Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.von Polen. nig verbunden alle vacantia beneficiawieder an den Adel zu geben/ und darff keines für sich behalten/ oder ohne der Stände Bewilligung seinen Kindern verlehnen/ darff auch keine Adeliche Gü- ter an sich handeln/ oder besitzen. Es ist auch die Justitz nicht in des Königs Hand/ sondern es ist ein hohes Tribu- nal aus gewissen von Adel bestellet/ vom König Stephano Batori erstlich aufge- richtet; so alle Jahr abgelöset und verän- dert werden/ und sechs Monat zu Petri- cow/ sechs Monat zu Lublin sitzen/ und die Sachen ohne Appellation entschei- den. Ohne daß die Sachen von grosser Wichtigkeit aufm Reichstage; die Fiscal- Sachen aber/ und so des Königs Güter betreffen/ vom Könige abgethan werden. Wiewohl nun die Polen diese Regie- rungs-Form sehr lieben/ die sich auch zu ihrer natürlichen Frechheit wohl zu schicken scheinet; giebt sie doch gemeinig- lich zu beständiger und schleuniger Hand- lung ihrer Sachen Verhindernuß/ und schwächet die Kräffte dieses grossen Rei- ches/ zumahl wenn absonderliche Wi- derspenstigkeit und jalousie des Adels ge- gen den König darzu kommt. §. 18. Was die Nachbarn von PolenNachbarn Sei-
von Polen. nig verbunden alle vacantia beneficiawieder an den Adel zu geben/ und darff keines fuͤr ſich behalten/ oder ohne der Staͤnde Bewilligung ſeinen Kindern verlehnen/ darff auch keine Adeliche Guͤ- ter an ſich handeln/ oder beſitzen. Es iſt auch die Juſtitz nicht in des Koͤnigs Hand/ ſondern es iſt ein hohes Tribu- nal aus gewiſſen von Adel beſtellet/ vom Koͤnig Stephano Batori erſtlich aufge- richtet; ſo alle Jahr abgeloͤſet und veraͤn- dert werden/ und ſechs Monat zu Petri- cow/ ſechs Monat zu Lublin ſitzen/ und die Sachen ohne Appellation entſchei- den. Ohne daß die Sachen von groſſer Wichtigkeit aufm Reichstage; die Fiſcal- Sachen aber/ und ſo des Koͤnigs Guͤter betreffen/ vom Koͤnige abgethan werden. Wiewohl nun die Polen dieſe Regie- rungs-Form ſehr lieben/ die ſich auch zu ihrer natuͤrlichen Frechheit wohl zu ſchicken ſcheinet; giebt ſie doch gemeinig- lich zu beſtaͤndiger und ſchleuniger Hand- lung ihrer Sachen Verhindernuß/ und ſchwaͤchet die Kraͤffte dieſes groſſen Rei- ches/ zumahl wenn abſonderliche Wi- derſpenſtigkeit und jalouſie des Adels ge- gen den Koͤnig darzu kommt. §. 18. Was die Nachbarn von PolenNachbarn Sei-
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von Polen.
nig verbunden alle vacantia beneficia
wieder an den Adel zu geben/ und darff
keines fuͤr ſich behalten/ oder ohne der
Staͤnde Bewilligung ſeinen Kindern
verlehnen/ darff auch keine Adeliche Guͤ-
ter an ſich handeln/ oder beſitzen. Es iſt
auch die Juſtitz nicht in des Koͤnigs
Hand/ ſondern es iſt ein hohes Tribu-
nal aus gewiſſen von Adel beſtellet/ vom
Koͤnig Stephano Batori erſtlich aufge-
richtet; ſo alle Jahr abgeloͤſet und veraͤn-
dert werden/ und ſechs Monat zu Petri-
cow/ ſechs Monat zu Lublin ſitzen/ und
die Sachen ohne Appellation entſchei-
den. Ohne daß die Sachen von groſſer
Wichtigkeit aufm Reichstage; die Fiſcal-
Sachen aber/ und ſo des Koͤnigs Guͤter
betreffen/ vom Koͤnige abgethan werden.
Wiewohl nun die Polen dieſe Regie-
rungs-Form ſehr lieben/ die ſich auch
zu ihrer natuͤrlichen Frechheit wohl zu
ſchicken ſcheinet; giebt ſie doch gemeinig-
lich zu beſtaͤndiger und ſchleuniger Hand-
lung ihrer Sachen Verhindernuß/ und
ſchwaͤchet die Kraͤffte dieſes groſſen Rei-
ches/ zumahl wenn abſonderliche Wi-
derſpenſtigkeit und jalouſie des Adels ge-
gen den Koͤnig darzu kommt.
§. 18. Was die Nachbarn von Polen
belanget/ ſo ſtoͤſſet es an der einen
Sei-
Nachbarn
von Po-
len.
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