Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

fünftes Capitel.
dem menschlichen Geschlechte gewiß
zum augenscheinlichen Untergange
gereichen würde.

§. 11.

Jedoch muß man es nicht
also gleich bey Zufügung einer jeden
Injurie zum äussersten kommen las-
sen/ sondern zuvor die möglichste
Behutsamkeit/ und sichersten
Mittel anwenden/ nemlich/ daß
man dem Feinde den Weg und Zu-
gang versperre/ sich an sichere Oer-
ter begebe/ und ihm ermahne/ von
seinen unsinnigen vorhaben abzulas-
sen. Gleich wie dieses auch einen
vernünfftigen Menschen zustehet/
daß er eine kleine Beleidigung/
wenn es anders seyn kan/ mit Ge-
dult ertrage/ und sich lieber an sei-
neu Rechten etwas begebe/ als durch
allzugewaltsame Gegenwehre in ei-
ne grössere Gefahr stürtze; Zumal/
wenn einer etwan um so was ange-
fochten wird/ das sich leichte wieder

bey-
G 5

fuͤnftes Capitel.
dem menſchlichen Geſchlechte gewiß
zum augenſcheinlichen Untergange
gereichen wuͤrde.

§. 11.

Jedoch muß man es nicht
alſo gleich bey Zufuͤgung einer jeden
Injurie zum aͤuſſerſten kommen laſ-
ſen/ ſondern zuvor die moͤglichſte
Behutſamkeit/ und ſicherſten
Mittel anwenden/ nemlich/ daß
man dem Feinde den Weg und Zu-
gang verſperre/ ſich an ſichere Oer-
ter begebe/ und ihm ermahne/ von
ſeinen unſinnigen vorhaben abzulaſ-
ſen. Gleich wie dieſes auch einen
vernuͤnfftigen Menſchen zuſtehet/
daß er eine kleine Beleidigung/
wenn es anders ſeyn kan/ mit Ge-
dult ertrage/ und ſich lieber an ſei-
neu Rechten etwas begebe/ als durch
allzugewaltſame Gegenwehre in ei-
ne groͤſſere Gefahr ſtuͤrtze; Zumal/
wenn einer etwan um ſo was ange-
fochten wird/ das ſich leichte wieder

bey-
G 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0205" n="141"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">fu&#x0364;nftes Capitel.</hi></fw><lb/>
dem men&#x017F;chlichen Ge&#x017F;chlechte gewiß<lb/>
zum augen&#x017F;cheinlichen Untergange<lb/>
gereichen wu&#x0364;rde.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 11.</head>
            <p>Jedoch muß man es nicht<lb/>
al&#x017F;o gleich bey Zufu&#x0364;gung einer jeden<lb/><hi rendition="#aq">Injurie</hi> zum a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten kommen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ &#x017F;ondern zuvor <hi rendition="#fr">die mo&#x0364;glich&#x017F;te<lb/>
Behut&#x017F;amkeit/</hi> und <hi rendition="#fr">&#x017F;icher&#x017F;ten<lb/>
Mittel</hi> anwenden/ nemlich/ daß<lb/>
man dem Feinde den Weg und Zu-<lb/>
gang ver&#x017F;perre/ &#x017F;ich an &#x017F;ichere Oer-<lb/>
ter begebe/ und ihm ermahne/ von<lb/>
&#x017F;einen un&#x017F;innigen vorhaben abzula&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Gleich wie die&#x017F;es auch einen<lb/>
vernu&#x0364;nfftigen Men&#x017F;chen zu&#x017F;tehet/<lb/>
daß er <hi rendition="#fr">eine kleine Beleidigung/</hi><lb/>
wenn es anders &#x017F;eyn kan/ mit Ge-<lb/>
dult <hi rendition="#fr">ertrage/</hi> und &#x017F;ich lieber an &#x017F;ei-<lb/>
neu Rechten etwas begebe/ als durch<lb/>
allzugewalt&#x017F;ame Gegenwehre in ei-<lb/>
ne gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Gefahr &#x017F;tu&#x0364;rtze; Zumal/<lb/>
wenn einer etwan um &#x017F;o was ange-<lb/>
fochten wird/ das &#x017F;ich leichte wieder<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 5</fw><fw place="bottom" type="catch">bey-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0205] fuͤnftes Capitel. dem menſchlichen Geſchlechte gewiß zum augenſcheinlichen Untergange gereichen wuͤrde. §. 11. Jedoch muß man es nicht alſo gleich bey Zufuͤgung einer jeden Injurie zum aͤuſſerſten kommen laſ- ſen/ ſondern zuvor die moͤglichſte Behutſamkeit/ und ſicherſten Mittel anwenden/ nemlich/ daß man dem Feinde den Weg und Zu- gang verſperre/ ſich an ſichere Oer- ter begebe/ und ihm ermahne/ von ſeinen unſinnigen vorhaben abzulaſ- ſen. Gleich wie dieſes auch einen vernuͤnfftigen Menſchen zuſtehet/ daß er eine kleine Beleidigung/ wenn es anders ſeyn kan/ mit Ge- dult ertrage/ und ſich lieber an ſei- neu Rechten etwas begebe/ als durch allzugewaltſame Gegenwehre in ei- ne groͤſſere Gefahr ſtuͤrtze; Zumal/ wenn einer etwan um ſo was ange- fochten wird/ das ſich leichte wieder bey- G 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/205
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/205>, abgerufen am 25.12.2024.