dukte im Messer- und Scheeren-Fach betrachtete, als z. B. ein Messer mit 180 Klingen, Scheeren die voll- kommen schneiden und brauchbar sind, obgleich man sie kaum mit bloßen Augen erkennen kann etc. etc. -- kaufte ich auch für Dich, ohne Aberglauben, Nadeln und Scheeren für Deine ganze Lebenszeit, nebst einigen andern Kleinigkeiten neuer Erfindung, die Dir, wie ich hoffe, Vergnügen machen werden.
Nottingham den 4ten October.
Ich fuhr die Nacht hindurch, und sah nur von weitem bei Mondschein Newstead Abbey, Lord By- rons jetzt sehr vernachlässigten Geburtsort und Fa- milienschloß. Ausser der gothischen Kirche, deren fast jede Stadt in England eine mehr oder minder schöne aufzuweisen hat, ist in Nottingham nicht viel zu sehen, eine merkwürdige Manufaktur von Petinet ausgenommen, wo die Maschinen ganz allein alle Arbeit machen und nur ein einziger Mensch dabei steht, um acht zu geben, wenn sich etwa irgend et- was verschieben sollte. Es sieht höchst seltsam aus, wenn, wie durch unsichtbare Hände geführt, die Eisenungeheuer mit allen ihren Klammern und Spitzen zu handthieren anfangen, und der schönste Petinet im Rahmen gespannt, nett und fertig oben langsam hervorkömmt, während man unten die Spindel mit
dukte im Meſſer- und Scheeren-Fach betrachtete, als z. B. ein Meſſer mit 180 Klingen, Scheeren die voll- kommen ſchneiden und brauchbar ſind, obgleich man ſie kaum mit bloßen Augen erkennen kann ꝛc. ꝛc. — kaufte ich auch für Dich, ohne Aberglauben, Nadeln und Scheeren für Deine ganze Lebenszeit, nebſt einigen andern Kleinigkeiten neuer Erfindung, die Dir, wie ich hoffe, Vergnügen machen werden.
Nottingham den 4ten October.
Ich fuhr die Nacht hindurch, und ſah nur von weitem bei Mondſchein Newſtead Abbey, Lord By- rons jetzt ſehr vernachläſſigten Geburtsort und Fa- milienſchloß. Auſſer der gothiſchen Kirche, deren faſt jede Stadt in England eine mehr oder minder ſchöne aufzuweiſen hat, iſt in Nottingham nicht viel zu ſehen, eine merkwürdige Manufaktur von Petinet ausgenommen, wo die Maſchinen ganz allein alle Arbeit machen und nur ein einziger Menſch dabei ſteht, um acht zu geben, wenn ſich etwa irgend et- was verſchieben ſollte. Es ſieht höchſt ſeltſam aus, wenn, wie durch unſichtbare Hände geführt, die Eiſenungeheuer mit allen ihren Klammern und Spitzen zu handthieren anfangen, und der ſchönſte Petinet im Rahmen geſpannt, nett und fertig oben langſam hervorkömmt, während man unten die Spindel mit
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0247"n="131[231]"/>
dukte im Meſſer- und Scheeren-Fach betrachtete, als<lb/>
z. B. ein Meſſer mit 180 Klingen, Scheeren die voll-<lb/>
kommen ſchneiden und brauchbar ſind, obgleich man<lb/>ſie kaum mit bloßen Augen erkennen kann ꝛc. ꝛc. —<lb/>
kaufte ich auch für Dich, ohne Aberglauben, Nadeln und<lb/>
Scheeren für Deine ganze Lebenszeit, nebſt einigen<lb/>
andern Kleinigkeiten neuer Erfindung, die Dir, wie<lb/>
ich hoffe, Vergnügen machen werden.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><opener><dateline><hirendition="#et">Nottingham den 4ten October.</hi></dateline></opener><lb/><p>Ich fuhr die Nacht hindurch, und ſah nur von<lb/>
weitem bei Mondſchein Newſtead Abbey, Lord By-<lb/>
rons jetzt ſehr vernachläſſigten Geburtsort und Fa-<lb/>
milienſchloß. Auſſer der gothiſchen Kirche, deren faſt<lb/>
jede Stadt in England eine mehr oder minder ſchöne<lb/>
aufzuweiſen hat, iſt in Nottingham nicht viel zu<lb/>ſehen, eine merkwürdige Manufaktur von Petinet<lb/>
ausgenommen, wo die Maſchinen <hirendition="#g">ganz allein</hi> alle<lb/>
Arbeit machen und nur ein einziger Menſch dabei<lb/>ſteht, um acht zu geben, wenn ſich etwa irgend et-<lb/>
was verſchieben ſollte. Es ſieht höchſt ſeltſam aus,<lb/>
wenn, wie durch unſichtbare Hände geführt, die<lb/>
Eiſenungeheuer mit allen ihren Klammern und Spitzen<lb/>
zu handthieren anfangen, und der ſchönſte Petinet<lb/>
im Rahmen geſpannt, nett und fertig oben langſam<lb/>
hervorkömmt, während man unten die Spindel mit<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[131[231]/0247]
dukte im Meſſer- und Scheeren-Fach betrachtete, als
z. B. ein Meſſer mit 180 Klingen, Scheeren die voll-
kommen ſchneiden und brauchbar ſind, obgleich man
ſie kaum mit bloßen Augen erkennen kann ꝛc. ꝛc. —
kaufte ich auch für Dich, ohne Aberglauben, Nadeln und
Scheeren für Deine ganze Lebenszeit, nebſt einigen
andern Kleinigkeiten neuer Erfindung, die Dir, wie
ich hoffe, Vergnügen machen werden.
Nottingham den 4ten October.
Ich fuhr die Nacht hindurch, und ſah nur von
weitem bei Mondſchein Newſtead Abbey, Lord By-
rons jetzt ſehr vernachläſſigten Geburtsort und Fa-
milienſchloß. Auſſer der gothiſchen Kirche, deren faſt
jede Stadt in England eine mehr oder minder ſchöne
aufzuweiſen hat, iſt in Nottingham nicht viel zu
ſehen, eine merkwürdige Manufaktur von Petinet
ausgenommen, wo die Maſchinen ganz allein alle
Arbeit machen und nur ein einziger Menſch dabei
ſteht, um acht zu geben, wenn ſich etwa irgend et-
was verſchieben ſollte. Es ſieht höchſt ſeltſam aus,
wenn, wie durch unſichtbare Hände geführt, die
Eiſenungeheuer mit allen ihren Klammern und Spitzen
zu handthieren anfangen, und der ſchönſte Petinet
im Rahmen geſpannt, nett und fertig oben langſam
hervorkömmt, während man unten die Spindel mit
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 131[231]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/247>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.