedes Zeitmaaß, und eine jede aus- zudruͤckende Gemuͤthsbewegung erfodere. Denn dieſe lehren den Violi- niſten, und alle die ſich mit Bogeninſtrumenten beſchaͤftigen, ob der Strich lang oder kurz, ſchwer oder leicht, ſcharf oder gelaſſen ſeyn ſolle. 26. §. Ueberhaupt iſt anzumerken, daß im Accompagnement, inſonderheit bey lebhaften Stuͤcken, ein, nach Art der Franzoſen gefuͤhrter, kurzer und articulirter Bogenſtrich, viel beſſere Wirkung thut, als ein italiaͤni- ſcher, langer und ſchleppender Strich. Das Allegro, Allegro aſſai, Allegro di molto, Preſto, Vivace, erfodern, beſonders im Accompagnement, wo man bey dieſer Art von Stuͤcken mehr taͤndelnd als ernſthaft ſpielen muß, einen lebhaften, ganz leichten, tockirten, und ſehr kurzen Bogenſtrich: doch muß eine gewiſſe Maͤßigung des Tones dabey in Acht genommen werden. Jſt das Allegro mit Uniſon untermiſchet; ſo muß es mit einem ſcharfen Bogenſtriche, und ziemlicher Staͤrke des Tones geſpielet werden. Ein Allegretto, oder ein Allegro das durch folgende dabey ſte- hende Worte, als: non preſto, non tanto, non troppo, moderato, u. ſ. w. gemaͤßiget wird, muß etwas ernſthafter, und mit einem zwar etwas ſchweren, doch muntern und mit ziemlicher Kraft verſehenen Bo- genſtriche, ausgefuͤhret werden. Die Sechzehntheile im Allegretto, ſo wie im Allegro die Achttheile, erfodern inſonderheit einen ganz kurzen Bogen- ſtrich: und muß derſelbe nicht mit dem ganzen Arme, ſondern nur mit dem Gelenke der Hand gemachet, auch mehr tockiret als gezogen werden; ſo daß ſo wohl der Auf- als Niederſtrich, durch einen Druck, einerley Endigung bekomme. Die geſchwinden Paſſagien hingegen, muͤſſen mit einem leichten Bogen geſpielet werden. Ein

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Zitationshilfe: Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752/217>, abgerufen am 13.11.2024.