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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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Ziemlich spät vom Dine bei Herrn von Polignac
zurückkehrend, einem recht liebenswürdigen, aber
auch höchst orthodoxen Repräsentanten de l'ancien
regime,
kam ich doch noch zeitig genug ins Theater,
um, nach dem Hauptstücke, den berühmten Matthews
"at home" zu finden. Der Vorhang war herunter
gelassen, und Herr Matthews saß vor demselben über
dem Orchester, an einem mit Teppichen behangenen
großen Tische.

Er fing damit an, dem Publikum discursive zu er-
zählen, daß er so eben von einer Reise nach Paris
zurück komme, wo er viele Originale kennen gelernt,
und manches scherzhafte Abentheuer bestanden habe.
Unmerklich ging er nun aus der Erzählung in eine
völlige dramatische Vorstellung über, wo er mit ei-
nem fast unbegreiflichen Talente und Gedächtniß vor
den Augen des Zuschauers sich zutragen läßt, was
er erlebt, indem er sein Gesicht, Sprache und gan-
zes Aeussere mit Blitzesschnelle so total verändert,
daß man es gesehen haben muß, um es für möglich
zu halten. Alle seine äussern Hülfsmittel bestehen nur,
bald in einer Haube, einem Mantel, einer falschen
Nase, einer Perrücke etc., die er unter dem Teppich
hervorzieht, und mit diesen einfachen Dingen augen-
blicklich die vollständigste Umwandlung hervorbringt.

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Ziemlich ſpät vom Diné bei Herrn von Polignac
zurückkehrend, einem recht liebenswürdigen, aber
auch höchſt orthodoxen Repräſentanten de l’ancien
regime,
kam ich doch noch zeitig genug ins Theater,
um, nach dem Hauptſtücke, den berühmten Matthews
„at home“ zu finden. Der Vorhang war herunter
gelaſſen, und Herr Matthews ſaß vor demſelben über
dem Orcheſter, an einem mit Teppichen behangenen
großen Tiſche.

Er fing damit an, dem Publikum discurſive zu er-
zählen, daß er ſo eben von einer Reiſe nach Paris
zurück komme, wo er viele Originale kennen gelernt,
und manches ſcherzhafte Abentheuer beſtanden habe.
Unmerklich ging er nun aus der Erzählung in eine
völlige dramatiſche Vorſtellung über, wo er mit ei-
nem faſt unbegreiflichen Talente und Gedächtniß vor
den Augen des Zuſchauers ſich zutragen läßt, was
er erlebt, indem er ſein Geſicht, Sprache und gan-
zes Aeuſſere mit Blitzesſchnelle ſo total verändert,
daß man es geſehen haben muß, um es für möglich
zu halten. Alle ſeine äuſſern Hülfsmittel beſtehen nur,
bald in einer Haube, einem Mantel, einer falſchen
Naſe, einer Perrücke ꝛc., die er unter dem Teppich
hervorzieht, und mit dieſen einfachen Dingen augen-
blicklich die vollſtändigſte Umwandlung hervorbringt.

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[179/0223] Den 8ten. Ziemlich ſpät vom Diné bei Herrn von Polignac zurückkehrend, einem recht liebenswürdigen, aber auch höchſt orthodoxen Repräſentanten de l’ancien regime, kam ich doch noch zeitig genug ins Theater, um, nach dem Hauptſtücke, den berühmten Matthews „at home“ zu finden. Der Vorhang war herunter gelaſſen, und Herr Matthews ſaß vor demſelben über dem Orcheſter, an einem mit Teppichen behangenen großen Tiſche. Er fing damit an, dem Publikum discurſive zu er- zählen, daß er ſo eben von einer Reiſe nach Paris zurück komme, wo er viele Originale kennen gelernt, und manches ſcherzhafte Abentheuer beſtanden habe. Unmerklich ging er nun aus der Erzählung in eine völlige dramatiſche Vorſtellung über, wo er mit ei- nem faſt unbegreiflichen Talente und Gedächtniß vor den Augen des Zuſchauers ſich zutragen läßt, was er erlebt, indem er ſein Geſicht, Sprache und gan- zes Aeuſſere mit Blitzesſchnelle ſo total verändert, daß man es geſehen haben muß, um es für möglich zu halten. Alle ſeine äuſſern Hülfsmittel beſtehen nur, bald in einer Haube, einem Mantel, einer falſchen Naſe, einer Perrücke ꝛc., die er unter dem Teppich hervorzieht, und mit dieſen einfachen Dingen augen- blicklich die vollſtändigſte Umwandlung hervorbringt. 12*

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/223>, abgerufen am 13.11.2024.