ein halbes Wunder, indem dreimal die auf ihn an- gelegten Gewehre versagten, so daß Empecinado abergläubisch eine Bestimmung darin zu sehen glaubte, und von ihm abzulassen befahl. Man sieht auf dem Gemälde den General Lejeune, völlig nackt ausgezo- gen, von einem der Mörder bei den Haaren gefaßt, von einem andern auf den Leib getreten, und die Gewehre der andern auf ihn gerichtet, während un- ter Leichen und Trümmern neben ihm seine Diener und ein Soldat, schon von Piken und Schwerdtern vielfach durchbohrt, ihren Geist aushauchen.
Die Schlacht am Nil, wo die Mamelucken in halbwahnsinniger Flucht, ihre herrlichen arabischen Rosse von dem hohen Abhang herab in den Fluß spornen, und wenige nur das jenseitige Ufer errei- chen, macht gleichfalls einen sehr romantischen Effekt.
Den 13ten.
Ich habe vergessen Dir zu schreiben, daß vor ohn- gefähr 14 Tagen das kaum fertig gewordne elegante Braunschweiger Theater, während der Probe eines neuen Stücks eingefallen ist, und einer großen Menge Menschen das Leben gekostet hat. Ich besah gestern die Trümmer, wo noch die Leichen zweier Karren- Pferde, die in der Straße daneben erschlagen wur- den, unter dem Schutte liegen. Es ist ein fürchter-
ein halbes Wunder, indem dreimal die auf ihn an- gelegten Gewehre verſagten, ſo daß Empecinado abergläubiſch eine Beſtimmung darin zu ſehen glaubte, und von ihm abzulaſſen befahl. Man ſieht auf dem Gemälde den General Lejeune, völlig nackt ausgezo- gen, von einem der Mörder bei den Haaren gefaßt, von einem andern auf den Leib getreten, und die Gewehre der andern auf ihn gerichtet, während un- ter Leichen und Trümmern neben ihm ſeine Diener und ein Soldat, ſchon von Piken und Schwerdtern vielfach durchbohrt, ihren Geiſt aushauchen.
Die Schlacht am Nil, wo die Mamelucken in halbwahnſinniger Flucht, ihre herrlichen arabiſchen Roſſe von dem hohen Abhang herab in den Fluß ſpornen, und wenige nur das jenſeitige Ufer errei- chen, macht gleichfalls einen ſehr romantiſchen Effekt.
Den 13ten.
Ich habe vergeſſen Dir zu ſchreiben, daß vor ohn- gefähr 14 Tagen das kaum fertig gewordne elegante Braunſchweiger Theater, während der Probe eines neuen Stücks eingefallen iſt, und einer großen Menge Menſchen das Leben gekoſtet hat. Ich beſah geſtern die Trümmer, wo noch die Leichen zweier Karren- Pferde, die in der Straße daneben erſchlagen wur- den, unter dem Schutte liegen. Es iſt ein fürchter-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0349"n="331"/>
ein halbes Wunder, indem dreimal die auf ihn an-<lb/>
gelegten Gewehre verſagten, ſo daß Empecinado<lb/>
abergläubiſch eine Beſtimmung darin zu ſehen glaubte,<lb/>
und von ihm abzulaſſen befahl. Man ſieht auf dem<lb/>
Gemälde den General Lejeune, völlig nackt ausgezo-<lb/>
gen, von einem der Mörder bei den Haaren gefaßt,<lb/>
von einem andern auf den Leib getreten, und die<lb/>
Gewehre der andern auf ihn gerichtet, während un-<lb/>
ter Leichen und Trümmern neben ihm ſeine Diener<lb/>
und ein Soldat, ſchon von Piken und Schwerdtern<lb/>
vielfach durchbohrt, ihren Geiſt aushauchen.</p><lb/><p>Die Schlacht am Nil, wo die Mamelucken in<lb/>
halbwahnſinniger Flucht, ihre herrlichen arabiſchen<lb/>
Roſſe von dem hohen Abhang herab in den Fluß<lb/>ſpornen, und wenige nur das jenſeitige Ufer errei-<lb/>
chen, macht gleichfalls einen ſehr romantiſchen Effekt.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><opener><dateline><hirendition="#et">Den 13ten.</hi></dateline></opener><lb/><p>Ich habe vergeſſen Dir zu ſchreiben, daß vor ohn-<lb/>
gefähr 14 Tagen das kaum fertig gewordne elegante<lb/>
Braunſchweiger Theater, während der Probe eines<lb/>
neuen Stücks eingefallen iſt, und einer großen Menge<lb/>
Menſchen das Leben gekoſtet hat. Ich beſah geſtern<lb/>
die Trümmer, wo noch die Leichen zweier Karren-<lb/>
Pferde, die in der Straße daneben erſchlagen wur-<lb/>
den, unter dem Schutte liegen. Es iſt ein fürchter-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[331/0349]
ein halbes Wunder, indem dreimal die auf ihn an-
gelegten Gewehre verſagten, ſo daß Empecinado
abergläubiſch eine Beſtimmung darin zu ſehen glaubte,
und von ihm abzulaſſen befahl. Man ſieht auf dem
Gemälde den General Lejeune, völlig nackt ausgezo-
gen, von einem der Mörder bei den Haaren gefaßt,
von einem andern auf den Leib getreten, und die
Gewehre der andern auf ihn gerichtet, während un-
ter Leichen und Trümmern neben ihm ſeine Diener
und ein Soldat, ſchon von Piken und Schwerdtern
vielfach durchbohrt, ihren Geiſt aushauchen.
Die Schlacht am Nil, wo die Mamelucken in
halbwahnſinniger Flucht, ihre herrlichen arabiſchen
Roſſe von dem hohen Abhang herab in den Fluß
ſpornen, und wenige nur das jenſeitige Ufer errei-
chen, macht gleichfalls einen ſehr romantiſchen Effekt.
Den 13ten.
Ich habe vergeſſen Dir zu ſchreiben, daß vor ohn-
gefähr 14 Tagen das kaum fertig gewordne elegante
Braunſchweiger Theater, während der Probe eines
neuen Stücks eingefallen iſt, und einer großen Menge
Menſchen das Leben gekoſtet hat. Ich beſah geſtern
die Trümmer, wo noch die Leichen zweier Karren-
Pferde, die in der Straße daneben erſchlagen wur-
den, unter dem Schutte liegen. Es iſt ein fürchter-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/349>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.