Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das XII. Capitel
Pfeiffe nicht tantzen wolten/ in Bann ge-
than/ den öffentlichen Gottesdienst ver-
bothen/ die Unterthanen ihres Eyds ent-
schlagen/ ihre Reiche an andere überge-
ben/ und sie zu höchst-nachtheiligen Be-
willigungen gezwungen/ ist aus der Hi-
storie gnugsam bekandt. Jedoch haben
diese Mißbräuche in Orient sich so sehr
nicht können hervor thun/ weil die Auto-
rit
ät der Käyser zu Constantinopel sich
zum wenigsten so weit mainteniret, daß
ihnen die Clerisey nicht durffte auff den
Kopfsteigen: auch keiner unter den Bi-
schöffen in Orient die Gelegenheit hatte
über die andern Bischöffe als dero Ober-
Haupt sich zu erheben/ weil man dem von
Constantinopel nur den blossen Rang
über die andern ausser seiner Dioeces, aber
keine Jurisdiction einräumete.

Anlaß desPabstums
§. 14.

Aber in Occident hat die Kir-
che nach der Hand gantz ein ander Ge-
schick gewonnen/ in dem durch den Bi-
schoff zu Rom eine besondere Art von
einer Souverainetät angesponnen/ und
mit der Zeit in Vollkommenheit gesetzet
worden/ welche bey aller Welt Anden-
cken keine Gleiche gehabt/ in dem selbige
auf gantz andern Fundamenten beruhet/
und durch andere Mittel erhalten wird/
als andere Staaten. Dero Uhrsprung

und

Das XII. Capitel
Pfeiffe nicht tantzen wolten/ in Bann ge-
than/ den oͤffentlichen Gottesdienſt ver-
bothen/ die Unterthanen ihres Eyds ent-
ſchlagen/ ihre Reiche an andere uͤberge-
ben/ und ſie zu hoͤchſt-nachtheiligen Be-
willigungen gezwungen/ iſt aus der Hi-
ſtorie gnugſam bekandt. Jedoch haben
dieſe Mißbraͤuche in Orient ſich ſo ſehr
nicht koͤnnen hervor thun/ weil die Auto-
rit
aͤt der Kaͤyſer zu Conſtantinopel ſich
zum wenigſten ſo weit mainteniret, daß
ihnen die Cleriſey nicht durffte auff den
Kopfſteigen: auch keiner unter den Bi-
ſchoͤffen in Orient die Gelegenheit hatte
uͤber die andern Biſchoͤffe als dero Ober-
Haupt ſich zu erheben/ weil man dem von
Conſtantinopel nur den bloſſen Rang
uͤber die andern auſſer ſeiner Diœces, aber
keine Jurisdiction einraͤumete.

Anlaß desPabſtums
§. 14.

Aber in Occident hat die Kir-
che nach der Hand gantz ein ander Ge-
ſchick gewonnen/ in dem durch den Bi-
ſchoff zu Rom eine beſondere Art von
einer Souverainetaͤt angeſponnen/ und
mit der Zeit in Vollkommenheit geſetzet
worden/ welche bey aller Welt Anden-
cken keine Gleiche gehabt/ in dem ſelbige
auf gantz andern Fundamenten beruhet/
und durch andere Mittel erhalten wird/
als andere Staaten. Dero Uhrſprung

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0786" n="756"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XII.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
Pfeiffe nicht tantzen wolten/ in Bann ge-<lb/>
than/ den o&#x0364;ffentlichen Gottesdien&#x017F;t ver-<lb/>
bothen/ die Unterthanen ihres Eyds ent-<lb/>
&#x017F;chlagen/ ihre Reiche an andere u&#x0364;berge-<lb/>
ben/ und &#x017F;ie zu ho&#x0364;ch&#x017F;t-nachtheiligen Be-<lb/>
willigungen gezwungen/ i&#x017F;t aus der Hi-<lb/>
&#x017F;torie gnug&#x017F;am bekandt. Jedoch haben<lb/>
die&#x017F;e Mißbra&#x0364;uche in <hi rendition="#aq">Orient</hi> &#x017F;ich &#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
nicht ko&#x0364;nnen hervor thun/ weil die <hi rendition="#aq">Auto-<lb/>
rit</hi>a&#x0364;t der Ka&#x0364;y&#x017F;er zu Con&#x017F;tantinopel &#x017F;ich<lb/>
zum wenig&#x017F;ten &#x017F;o weit <hi rendition="#aq">mainteniret,</hi> daß<lb/>
ihnen die Cleri&#x017F;ey nicht durffte auff den<lb/>
Kopf&#x017F;teigen: auch keiner unter den Bi-<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ffen in <hi rendition="#aq">Orient</hi> die Gelegenheit hatte<lb/>
u&#x0364;ber die andern Bi&#x017F;cho&#x0364;ffe als dero Ober-<lb/>
Haupt &#x017F;ich zu erheben/ weil man dem von<lb/>
Con&#x017F;tantinopel nur den blo&#x017F;&#x017F;en Rang<lb/>
u&#x0364;ber die andern au&#x017F;&#x017F;er &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Di&#x0153;ces,</hi> aber<lb/>
keine <hi rendition="#aq">Jurisdiction</hi> einra&#x0364;umete.</p><lb/>
            <note place="left">Anlaß desPab&#x017F;tums</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 14.</head>
            <p>Aber in <hi rendition="#aq">Occident</hi> hat die Kir-<lb/>
che nach der Hand gantz ein ander Ge-<lb/>
&#x017F;chick gewonnen/ in dem durch den Bi-<lb/>
&#x017F;choff zu Rom eine be&#x017F;ondere Art von<lb/>
einer <hi rendition="#aq">Souverainet</hi>a&#x0364;t ange&#x017F;ponnen/ und<lb/>
mit der Zeit in Vollkommenheit ge&#x017F;etzet<lb/>
worden/ welche bey aller Welt Anden-<lb/>
cken keine Gleiche gehabt/ in dem &#x017F;elbige<lb/>
auf gantz andern <hi rendition="#aq">Fundament</hi>en beruhet/<lb/>
und durch andere Mittel erhalten wird/<lb/>
als andere Staaten. Dero Uhr&#x017F;prung<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[756/0786] Das XII. Capitel Pfeiffe nicht tantzen wolten/ in Bann ge- than/ den oͤffentlichen Gottesdienſt ver- bothen/ die Unterthanen ihres Eyds ent- ſchlagen/ ihre Reiche an andere uͤberge- ben/ und ſie zu hoͤchſt-nachtheiligen Be- willigungen gezwungen/ iſt aus der Hi- ſtorie gnugſam bekandt. Jedoch haben dieſe Mißbraͤuche in Orient ſich ſo ſehr nicht koͤnnen hervor thun/ weil die Auto- ritaͤt der Kaͤyſer zu Conſtantinopel ſich zum wenigſten ſo weit mainteniret, daß ihnen die Cleriſey nicht durffte auff den Kopfſteigen: auch keiner unter den Bi- ſchoͤffen in Orient die Gelegenheit hatte uͤber die andern Biſchoͤffe als dero Ober- Haupt ſich zu erheben/ weil man dem von Conſtantinopel nur den bloſſen Rang uͤber die andern auſſer ſeiner Diœces, aber keine Jurisdiction einraͤumete. §. 14. Aber in Occident hat die Kir- che nach der Hand gantz ein ander Ge- ſchick gewonnen/ in dem durch den Bi- ſchoff zu Rom eine beſondere Art von einer Souverainetaͤt angeſponnen/ und mit der Zeit in Vollkommenheit geſetzet worden/ welche bey aller Welt Anden- cken keine Gleiche gehabt/ in dem ſelbige auf gantz andern Fundamenten beruhet/ und durch andere Mittel erhalten wird/ als andere Staaten. Dero Uhrſprung und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/786
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 756. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/786>, abgerufen am 20.11.2024.