Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das V. Capitel ten/ angesehen/ wann solches recht ver-einiget wäre/ es grössere Armeen/ und die an Güte den Frantzosen nichts solten nachgeben aufbringen könte; solte es auch wohl in die Länge mit jenem aus- halten. Allein so lang es in jetzigem Zu- stand ist/ scheinet nicht wohl müglich zu seyn/ daß alle und jede Glieder vom Teutschen Reich sich in einen beständigen und langen Krieg einlassen/ und densel- ben unverdrossen ausführen solten: an- gesehen es unmüglich/ daß alle und jede Stände an sothanem Krieg gleich Inter- esse haben können; sondern müsten theils vielmehr ausdessen Langwierigkeit ihren innerlichen Ruin und Unterdruckung be- sorgen/ wenn auch gleich selbiger Krieg für sie glücklich solte lauffen/ denn wenn es übel hergehet/ müssen sie ohne Zweiffel Haar lassen. reichs Kräffte in Re- gard vie-ler. §. 29. Wenn man aber nun setzen reich
Das V. Capitel ten/ angeſehen/ wann ſolches recht ver-einiget waͤre/ es groͤſſere Armeen/ und die an Guͤte den Frantzoſen nichts ſolten nachgeben aufbringen koͤnte; ſolte es auch wohl in die Laͤnge mit jenem aus- halten. Allein ſo lang es in jetzigem Zu- ſtand iſt/ ſcheinet nicht wohl muͤglich zu ſeyn/ daß alle und jede Glieder vom Teutſchen Reich ſich in einen beſtaͤndigen und langen Krieg einlaſſen/ und denſel- ben unverdroſſen ausfuͤhren ſolten: an- geſehen es unmuͤglich/ daß alle und jede Staͤnde an ſothanem Krieg gleich Inter- eſſe haben koͤnnen; ſondern muͤſten theils vielmehr ausdeſſen Langwierigkeit ihren innerlichen Ruin und Unterdruckung be- ſorgen/ wenn auch gleich ſelbiger Krieg fuͤr ſie gluͤcklich ſolte lauffen/ denn wenn es uͤbel hergehet/ muͤſſen ſie ohne Zweiffel Haar laſſen. reichs Kraͤffte in Re- gard vie-ler. §. 29. Wenn man aber nun ſetzen reich
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Das V. Capitel
ten/ angeſehen/ wann ſolches recht ver-
einiget waͤre/ es groͤſſere Armeen/ und
die an Guͤte den Frantzoſen nichts ſolten
nachgeben aufbringen koͤnte; ſolte es
auch wohl in die Laͤnge mit jenem aus-
halten. Allein ſo lang es in jetzigem Zu-
ſtand iſt/ ſcheinet nicht wohl muͤglich zu
ſeyn/ daß alle und jede Glieder vom
Teutſchen Reich ſich in einen beſtaͤndigen
und langen Krieg einlaſſen/ und denſel-
ben unverdroſſen ausfuͤhren ſolten: an-
geſehen es unmuͤglich/ daß alle und jede
Staͤnde an ſothanem Krieg gleich Inter-
eſſe haben koͤnnen; ſondern muͤſten theils
vielmehr ausdeſſen Langwierigkeit ihren
innerlichen Ruin und Unterdruckung be-
ſorgen/ wenn auch gleich ſelbiger Krieg
fuͤr ſie gluͤcklich ſolte lauffen/ denn wenn
es uͤbel hergehet/ muͤſſen ſie ohne Zweiffel
Haar laſſen.
§. 29. Wenn man aber nun ſetzen
will/ daß Franckreich zugleich von
vielen ſolte angegriffen werden; ſo iſt
erſtlich zu beobachten/ daß einige Staa-
ten von Europa ſo beſchaffen ſeyn/ daß
ſie bey ſo bewandten Sachen ſich gegen
Franckreich nimmer conjungiren wer-
den. Alſo wird nach jetzigem Zuſtande
ſich Portugal mit Spanien/ Schweden
mit Dennemarck/ Polen mit Oeſter-
reich
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