Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.von Holland. rat, und werden nicht leicht etwas begin-nen/ sie haben denn alles darzu eingerich- tet. So daß nicht leicht eine Nation zu- finden/ die zur Kaufmannschafft beque- mer ist/ als die Holländische/ bey der auch dieses zu loben/ daß sie ins gemein lieber mit ihrem Fleiß etwas gewinnen/ als an- dern mit Betrug und Gewalt entziehen wollen. Wiewohl auch ihre freye Regie- rung nicht wenig zu ihrer grossen Trafic thut. Das gröste Laster unter ihnen ist der Geitz/ der aber bey ihnen so schädliche Wirckung nicht hat/ weil er sie zur Ar- beitsamkeit und Sparsamkeit antreibet. Endlich verwundern sich viel über die Weißheit/ die selbige Nation in ihrer Con- duite hat verspüren lassen/ da sie doch durchgehends von keinem vortrefflichen esprit und merite ist. Dessen Ursach ei- nige anführen/ weil Kälte und Mittel- mässigkeit der Affecten ein Grund der Geschickligkeit in Staatsgeschäfften ist. §. 20. Die sieben vereinigte Provin-Beschaf- Ort L l ij
von Holland. rat, und werden nicht leicht etwas begin-nen/ ſie haben denn alles darzu eingerich- tet. So daß nicht leicht eine Nation zu- finden/ die zur Kaufmannſchafft beque- mer iſt/ als die Hollaͤndiſche/ bey der auch dieſes zu loben/ daß ſie ins gemein lieber mit ihrem Fleiß etwas gewinnen/ als an- dern mit Betrug und Gewalt entziehen wollen. Wiewohl auch ihre freye Regie- rung nicht wenig zu ihrer groſſen Trafic thut. Das groͤſte Laſter unter ihnen iſt der Geitz/ der aber bey ihnen ſo ſchaͤdliche Wirckung nicht hat/ weil er ſie zur Ar- beitſamkeit und Sparſamkeit antreibet. Endlich verwundern ſich viel uͤber die Weißheit/ die ſelbige Nation in ihrer Con- duite hat verſpuͤren laſſen/ da ſie doch durchgehends von keinem vortrefflichen eſprit und merite iſt. Deſſen Urſach ei- nige anfuͤhren/ weil Kaͤlte und Mittel- maͤſſigkeit der Affecten ein Grund der Geſchickligkeit in Staatsgeſchaͤfften iſt. §. 20. Die ſieben vereinigte Provin-Beſchaf- Ort L l ij
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von Holland.
rat, und werden nicht leicht etwas begin-
nen/ ſie haben denn alles darzu eingerich-
tet. So daß nicht leicht eine Nation zu-
finden/ die zur Kaufmannſchafft beque-
mer iſt/ als die Hollaͤndiſche/ bey der auch
dieſes zu loben/ daß ſie ins gemein lieber
mit ihrem Fleiß etwas gewinnen/ als an-
dern mit Betrug und Gewalt entziehen
wollen. Wiewohl auch ihre freye Regie-
rung nicht wenig zu ihrer groſſen Trafic
thut. Das groͤſte Laſter unter ihnen iſt
der Geitz/ der aber bey ihnen ſo ſchaͤdliche
Wirckung nicht hat/ weil er ſie zur Ar-
beitſamkeit und Sparſamkeit antreibet.
Endlich verwundern ſich viel uͤber die
Weißheit/ die ſelbige Nation in ihrer Con-
duite hat verſpuͤren laſſen/ da ſie doch
durchgehends von keinem vortrefflichen
eſprit und merite iſt. Deſſen Urſach ei-
nige anfuͤhren/ weil Kaͤlte und Mittel-
maͤſſigkeit der Affecten ein Grund der
Geſchickligkeit in Staatsgeſchaͤfften iſt.
§. 20. Die ſieben vereinigte Provin-
tzien erſtrecken ſich zwar in ihrem Bezirck
gar nicht weit/ und ſind nur fuͤr einen
kleinen Rand von Teutſchland zu halten.
Sind aber mit einer Menge ſchoͤner/ gꝛoſ-
ſer und Volckreicher Staͤdte dermaſſen
angefuͤllet/ als nicht leicht ein ander
Ort
Beſchaf-
fenheit
des Lan-
des.
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Zitationshilfe: | Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/561>, abgerufen am 23.02.2025. |