die übrigen Fabriken und gehe dann über Oxford zu- rück, in dessen Nähe zwei der größten Parks in Eng- land, Blenheim und Stowe, nebst mehreren Andern noch mit besucht werden sollen.
Chester, den 1sten Januar 1827.
Wieder ein Jahr dahin! keines der schlechtesten für mich, außer der Trennung von Dir. Ich hatte die Leselampe im Wagen angezündet, und durchlief be- haglich den neuesten Roman der Lady Morgan, wäh- rend wir im Gallop in der Ebene dahinrollten. So wie der Zeiger seiner Uhr auf 12 stand, gratulirte mir R .... für mich und Dich zum neuen Jahr. Zwölf Stunden später erreichten wir Chester, eine alterthümliche barokke Stadt.
Obgleich wir die 19 deutsche Meilen von Birming- ham hierher in 13 Stunden zurücklegten, so finde ich doch, daß in England wie in Frankreich, je mehr man sich von der Hauptstadt entfernt, eine allmählige Ab- nahme in vielem Guten stattfindet, die Gasthöfe we- niger vorzüglich, die Postpferde schlechter, die Postil- lons schmutziger, die Kleidung der Leute überhaupt unansehnlicher, und das vielfach sich drängende Leben einsamer wird. Dabei nimmt die Theurung im um- gekehrten Verhältnisse zu, und man ist einzelnen Prellereien unterworfen, die in größerer Nähe Lon- dons wegen der starken Concurrenz fast nie vorfallen.
die übrigen Fabriken und gehe dann über Oxford zu- rück, in deſſen Nähe zwei der größten Parks in Eng- land, Blenheim und Stowe, nebſt mehreren Andern noch mit beſucht werden ſollen.
Cheſter, den 1ſten Januar 1827.
Wieder ein Jahr dahin! keines der ſchlechteſten für mich, außer der Trennung von Dir. Ich hatte die Leſelampe im Wagen angezündet, und durchlief be- haglich den neueſten Roman der Lady Morgan, wäh- rend wir im Gallop in der Ebene dahinrollten. So wie der Zeiger ſeiner Uhr auf 12 ſtand, gratulirte mir R .... für mich und Dich zum neuen Jahr. Zwölf Stunden ſpäter erreichten wir Cheſter, eine alterthümliche barokke Stadt.
Obgleich wir die 19 deutſche Meilen von Birming- ham hierher in 13 Stunden zurücklegten, ſo finde ich doch, daß in England wie in Frankreich, je mehr man ſich von der Hauptſtadt entfernt, eine allmählige Ab- nahme in vielem Guten ſtattfindet, die Gaſthöfe we- niger vorzüglich, die Poſtpferde ſchlechter, die Poſtil- lons ſchmutziger, die Kleidung der Leute überhaupt unanſehnlicher, und das vielfach ſich drängende Leben einſamer wird. Dabei nimmt die Theurung im um- gekehrten Verhältniſſe zu, und man iſt einzelnen Prellereien unterworfen, die in größerer Nähe Lon- dons wegen der ſtarken Concurrenz faſt nie vorfallen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0297"n="251"/>
die übrigen Fabriken und gehe dann über Oxford zu-<lb/>
rück, in deſſen Nähe zwei der größten Parks in Eng-<lb/>
land, Blenheim und Stowe, nebſt mehreren Andern<lb/>
noch mit beſucht werden ſollen.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><opener><dateline><hirendition="#et">Cheſter, den 1ſten Januar 1827.</hi></dateline></opener><lb/><p>Wieder ein Jahr dahin! keines der ſchlechteſten für<lb/>
mich, außer der Trennung von Dir. Ich hatte die<lb/>
Leſelampe im Wagen angezündet, und durchlief be-<lb/>
haglich den neueſten Roman der Lady Morgan, wäh-<lb/>
rend wir im Gallop in der Ebene dahinrollten. So<lb/>
wie der Zeiger ſeiner Uhr auf 12 ſtand, gratulirte<lb/>
mir R .... für mich und Dich zum neuen Jahr.<lb/>
Zwölf Stunden ſpäter erreichten wir Cheſter, eine<lb/>
alterthümliche barokke Stadt.</p><lb/><p>Obgleich wir die 19 deutſche Meilen von Birming-<lb/>
ham hierher in 13 Stunden zurücklegten, ſo finde ich<lb/>
doch, daß in England wie in Frankreich, je mehr man<lb/>ſich von der Hauptſtadt entfernt, eine allmählige Ab-<lb/>
nahme in vielem Guten ſtattfindet, die Gaſthöfe we-<lb/>
niger vorzüglich, die Poſtpferde ſchlechter, die Poſtil-<lb/>
lons ſchmutziger, die Kleidung der Leute überhaupt<lb/>
unanſehnlicher, und das vielfach ſich drängende Leben<lb/>
einſamer wird. Dabei nimmt die Theurung im um-<lb/>
gekehrten Verhältniſſe zu, und man iſt einzelnen<lb/>
Prellereien unterworfen, die in größerer Nähe Lon-<lb/>
dons wegen der ſtarken Concurrenz faſt nie vorfallen.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[251/0297]
die übrigen Fabriken und gehe dann über Oxford zu-
rück, in deſſen Nähe zwei der größten Parks in Eng-
land, Blenheim und Stowe, nebſt mehreren Andern
noch mit beſucht werden ſollen.
Cheſter, den 1ſten Januar 1827.
Wieder ein Jahr dahin! keines der ſchlechteſten für
mich, außer der Trennung von Dir. Ich hatte die
Leſelampe im Wagen angezündet, und durchlief be-
haglich den neueſten Roman der Lady Morgan, wäh-
rend wir im Gallop in der Ebene dahinrollten. So
wie der Zeiger ſeiner Uhr auf 12 ſtand, gratulirte
mir R .... für mich und Dich zum neuen Jahr.
Zwölf Stunden ſpäter erreichten wir Cheſter, eine
alterthümliche barokke Stadt.
Obgleich wir die 19 deutſche Meilen von Birming-
ham hierher in 13 Stunden zurücklegten, ſo finde ich
doch, daß in England wie in Frankreich, je mehr man
ſich von der Hauptſtadt entfernt, eine allmählige Ab-
nahme in vielem Guten ſtattfindet, die Gaſthöfe we-
niger vorzüglich, die Poſtpferde ſchlechter, die Poſtil-
lons ſchmutziger, die Kleidung der Leute überhaupt
unanſehnlicher, und das vielfach ſich drängende Leben
einſamer wird. Dabei nimmt die Theurung im um-
gekehrten Verhältniſſe zu, und man iſt einzelnen
Prellereien unterworfen, die in größerer Nähe Lon-
dons wegen der ſtarken Concurrenz faſt nie vorfallen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/297>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.