von dem schön gerundeten, verwundeten Bein, daß meine Laune abermals wechselte, et je crois que le diable n'y perdit rien. -- Wir theilten von nun an die Beschwerden des Wegs, halfen uns gegensei- tig, und fanden endlich im Thal, zuerst besseres Wetter, dann ein erholendes Obdach, und endlich einen labenden Trunk frischer Milch.
Neu gestärkt wanderte ich in der Nacht weiter, und als ich in Kenmare anlangte, hatte ich die vier deutschen Meilen in etwas über 6 Stunden zurückge- legt. Aber ich war auch herzlich müde, und sobald ich in mein Schlafzimmer trat, sprach ich mit Pathos, und Wallenstein: Ich denke einen langen Schlaf zu thun!
Derrinane Abbey, den 29sten.
Dies geschah denn auch, und ich hatte Zeit dazu, denn das Wetter war so abscheulich, daß ich bis 3 Uhr Nachmittags auf besseres wartete, aber leider vergebens. Ich hatte, den Abend vorher den zu Herrn O'Connel abgeschickten, und unbesonnener Weise, vorausbezahlten Boten, ohne Antwort und mit zerbrochenem Schlüsselbein im Gasthof wieder vorgefunden, denn da er Geld in seiner Tasche ge- fühlt, so hatte er auch dem Whiskey nicht länger widerstehen können, in Folge dessen er mit seinem Pferde in der Nacht einen Felsen herabgestürzt war!
von dem ſchön gerundeten, verwundeten Bein, daß meine Laune abermals wechſelte, et je crois que le diable n’y perdit rien. — Wir theilten von nun an die Beſchwerden des Wegs, halfen uns gegenſei- tig, und fanden endlich im Thal, zuerſt beſſeres Wetter, dann ein erholendes Obdach, und endlich einen labenden Trunk friſcher Milch.
Neu geſtärkt wanderte ich in der Nacht weiter, und als ich in Kenmare anlangte, hatte ich die vier deutſchen Meilen in etwas über 6 Stunden zurückge- legt. Aber ich war auch herzlich müde, und ſobald ich in mein Schlafzimmer trat, ſprach ich mit Pathos, und Wallenſtein: Ich denke einen langen Schlaf zu thun!
Derrinane Abbey, den 29ſten.
Dies geſchah denn auch, und ich hatte Zeit dazu, denn das Wetter war ſo abſcheulich, daß ich bis 3 Uhr Nachmittags auf beſſeres wartete, aber leider vergebens. Ich hatte, den Abend vorher den zu Herrn O’Connel abgeſchickten, und unbeſonnener Weiſe, vorausbezahlten Boten, ohne Antwort und mit zerbrochenem Schlüſſelbein im Gaſthof wieder vorgefunden, denn da er Geld in ſeiner Taſche ge- fühlt, ſo hatte er auch dem Whiskey nicht länger widerſtehen können, in Folge deſſen er mit ſeinem Pferde in der Nacht einen Felſen herabgeſtürzt war!
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0024"n="2"/>
von dem ſchön gerundeten, verwundeten Bein, daß<lb/>
meine Laune abermals wechſelte, <hirendition="#aq">et je crois que le<lb/>
diable n’y perdit rien</hi>. — Wir theilten von nun<lb/>
an die Beſchwerden des Wegs, halfen uns gegenſei-<lb/>
tig, und fanden endlich im Thal, zuerſt beſſeres<lb/>
Wetter, dann ein erholendes Obdach, und endlich<lb/>
einen labenden Trunk friſcher Milch.</p><lb/><p>Neu geſtärkt wanderte ich in der Nacht weiter,<lb/>
und als ich in Kenmare anlangte, hatte ich die vier<lb/>
deutſchen Meilen in etwas über 6 Stunden zurückge-<lb/>
legt. Aber ich war auch herzlich müde, und ſobald<lb/>
ich in mein Schlafzimmer trat, ſprach ich mit Pathos,<lb/>
und Wallenſtein: Ich denke einen langen Schlaf zu<lb/>
thun!</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><opener><dateline><hirendition="#et">Derrinane Abbey, den 29<hirendition="#sup">ſten.</hi></hi></dateline></opener><lb/><p>Dies geſchah denn auch, und ich hatte Zeit dazu,<lb/>
denn das Wetter war ſo abſcheulich, daß ich bis 3<lb/>
Uhr Nachmittags auf beſſeres wartete, aber leider<lb/>
vergebens. Ich hatte, den Abend vorher den zu<lb/>
Herrn O’Connel abgeſchickten, und unbeſonnener<lb/>
Weiſe, vorausbezahlten Boten, ohne Antwort und<lb/>
mit zerbrochenem Schlüſſelbein im Gaſthof wieder<lb/>
vorgefunden, denn da er Geld in ſeiner Taſche ge-<lb/>
fühlt, ſo hatte er auch dem Whiskey nicht länger<lb/>
widerſtehen können, in Folge deſſen er mit ſeinem<lb/>
Pferde in der Nacht einen Felſen herabgeſtürzt war!<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[2/0024]
von dem ſchön gerundeten, verwundeten Bein, daß
meine Laune abermals wechſelte, et je crois que le
diable n’y perdit rien. — Wir theilten von nun
an die Beſchwerden des Wegs, halfen uns gegenſei-
tig, und fanden endlich im Thal, zuerſt beſſeres
Wetter, dann ein erholendes Obdach, und endlich
einen labenden Trunk friſcher Milch.
Neu geſtärkt wanderte ich in der Nacht weiter,
und als ich in Kenmare anlangte, hatte ich die vier
deutſchen Meilen in etwas über 6 Stunden zurückge-
legt. Aber ich war auch herzlich müde, und ſobald
ich in mein Schlafzimmer trat, ſprach ich mit Pathos,
und Wallenſtein: Ich denke einen langen Schlaf zu
thun!
Derrinane Abbey, den 29ſten.
Dies geſchah denn auch, und ich hatte Zeit dazu,
denn das Wetter war ſo abſcheulich, daß ich bis 3
Uhr Nachmittags auf beſſeres wartete, aber leider
vergebens. Ich hatte, den Abend vorher den zu
Herrn O’Connel abgeſchickten, und unbeſonnener
Weiſe, vorausbezahlten Boten, ohne Antwort und
mit zerbrochenem Schlüſſelbein im Gaſthof wieder
vorgefunden, denn da er Geld in ſeiner Taſche ge-
fühlt, ſo hatte er auch dem Whiskey nicht länger
widerſtehen können, in Folge deſſen er mit ſeinem
Pferde in der Nacht einen Felſen herabgeſtürzt war!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/24>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.