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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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Die letzte Soire für Don Miguel fand heute end-
lich beim holländischen Ambassadeur statt, an welchen
Umstand man allerhand interessante historische Remi-
niscenzen knüpfen könnte, denn Portugal wie Hol-
land, beides kleine Lander nur, waren doch einst
Weltmächte. Eins ging den Weg der Freiheit, das
andere den der Sclaverei, und beide wurden dennoch
gleich unbedeutend, und ihr inneres Glück scheint
auch nicht sehr verschieden zu seyn. Doch ich will diese
Betrachtung verlassen, und dafür lieber mit ein Paar
Worten die Liebenswürdigkeit der Ambassadrice rüh-
men, deren französischer leichter Sinn noch nichts von
den schwermüthigen Narrheiten der englischen Fashion
angenommen hat. Ihr Haus ist zugleich eins von
den wenigen, das man uneingeladen Abends der Con-
tinentalsitte gemäß besuchen, und eine Conversa-
tion
daselbst finden kann. Als Madame de F ....
noch unverheirathet in Tournay lebte, wohnte im
Befreiungskriege mein theurer Chef, der alte Groß-
herzog von W .... in ihrer Eltern Hause und pflegte
die reizende Tochter scherzend den liebsten seiner Ad-
jutanten zu nennen. Ich habe also, da ich denselben
Posten bekleidete, eine Art Kameradschaft geltend zu
machen, eine Ehre, die ich mir um so weniger neh-
men lassen mag, da auch ihr Gemahl ein sehr ange-
nehmer Mann ist, der sich durch Geist und Güte
gleich sehr auszeichnet.


Die letzte Soiré für Don Miguel fand heute end-
lich beim holländiſchen Ambaſſadeur ſtatt, an welchen
Umſtand man allerhand intereſſante hiſtoriſche Remi-
niscenzen knüpfen könnte, denn Portugal wie Hol-
land, beides kleine Lander nur, waren doch einſt
Weltmächte. Eins ging den Weg der Freiheit, das
andere den der Sclaverei, und beide wurden dennoch
gleich unbedeutend, und ihr inneres Glück ſcheint
auch nicht ſehr verſchieden zu ſeyn. Doch ich will dieſe
Betrachtung verlaſſen, und dafür lieber mit ein Paar
Worten die Liebenswürdigkeit der Ambaſſadrice rüh-
men, deren franzöſiſcher leichter Sinn noch nichts von
den ſchwermüthigen Narrheiten der engliſchen Faſhion
angenommen hat. Ihr Haus iſt zugleich eins von
den wenigen, das man uneingeladen Abends der Con-
tinentalſitte gemäß beſuchen, und eine Converſa-
tion
daſelbſt finden kann. Als Madame de F ....
noch unverheirathet in Tournay lebte, wohnte im
Befreiungskriege mein theurer Chef, der alte Groß-
herzog von W .... in ihrer Eltern Hauſe und pflegte
die reizende Tochter ſcherzend den liebſten ſeiner Ad-
jutanten zu nennen. Ich habe alſo, da ich denſelben
Poſten bekleidete, eine Art Kameradſchaft geltend zu
machen, eine Ehre, die ich mir um ſo weniger neh-
men laſſen mag, da auch ihr Gemahl ein ſehr ange-
nehmer Mann iſt, der ſich durch Geiſt und Güte
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[297/0315] Den 11ten. Die letzte Soiré für Don Miguel fand heute end- lich beim holländiſchen Ambaſſadeur ſtatt, an welchen Umſtand man allerhand intereſſante hiſtoriſche Remi- niscenzen knüpfen könnte, denn Portugal wie Hol- land, beides kleine Lander nur, waren doch einſt Weltmächte. Eins ging den Weg der Freiheit, das andere den der Sclaverei, und beide wurden dennoch gleich unbedeutend, und ihr inneres Glück ſcheint auch nicht ſehr verſchieden zu ſeyn. Doch ich will dieſe Betrachtung verlaſſen, und dafür lieber mit ein Paar Worten die Liebenswürdigkeit der Ambaſſadrice rüh- men, deren franzöſiſcher leichter Sinn noch nichts von den ſchwermüthigen Narrheiten der engliſchen Faſhion angenommen hat. Ihr Haus iſt zugleich eins von den wenigen, das man uneingeladen Abends der Con- tinentalſitte gemäß beſuchen, und eine Converſa- tion daſelbſt finden kann. Als Madame de F .... noch unverheirathet in Tournay lebte, wohnte im Befreiungskriege mein theurer Chef, der alte Groß- herzog von W .... in ihrer Eltern Hauſe und pflegte die reizende Tochter ſcherzend den liebſten ſeiner Ad- jutanten zu nennen. Ich habe alſo, da ich denſelben Poſten bekleidete, eine Art Kameradſchaft geltend zu machen, eine Ehre, die ich mir um ſo weniger neh- men laſſen mag, da auch ihr Gemahl ein ſehr ange- nehmer Mann iſt, der ſich durch Geiſt und Güte gleich ſehr auszeichnet.

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/315>, abgerufen am 23.11.2024.