Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

Des andern Buchs
schaffen unter einen Hut bringen/
und sie zur Erfüllung des Vergleichs
nachdrücklich anhalten können.

§. 9.

Endlich so stellet es zwar das
natürliche Recht denen Menschen
genugsam unter Augen/ daß es kei-
nem/ der andere unrechtmäßiger
Weise beleidiget/ vor ungenossen hin-
aus gehe; und dennoch ist weder die
Scheu vor GOttes Gerichte/
noch das beissende Gewissen
bey
bösen Leuten so vermögend/ daß es sie
von ihrer Leichtfertigkeit zurücke hal-
ten könte. Denn es muß aus
Schuld einer übeln Zucht und Ge-
wohnheit bey vielen die Vernunfft
gleichsam stumm und taub werden;
wannenhero denn erfolget/ daß sie
nur auff das gegenwärtige fallen/ um
das zukünfftige sich aber wenig be-
kümmern/ und von nichts mehr zu be-
wegen sind/ als was etwan in die äus-
serlichen Sinnen fället. Weil auch

die

Des andern Buchs
ſchaffen unter einen Hut bringen/
und ſie zur Erfuͤllung des Vergleichs
nachdruͤcklich anhalten koͤnnen.

§. 9.

Endlich ſo ſtellet es zwar das
natuͤrliche Recht denen Menſchen
genugſam unter Augen/ daß es kei-
nem/ der andere unrechtmaͤßiger
Weiſe beleidiget/ vor ungenoſſen hin-
aus gehe; und dennoch iſt weder die
Scheu vor GOttes Gerichte/
noch das beiſſende Gewiſſen
bey
boͤſen Leuten ſo vermoͤgend/ daß es ſie
von ihrer Leichtfertigkeit zuruͤcke hal-
ten koͤnte. Denn es muß aus
Schuld einer uͤbeln Zucht und Ge-
wohnheit bey vielen die Vernunfft
gleichſam ſtumm und taub werden;
wannenhero denn erfolget/ daß ſie
nur auff das gegenwaͤrtige fallen/ um
das zukuͤnfftige ſich aber wenig be-
kuͤm̃ern/ und von nichts mehr zu be-
wegen ſind/ als was etwan in die aͤuſ-
ſerlichen Sinnen faͤllet. Weil auch

die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0518" n="454"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des andern Buchs</hi></fw><lb/>
&#x017F;chaffen unter einen Hut bringen/<lb/>
und &#x017F;ie zur Erfu&#x0364;llung des Vergleichs<lb/>
nachdru&#x0364;cklich anhalten ko&#x0364;nnen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 9.</head>
            <p>Endlich &#x017F;o &#x017F;tellet es zwar das<lb/>
natu&#x0364;rliche Recht denen Men&#x017F;chen<lb/>
genug&#x017F;am unter Augen/ daß es kei-<lb/>
nem/ der andere unrechtma&#x0364;ßiger<lb/>
Wei&#x017F;e beleidiget/ vor ungeno&#x017F;&#x017F;en hin-<lb/>
aus gehe; und dennoch i&#x017F;t weder die<lb/><hi rendition="#fr">Scheu vor GOttes Gerichte/<lb/>
noch das bei&#x017F;&#x017F;ende Gewi&#x017F;&#x017F;en</hi> bey<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;en Leuten &#x017F;o vermo&#x0364;gend/ daß es &#x017F;ie<lb/>
von ihrer Leichtfertigkeit zuru&#x0364;cke hal-<lb/>
ten ko&#x0364;nte. Denn es muß aus<lb/>
Schuld einer u&#x0364;beln Zucht und Ge-<lb/>
wohnheit bey vielen die Vernunfft<lb/>
gleich&#x017F;am &#x017F;tumm und taub werden;<lb/>
wannenhero denn erfolget/ daß &#x017F;ie<lb/>
nur auff das gegenwa&#x0364;rtige fallen/ um<lb/>
das zuku&#x0364;nfftige &#x017F;ich aber wenig be-<lb/>
ku&#x0364;m&#x0303;ern/ und von nichts mehr zu be-<lb/>
wegen &#x017F;ind/ als was etwan in die a&#x0364;u&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erlichen Sinnen fa&#x0364;llet. Weil auch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[454/0518] Des andern Buchs ſchaffen unter einen Hut bringen/ und ſie zur Erfuͤllung des Vergleichs nachdruͤcklich anhalten koͤnnen. §. 9. Endlich ſo ſtellet es zwar das natuͤrliche Recht denen Menſchen genugſam unter Augen/ daß es kei- nem/ der andere unrechtmaͤßiger Weiſe beleidiget/ vor ungenoſſen hin- aus gehe; und dennoch iſt weder die Scheu vor GOttes Gerichte/ noch das beiſſende Gewiſſen bey boͤſen Leuten ſo vermoͤgend/ daß es ſie von ihrer Leichtfertigkeit zuruͤcke hal- ten koͤnte. Denn es muß aus Schuld einer uͤbeln Zucht und Ge- wohnheit bey vielen die Vernunfft gleichſam ſtumm und taub werden; wannenhero denn erfolget/ daß ſie nur auff das gegenwaͤrtige fallen/ um das zukuͤnfftige ſich aber wenig be- kuͤm̃ern/ und von nichts mehr zu be- wegen ſind/ als was etwan in die aͤuſ- ſerlichen Sinnen faͤllet. Weil auch die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/518
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/518>, abgerufen am 25.12.2024.