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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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Kirchen hervor, auf deren Thurmspitzen der Mond sein
goldnes Licht ergoß, und am blauen Gewölbe die
grellen Feuer der geschäftigen Menschen unter sich,
mit majestätischer Ruhe zu dämpfen schien.

Leeds hat nahe an 10,000 Einwohner und doch
keinen Repräsentanten im Parlament, weil es eine neue
Stadt ist, während bekanntlich mancher elende, ver-
fallne Ort, der kaum zwei erbärmliche Häuser hat,
deren 2 und mehrere ins Parlament schickt, die na-
türlich der Besitzer mit seinen Creaturen besetzt. So
grell ungerecht dieser Mißbrauch ist, so haben doch
die englischen Staatsmänner noch nicht gewagt, ihn
abzuschaffen, vielleicht weil sie fürchten, daß jede
Veränderung bei einer so complicirten Verfassung,
eine gefährliche Operation ist, zu der man nur im
höchsten Nothfalle schreiten darf.



Ich habe mich hier schon an manche englische
Sitten gewöhnt, unter andern auch an kalte Dines.
Als Veränderung zuweilen sind sie der Gesundheit
zuträglich und da sie ganz national sind, findet man
sie hier fast immer von vorzüglicher Qualität. So
wurde heute mein einzelner Tisch mit nicht weniger als
Folgendem bedeckt, zu dessen Verarbeitung ein engli-
scher Magen gehört hätte: ein kalter Schinken (alles
große, nur zum Theil angeschnittene Piecen) ein impo-
santer Rostbeef, eine Hammelkeule, ein Kälberbra-

Kirchen hervor, auf deren Thurmſpitzen der Mond ſein
goldnes Licht ergoß, und am blauen Gewölbe die
grellen Feuer der geſchäftigen Menſchen unter ſich,
mit majeſtätiſcher Ruhe zu dämpfen ſchien.

Leeds hat nahe an 10,000 Einwohner und doch
keinen Repräſentanten im Parlament, weil es eine neue
Stadt iſt, während bekanntlich mancher elende, ver-
fallne Ort, der kaum zwei erbärmliche Häuſer hat,
deren 2 und mehrere ins Parlament ſchickt, die na-
türlich der Beſitzer mit ſeinen Creaturen beſetzt. So
grell ungerecht dieſer Mißbrauch iſt, ſo haben doch
die engliſchen Staatsmänner noch nicht gewagt, ihn
abzuſchaffen, vielleicht weil ſie fürchten, daß jede
Veränderung bei einer ſo complicirten Verfaſſung,
eine gefährliche Operation iſt, zu der man nur im
höchſten Nothfalle ſchreiten darf.



Ich habe mich hier ſchon an manche engliſche
Sitten gewöhnt, unter andern auch an kalte Dinés.
Als Veränderung zuweilen ſind ſie der Geſundheit
zuträglich und da ſie ganz national ſind, findet man
ſie hier faſt immer von vorzüglicher Qualität. So
wurde heute mein einzelner Tiſch mit nicht weniger als
Folgendem bedeckt, zu deſſen Verarbeitung ein engli-
ſcher Magen gehört hätte: ein kalter Schinken (alles
große, nur zum Theil angeſchnittene Piecen) ein impo-
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[224/0240] Kirchen hervor, auf deren Thurmſpitzen der Mond ſein goldnes Licht ergoß, und am blauen Gewölbe die grellen Feuer der geſchäftigen Menſchen unter ſich, mit majeſtätiſcher Ruhe zu dämpfen ſchien. Leeds hat nahe an 10,000 Einwohner und doch keinen Repräſentanten im Parlament, weil es eine neue Stadt iſt, während bekanntlich mancher elende, ver- fallne Ort, der kaum zwei erbärmliche Häuſer hat, deren 2 und mehrere ins Parlament ſchickt, die na- türlich der Beſitzer mit ſeinen Creaturen beſetzt. So grell ungerecht dieſer Mißbrauch iſt, ſo haben doch die engliſchen Staatsmänner noch nicht gewagt, ihn abzuſchaffen, vielleicht weil ſie fürchten, daß jede Veränderung bei einer ſo complicirten Verfaſſung, eine gefährliche Operation iſt, zu der man nur im höchſten Nothfalle ſchreiten darf. Spaͤt Abends. Ich habe mich hier ſchon an manche engliſche Sitten gewöhnt, unter andern auch an kalte Dinés. Als Veränderung zuweilen ſind ſie der Geſundheit zuträglich und da ſie ganz national ſind, findet man ſie hier faſt immer von vorzüglicher Qualität. So wurde heute mein einzelner Tiſch mit nicht weniger als Folgendem bedeckt, zu deſſen Verarbeitung ein engli- ſcher Magen gehört hätte: ein kalter Schinken (alles große, nur zum Theil angeſchnittene Piecen) ein impo- ſanter Roſtbeef, eine Hammelkeule, ein Kälberbra-

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/240>, abgerufen am 24.11.2024.