Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

von Franckreich.
versühnliche Haß gegen selbiges Hauß
ihm eingegeben zu versuchen/ ob er nicht
solches gantz vernichten könte. Zwey Jahr
für des Burgunders Todt war König E-
duard IV.
mit einer grossen Armee in
Franckreich eingefallen/ den aber Lud-
wig mit Geschencken und guten Worten
wiederumb heraus brachte. Er knüpfte
an die Cron Provence, Anjou und Mans,
vermittelst des Testaments von Charl
d'Anjou Comte de Maine,
so der letzte
männliche Erbe war vom Hause Anjou:
wiewohl Rene Hertzog von Lothringen/
Sohn von Yoland d'Anjou seiner Mutter
wegen darauf Anspruch that. Seine letz-
te Zeit brachte er elendiglich/ und theils
lächerlich zu/ wegen grosser Furcht des
Todtes/ und starb An. 1483.

§. 15.

Dessen Sohn Carolus VIII. hatteCarolus
VIII.

die ersten Jahr seiner Regierung viel zu
thun mit dem Hertzog von Bretagne, und
war auch auf dem wege solche Landschaft
mit Gewalt der Waffen sich einzuverleiben.
Nachdem aber Maximilian von Oester-
reich sich mit Anna einziger Erbin selbiges
Hertzogthums verlobet/ dünkte den Fran-
tzosen nit bequem zu fallen/ einen so fetten
Bissen an Oesterreich kommen zu lassen/ und
bewegte demnach die Braut theils mit gu-
ten Worten/ theils mit schrecken der Waf-
sen/ daß sie Maximilianum fahren ließ/

und

von Franckreich.
verſuͤhnliche Haß gegen ſelbiges Hauß
ihm eingegeben zu verſuchen/ ob er nicht
ſolches gantz vernichtẽ koͤnte. Zwey Jahr
fuͤr des Burgunders Todt war Koͤnig E-
duard IV.
mit einer groſſen Armee in
Franckreich eingefallen/ den aber Lud-
wig mit Geſchencken und guten Worten
wiederumb heraus brachte. Er knuͤpfte
an die Cron Provence, Anjou und Mans,
vermittelſt des Teſtaments von Charl
d’Anjou Comte de Maine,
ſo der letzte
maͤnnliche Erbe war vom Hauſe Anjou:
wiewohl René Hertzog von Lothringen/
Sohn von Yoland d’Anjou ſeiner Mutter
wegen darauf Anſpruch that. Seine letz-
te Zeit brachte er elendiglich/ und theils
laͤcherlich zu/ wegen groſſer Furcht des
Todtes/ und ſtarb An. 1483.

§. 15.

Deſſen Sohn Carolus VIII. hatteCarolus
VIII.

die erſten Jahr ſeiner Regierung viel zu
thun mit dem Hertzog von Bretagne, und
waꝛ auch auf dem wege ſolche Landſchaft
mit Gewalt deꝛ Waffen ſich einzuverleibẽ.
Nachdem aber Maximilian von Oeſter-
reich ſich mit Anna einzigeꝛ Erbin ſelbiges
Hertzogthums verlobet/ duͤnkte dẽ Fran-
tzoſen nit bequem zu fallen/ einen ſo fetten
Biſſen an Oeſterꝛeich kom̃en zu laſſen/ und
bewegte demnach die Bꝛaut theils mit gu-
ten Worten/ theils mit ſchrecken der Waf-
ſen/ daß ſie Maximilianum fahren ließ/

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0409" n="379"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Franckreich.</hi></fw><lb/>
ver&#x017F;u&#x0364;hnliche Haß gegen &#x017F;elbiges Hauß<lb/>
ihm eingegeben zu ver&#x017F;uchen/ ob er nicht<lb/>
&#x017F;olches gantz vernichte&#x0303; ko&#x0364;nte. Zwey Jahr<lb/>
fu&#x0364;r des Burgunders Todt war Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">E-<lb/>
duard IV.</hi> mit einer gro&#x017F;&#x017F;en Armee in<lb/>
Franckreich eingefallen/ den aber Lud-<lb/>
wig mit Ge&#x017F;chencken und guten Worten<lb/>
wiederumb heraus brachte. Er knu&#x0364;pfte<lb/>
an die Cron <hi rendition="#aq">Provence, Anjou</hi> und <hi rendition="#aq">Mans,</hi><lb/>
vermittel&#x017F;t des Te&#x017F;taments von <hi rendition="#aq">Charl<lb/>
d&#x2019;Anjou Comte de Maine,</hi> &#x017F;o der letzte<lb/>
ma&#x0364;nnliche Erbe war vom Hau&#x017F;e <hi rendition="#aq">Anjou:</hi><lb/>
wiewohl <hi rendition="#aq">René</hi> Hertzog von Lothringen/<lb/>
Sohn von <hi rendition="#aq">Yoland d&#x2019;Anjou</hi> &#x017F;einer Mutter<lb/>
wegen darauf An&#x017F;pruch that. Seine letz-<lb/>
te Zeit brachte er elendiglich/ und theils<lb/>
la&#x0364;cherlich zu/ wegen gro&#x017F;&#x017F;er Furcht des<lb/>
Todtes/ und &#x017F;tarb An. 1483.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 15.</head>
            <p>De&#x017F;&#x017F;en Sohn <hi rendition="#aq">Carolus VIII.</hi> hatte<note place="right"><hi rendition="#aq">Carolus<lb/>
VIII.</hi></note><lb/>
die er&#x017F;ten Jahr &#x017F;einer Regierung viel zu<lb/>
thun mit dem Hertzog von <hi rendition="#aq">Bretagne,</hi> und<lb/>
wa&#xA75B; auch auf dem wege &#x017F;olche Land&#x017F;chaft<lb/>
mit Gewalt de&#xA75B; Waffen &#x017F;ich einzuverleibe&#x0303;.<lb/>
Nachdem aber <hi rendition="#aq">Maximilian</hi> von Oe&#x017F;ter-<lb/>
reich &#x017F;ich mit <hi rendition="#aq">Anna</hi> einzige&#xA75B; Erbin &#x017F;elbiges<lb/>
Hertzogthums verlobet/ du&#x0364;nkte de&#x0303; Fran-<lb/>
tzo&#x017F;en nit bequem zu fallen/ einen &#x017F;o fetten<lb/>
Bi&#x017F;&#x017F;en an Oe&#x017F;ter&#xA75B;eich kom&#x0303;en zu la&#x017F;&#x017F;en/ und<lb/>
bewegte demnach die B&#xA75B;aut theils mit gu-<lb/>
ten Worten/ theils mit &#x017F;chrecken der Waf-<lb/>
&#x017F;en/ daß &#x017F;ie <hi rendition="#aq">Maximilianum</hi> fahren ließ/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[379/0409] von Franckreich. verſuͤhnliche Haß gegen ſelbiges Hauß ihm eingegeben zu verſuchen/ ob er nicht ſolches gantz vernichtẽ koͤnte. Zwey Jahr fuͤr des Burgunders Todt war Koͤnig E- duard IV. mit einer groſſen Armee in Franckreich eingefallen/ den aber Lud- wig mit Geſchencken und guten Worten wiederumb heraus brachte. Er knuͤpfte an die Cron Provence, Anjou und Mans, vermittelſt des Teſtaments von Charl d’Anjou Comte de Maine, ſo der letzte maͤnnliche Erbe war vom Hauſe Anjou: wiewohl René Hertzog von Lothringen/ Sohn von Yoland d’Anjou ſeiner Mutter wegen darauf Anſpruch that. Seine letz- te Zeit brachte er elendiglich/ und theils laͤcherlich zu/ wegen groſſer Furcht des Todtes/ und ſtarb An. 1483. §. 15. Deſſen Sohn Carolus VIII. hatte die erſten Jahr ſeiner Regierung viel zu thun mit dem Hertzog von Bretagne, und waꝛ auch auf dem wege ſolche Landſchaft mit Gewalt deꝛ Waffen ſich einzuverleibẽ. Nachdem aber Maximilian von Oeſter- reich ſich mit Anna einzigeꝛ Erbin ſelbiges Hertzogthums verlobet/ duͤnkte dẽ Fran- tzoſen nit bequem zu fallen/ einen ſo fetten Biſſen an Oeſterꝛeich kom̃en zu laſſen/ und bewegte demnach die Bꝛaut theils mit gu- ten Worten/ theils mit ſchrecken der Waf- ſen/ daß ſie Maximilianum fahren ließ/ und Carolus VIII.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/409
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/409>, abgerufen am 20.11.2024.