himmel. Wer kann lange in die hehre Pracht dieser flimmernden Weltkörper blicken, ohne von den tiefsten und süßesten Gefühlen durchdrungen zu werden! Es sind die Charaktere, mit denen Gott von jeher am deutlichsten mit den Menschenseelen gesprochen hat. Und doch hatte ich der himmlischen Lichter nicht ge- dacht, so lange noch die irdischen glänzten! aber so geht es immer auf der Erde -- erst wo diese uns verläßt, suchen wir den Himmel auf. Sie liegt uns ja auch näher, und ihre Autorität bleibt für uns die mächtigste -- grade wie der Bauer mehr von der Person des Amtmanns, als der des Königs, in Zaum gehalten wird; der Soldat sich mehr vor seinem Lieutenant fürchtet, als dem General en chef; der Hofmann mehr dem Günstling, als dem Monarchen die Cour macht, und endlich der Fromme .... doch wir wollen darüber nicht weiter philosophiren, liebe Julie, denn Dir brauche ich es ja nicht zu wiederho- len: qu'il ne faut pas prendre le valet pour le Roi. --.
Den 7ten.
Wie ich aus den Zeitungen sehe, trübt sich der po- litische Himmel immer mehr. O, wäre ich jetzt dort! in jenen von den unsern so verschiedenen Regionen, mitkämpfend in den Reihen der bisherigen Arriere- Garde der Civilisation, welche sich nun umdreht, um als Avantgarde sie den Barbaren mit dem Schwerdt in der Faust zuzubringen, und im Lehren immer
Briefe eines Verstorbenen. II. 5
himmel. Wer kann lange in die hehre Pracht dieſer flimmernden Weltkörper blicken, ohne von den tiefſten und ſüßeſten Gefühlen durchdrungen zu werden! Es ſind die Charaktere, mit denen Gott von jeher am deutlichſten mit den Menſchenſeelen geſprochen hat. Und doch hatte ich der himmliſchen Lichter nicht ge- dacht, ſo lange noch die irdiſchen glänzten! aber ſo geht es immer auf der Erde — erſt wo dieſe uns verläßt, ſuchen wir den Himmel auf. Sie liegt uns ja auch näher, und ihre Autorität bleibt für uns die mächtigſte — grade wie der Bauer mehr von der Perſon des Amtmanns, als der des Königs, in Zaum gehalten wird; der Soldat ſich mehr vor ſeinem Lieutenant fürchtet, als dem General en chef; der Hofmann mehr dem Günſtling, als dem Monarchen die Cour macht, und endlich der Fromme .... doch wir wollen darüber nicht weiter philoſophiren, liebe Julie, denn Dir brauche ich es ja nicht zu wiederho- len: qu’il ne faut pas prendre le valet pour le Roi. —.
Den 7ten.
Wie ich aus den Zeitungen ſehe, trübt ſich der po- litiſche Himmel immer mehr. O, wäre ich jetzt dort! in jenen von den unſern ſo verſchiedenen Regionen, mitkämpfend in den Reihen der bisherigen Arriere- Garde der Civiliſation, welche ſich nun umdreht, um als Avantgarde ſie den Barbaren mit dem Schwerdt in der Fauſt zuzubringen, und im Lehren immer
Briefe eines Verſtorbenen. II. 5
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himmel. Wer kann lange in die hehre Pracht dieſer
flimmernden Weltkörper blicken, ohne von den tiefſten
und ſüßeſten Gefühlen durchdrungen zu werden! Es
ſind die Charaktere, mit denen Gott von jeher am
deutlichſten mit den Menſchenſeelen geſprochen hat.
Und doch hatte ich der himmliſchen Lichter nicht ge-
dacht, ſo lange noch die irdiſchen glänzten! aber ſo
geht es immer auf der Erde — erſt wo dieſe uns
verläßt, ſuchen wir den Himmel auf. Sie liegt uns
ja auch näher, und ihre Autorität bleibt für uns die
mächtigſte — grade wie der Bauer mehr von der
Perſon des Amtmanns, als der des Königs, in Zaum
gehalten wird; der Soldat ſich mehr vor ſeinem
Lieutenant fürchtet, als dem General en chef; der
Hofmann mehr dem Günſtling, als dem Monarchen
die Cour macht, und endlich der Fromme .... doch
wir wollen darüber nicht weiter philoſophiren, liebe
Julie, denn Dir brauche ich es ja nicht zu wiederho-
len: qu’il ne faut pas prendre le valet pour le Roi. —.
Den 7ten.
Wie ich aus den Zeitungen ſehe, trübt ſich der po-
litiſche Himmel immer mehr. O, wäre ich jetzt dort!
in jenen von den unſern ſo verſchiedenen Regionen,
mitkämpfend in den Reihen der bisherigen Arriere-
Garde der Civiliſation, welche ſich nun umdreht, um
als Avantgarde ſie den Barbaren mit dem Schwerdt
in der Fauſt zuzubringen, und im Lehren immer
Briefe eines Verſtorbenen. II. 5
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/87>, abgerufen am 21.11.2024.
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