Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

Um 12 Uhr begann der Ball, welcher sehr originell
seyn soll, da Creti und Pleti darauf erscheint[,] ich
war aber von dem sechsstündigen Dine, in voller
Uniform so ermüdet, daß ich schnell meinen Wagen
aufsuchte, und mich zu Hause begab, um einmal we-
nigstens vor Mitternacht zu Bett zu kommen.



Diesen Morgen lasen wir schon die gestern er-
wähnte Rede des Diplomaten in den Zeitungen, NB.
so wie sie hatte gehalten werden sollen, aber nicht
wie sie gehalten worden war, und dergleichen kömmt
wohl nicht selten vor.

Gleich nach dem Frühstück fuhr ich mit Graf D..,
einem sehr lustigen Dänen, hierher, und brachte den
Abend bei Lady K... zu, wo ich noch viele der
frühern Badegäste antraf, auch Lady G. ..., deren
Du Dich aus Paris erinnerst, wo der Herzog von
Wellington ihr Anbeter war.

Apropos von diesem, liest Du die Zeitungen? In
der politischen Welt ist hier eine gewaltige Krise ein-
getreten. Durch die Ernennung Cannings zum
Premier haben sich die andern Minister so beleidigt
gefühlt, daß, mit Ausnahme von Dreien, die übri-
gen Sieben den Abschied genommen haben, obgleich
welche darunter sind, die, wenn ihre Parthei nicht
noch siegt, den Staatsgehalt schwer entbehren können,

Um 12 Uhr begann der Ball, welcher ſehr originell
ſeyn ſoll, da Creti und Pleti darauf erſcheint[,] ich
war aber von dem ſechsſtündigen Diné, in voller
Uniform ſo ermüdet, daß ich ſchnell meinen Wagen
aufſuchte, und mich zu Hauſe begab, um einmal we-
nigſtens vor Mitternacht zu Bett zu kommen.



Dieſen Morgen laſen wir ſchon die geſtern er-
wähnte Rede des Diplomaten in den Zeitungen, NB.
ſo wie ſie hatte gehalten werden ſollen, aber nicht
wie ſie gehalten worden war, und dergleichen kömmt
wohl nicht ſelten vor.

Gleich nach dem Frühſtück fuhr ich mit Graf D..,
einem ſehr luſtigen Dänen, hierher, und brachte den
Abend bei Lady K… zu, wo ich noch viele der
frühern Badegäſte antraf, auch Lady G. …, deren
Du Dich aus Paris erinnerſt, wo der Herzog von
Wellington ihr Anbeter war.

Apropos von dieſem, lieſt Du die Zeitungen? In
der politiſchen Welt iſt hier eine gewaltige Kriſe ein-
getreten. Durch die Ernennung Cannings zum
Premier haben ſich die andern Miniſter ſo beleidigt
gefühlt, daß, mit Ausnahme von Dreien, die übri-
gen Sieben den Abſchied genommen haben, obgleich
welche darunter ſind, die, wenn ihre Parthei nicht
noch ſiegt, den Staatsgehalt ſchwer entbehren können,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0021" n="5"/>
          <p>Um 12 Uhr begann der Ball, welcher &#x017F;ehr originell<lb/>
&#x017F;eyn &#x017F;oll, da Creti und Pleti darauf er&#x017F;cheint<supplied>,</supplied> ich<lb/>
war aber von dem &#x017F;echs&#x017F;tündigen Din<hi rendition="#aq">é</hi>, in voller<lb/>
Uniform &#x017F;o ermüdet, daß ich &#x017F;chnell meinen Wagen<lb/>
auf&#x017F;uchte, und mich zu Hau&#x017F;e begab, um einmal we-<lb/>
nig&#x017F;tens vor Mitternacht zu Bett zu kommen.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <opener>
            <dateline> <hi rendition="#et">Brighton, den 17ten.</hi> </dateline>
          </opener><lb/>
          <p>Die&#x017F;en Morgen la&#x017F;en wir &#x017F;chon die ge&#x017F;tern er-<lb/>
wähnte Rede des Diplomaten in den Zeitungen, <hi rendition="#aq">NB.</hi><lb/>
&#x017F;o wie &#x017F;ie hatte gehalten werden <hi rendition="#g">&#x017F;ollen</hi>, aber nicht<lb/>
wie &#x017F;ie gehalten worden <hi rendition="#g">war</hi>, und dergleichen kömmt<lb/>
wohl nicht &#x017F;elten vor.</p><lb/>
          <p>Gleich nach dem Früh&#x017F;tück fuhr ich mit Graf D..,<lb/>
einem &#x017F;ehr lu&#x017F;tigen Dänen, hierher, und brachte den<lb/>
Abend bei Lady K&#x2026; zu, wo ich noch viele der<lb/>
frühern Badegä&#x017F;te antraf, auch Lady G. &#x2026;, deren<lb/>
Du Dich aus Paris erinner&#x017F;t, wo der Herzog von<lb/>
Wellington ihr Anbeter war.</p><lb/>
          <p>Apropos von die&#x017F;em, lie&#x017F;t Du die Zeitungen? In<lb/>
der politi&#x017F;chen Welt i&#x017F;t hier eine gewaltige Kri&#x017F;e ein-<lb/>
getreten. Durch die Ernennung Cannings zum<lb/>
Premier haben &#x017F;ich die andern Mini&#x017F;ter &#x017F;o beleidigt<lb/>
gefühlt, daß, mit Ausnahme von Dreien, die übri-<lb/>
gen Sieben den Ab&#x017F;chied genommen haben, obgleich<lb/>
welche darunter &#x017F;ind, die, wenn ihre Parthei nicht<lb/>
noch &#x017F;iegt, den Staatsgehalt &#x017F;chwer entbehren können,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0021] Um 12 Uhr begann der Ball, welcher ſehr originell ſeyn ſoll, da Creti und Pleti darauf erſcheint, ich war aber von dem ſechsſtündigen Diné, in voller Uniform ſo ermüdet, daß ich ſchnell meinen Wagen aufſuchte, und mich zu Hauſe begab, um einmal we- nigſtens vor Mitternacht zu Bett zu kommen. Brighton, den 17ten. Dieſen Morgen laſen wir ſchon die geſtern er- wähnte Rede des Diplomaten in den Zeitungen, NB. ſo wie ſie hatte gehalten werden ſollen, aber nicht wie ſie gehalten worden war, und dergleichen kömmt wohl nicht ſelten vor. Gleich nach dem Frühſtück fuhr ich mit Graf D.., einem ſehr luſtigen Dänen, hierher, und brachte den Abend bei Lady K… zu, wo ich noch viele der frühern Badegäſte antraf, auch Lady G. …, deren Du Dich aus Paris erinnerſt, wo der Herzog von Wellington ihr Anbeter war. Apropos von dieſem, lieſt Du die Zeitungen? In der politiſchen Welt iſt hier eine gewaltige Kriſe ein- getreten. Durch die Ernennung Cannings zum Premier haben ſich die andern Miniſter ſo beleidigt gefühlt, daß, mit Ausnahme von Dreien, die übri- gen Sieben den Abſchied genommen haben, obgleich welche darunter ſind, die, wenn ihre Parthei nicht noch ſiegt, den Staatsgehalt ſchwer entbehren können,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/21
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/21>, abgerufen am 13.11.2024.