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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] verfahren. Etliche thun auch Myr-
rhen, Aloe, Saffran und dergleichen
dazu.

Von Neapolis bringt man uns,
ausserhalb des Schwefels, eine Erde
oder gelben Stein, welchen der Berg
Neapolitani-
sches Gelb.
Etna auswirfft, und wir Neapolita-
nisches Gelb
zu nennen pflegen; das-
[Spaltenumbruch] selbe wird von den Mahlern ge-
braucht.

Diese Erde ist sehr rar, und wenn
sie gebührend beschaffen seyn soll, so
muß sie sandicht seyn, und so hoch an
Farbe, als nur möglich. Diese Erde
ist ein in der Erde gekochter Schwefel,
und deswegen also trucken, daß sie sich
zerreiben läßt.

[Ende Spaltensatz]
Das funffzehende Capitel.
Von der Naphtha.
[Beginn Spaltensatz]

DJe Naphtha/ oder Bitume limo-
neux,
ist ein Hartz oder Leimen, der
sich in Europa an vielen Orten finden
läßt, und der Name Maltha ist ihm
zu vörderst von einem Hartze gegeben
worden, welches bey Comagena in
Sorien gefunden wird. Plinius
meldet, daß dieses Hartz dermassen kle-
bricht sey, daß es sich an alles hencke,
was es nur antrifft: und daher soll
auch der Name Maltha entstanden
seyn, denn man erzehlet, daß es den
von dem Lucullus belagerten Samo-
satenern trefflich zu statten gekommen,
sintemahl, sobald nur ein Soldat von
diesem Leimen berühret worden, habe
es alsobald in dessen Waffen hinein ge-
brannt, und sey nicht eher zu löschen
gewesen, bis man Erde drauf geworf-
fen: denn alles Hartzes Eigenschaft ist,
ie mehr man Wasser drauf geußt, ie
mehr entzündet es sich. So findet sich
auch eine Gattung Hartz nahe bey Ra-
gusa
in Griechenland, welches wie
Pech riecht, und eben also gebrauchet
wird: u. diesem hat man den Titel Mal-
Natürliches
Pissasphal-
tum oder
Erdpech.
tha und natürliches Pissasphaltum
oder Erdpech gegeben. Weil aber
beyde Sorten der Maltha uns unbe-
kannt, wir auch sie in Franckreich nicht
zu sehen bekommen, deshalben will ich
nur von derjenigen, die man in Au-
vergne
findet, handeln.

[Spaltenumbruch]

Das Hartz aus Auvergne ist eine
Gattung Pech, eines ziemlich häßlichen
Geruchs, und wird zwischen Clar-
mont/ Montferrant
und Rion/ an
einem Orte, Puis de Pege, und zwar
in so grosser Menge gefunden, daß es aus
der Erden herausquillt, welches denen
vorbeygehenden grosse Ungelegen-
heit verursachet, denn es sich der-
massen veste ihnen an die Füsse henget,
daß sie mit Mühe und Noth von dem
Platze wegkommen können, ofters müs-
sen die Reisenden die Schuhe im Stiche
lassen. Diese herrliche Waare nun
lassen einige Tabuletkrämer trucken
werden, und verkauffen sie hernach
den Spezereykrämern, Apotheckern
und andern, die sich nicht sonderlich auf
die Materialien verstehen, für wahr-
haften Judenleim, ob es schon gantz
leichtlich an dem häßlichen Geschmacke
mag erkennet werden, da im Gegen-
theil das rechte Judenpech fast gar nicht
riecht: deswegen und um dieses stin-
ckenden Geruchs willen haben es etliche
Asa foetida und Teufelsdreck genennet.

Es giebt zwar noch eine gar grosse
Menge anderer Arten Hartz, die aus der
Erde kommen, allein, weil wir damit
nicht handeln, indem wir sie nicht ha-
ben, deshalben will ich auch davon gar
nichts gedencken.

[Ende Spaltensatz]
Das sechzehende Capitel.
Von der Jtalienischen Raphtha.
[Beginn Spaltensatz]

DJese ist ein Oel, das unterschiedene
Farben hat, und aus einem Felsen
rinnet, der in dem Thale Montfestin/
im Hertzogthum Modena lieget. Die-
ses Oel ist nur vor einigen Jahren,
durch einen, Namens Roque Foura/
[Spaltenumbruch] der in dem Städtlein Pra/ bey Brian-
son
im Oberdelphinat gebohren und
wohnhaft war, bekannt gemachet wor-
den, und von demselben habe ich auch
folgenden Bericht bekommen; so hat
er mir auch unterschiedliche Sorten

Naphtha

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] verfahren. Etliche thun auch Myr-
rhen, Aloe, Saffran und dergleichen
dazu.

Von Neapolis bringt man uns,
auſſerhalb des Schwefels, eine Erde
oder gelben Stein, welchen der Berg
Neapolitani-
ſches Gelb.
Etna auswirfft, und wir Neapolita-
niſches Gelb
zu nennen pflegen; daſ-
[Spaltenumbruch] ſelbe wird von den Mahlern ge-
braucht.

Dieſe Erde iſt ſehr rar, und wenn
ſie gebuͤhrend beſchaffen ſeyn ſoll, ſo
muß ſie ſandicht ſeyn, und ſo hoch an
Farbe, als nur moͤglich. Dieſe Erde
iſt ein in der Erde gekochter Schwefel,
und deswegen alſo trucken, daß ſie ſich
zerreiben laͤßt.

[Ende Spaltensatz]
Das funffzehende Capitel.
Von der Naphtha.
[Beginn Spaltensatz]

DJe Naphtha/ oder Bitume limo-
neux,
iſt ein Hartz oder Leimen, der
ſich in Europa an vielen Orten finden
laͤßt, und der Name Maltha iſt ihm
zu voͤrderſt von einem Hartze gegeben
worden, welches bey Comagena in
Sorien gefunden wird. Plinius
meldet, daß dieſes Hartz dermaſſen kle-
bricht ſey, daß es ſich an alles hencke,
was es nur antrifft: und daher ſoll
auch der Name Maltha entſtanden
ſeyn, denn man erzehlet, daß es den
von dem Lucullus belagerten Samo-
ſatenern trefflich zu ſtatten gekommen,
ſintemahl, ſobald nur ein Soldat von
dieſem Leimen beruͤhret worden, habe
es alſobald in deſſen Waffen hinein ge-
brannt, und ſey nicht eher zu loͤſchen
geweſen, bis man Erde drauf geworf-
fen: denn alles Hartzes Eigenſchaft iſt,
ie mehr man Waſſer drauf geußt, ie
mehr entzuͤndet es ſich. So findet ſich
auch eine Gattung Hartz nahe bey Ra-
guſa
in Griechenland, welches wie
Pech riecht, und eben alſo gebrauchet
wird: u. dieſem hat man den Titel Mal-
Natuͤrliches
Piſſaſphal-
tum oder
Erdpech.
tha und natuͤrliches Piſſaſphaltum
oder Erdpech gegeben. Weil aber
beyde Sorten der Maltha uns unbe-
kannt, wir auch ſie in Franckreich nicht
zu ſehen bekommen, deshalben will ich
nur von derjenigen, die man in Au-
vergne
findet, handeln.

[Spaltenumbruch]

Das Hartz aus Auvergne iſt eine
Gattung Pech, eines ziemlich haͤßlichen
Geruchs, und wird zwiſchen Clar-
mont/ Montferrant
und Rion/ an
einem Orte, Puis de Pege, und zwar
in ſo groſſer Menge gefunden, daß es aus
der Erden herausquillt, welches denen
vorbeygehenden groſſe Ungelegen-
heit verurſachet, denn es ſich der-
maſſen veſte ihnen an die Fuͤſſe henget,
daß ſie mit Muͤhe und Noth von dem
Platze wegkommen koͤnnen, ofters muͤſ-
ſen die Reiſenden die Schuhe im Stiche
laſſen. Dieſe herrliche Waare nun
laſſen einige Tabuletkraͤmer trucken
werden, und verkauffen ſie hernach
den Spezereykraͤmern, Apotheckern
und andern, die ſich nicht ſonderlich auf
die Materialien verſtehen, fuͤr wahr-
haften Judenleim, ob es ſchon gantz
leichtlich an dem haͤßlichen Geſchmacke
mag erkennet werden, da im Gegen-
theil das rechte Judenpech faſt gar nicht
riecht: deswegen und um dieſes ſtin-
ckenden Geruchs willen haben es etliche
Aſa fœtida und Teufelsdreck genennet.

Es giebt zwar noch eine gar groſſe
Menge anderer Arten Hartz, die aus der
Erde kommen, allein, weil wir damit
nicht handeln, indem wir ſie nicht ha-
ben, deshalben will ich auch davon gar
nichts gedencken.

[Ende Spaltensatz]
Das ſechzehende Capitel.
Von der Jtalieniſchen Raphtha.
[Beginn Spaltensatz]

DJeſe iſt ein Oel, das unterſchiedene
Farben hat, und aus einem Felſen
rinnet, der in dem Thale Montfeſtin/
im Hertzogthum Modena lieget. Die-
ſes Oel iſt nur vor einigen Jahren,
durch einen, Namens Roque Foura/
[Spaltenumbruch] der in dem Staͤdtlein Pra/ bey Brian-
ſon
im Oberdelphinat gebohren und
wohnhaft war, bekannt gemachet wor-
den, und von demſelben habe ich auch
folgenden Bericht bekommen; ſo hat
er mir auch unterſchiedliche Sorten

Naphtha
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[0554] Der Spezereyen und Materialien verfahren. Etliche thun auch Myr- rhen, Aloe, Saffran und dergleichen dazu. Von Neapolis bringt man uns, auſſerhalb des Schwefels, eine Erde oder gelben Stein, welchen der Berg Etna auswirfft, und wir Neapolita- niſches Gelb zu nennen pflegen; daſ- ſelbe wird von den Mahlern ge- braucht. Neapolitani- ſches Gelb. Dieſe Erde iſt ſehr rar, und wenn ſie gebuͤhrend beſchaffen ſeyn ſoll, ſo muß ſie ſandicht ſeyn, und ſo hoch an Farbe, als nur moͤglich. Dieſe Erde iſt ein in der Erde gekochter Schwefel, und deswegen alſo trucken, daß ſie ſich zerreiben laͤßt. Das funffzehende Capitel. Von der Naphtha. DJe Naphtha/ oder Bitume limo- neux, iſt ein Hartz oder Leimen, der ſich in Europa an vielen Orten finden laͤßt, und der Name Maltha iſt ihm zu voͤrderſt von einem Hartze gegeben worden, welches bey Comagena in Sorien gefunden wird. Plinius meldet, daß dieſes Hartz dermaſſen kle- bricht ſey, daß es ſich an alles hencke, was es nur antrifft: und daher ſoll auch der Name Maltha entſtanden ſeyn, denn man erzehlet, daß es den von dem Lucullus belagerten Samo- ſatenern trefflich zu ſtatten gekommen, ſintemahl, ſobald nur ein Soldat von dieſem Leimen beruͤhret worden, habe es alſobald in deſſen Waffen hinein ge- brannt, und ſey nicht eher zu loͤſchen geweſen, bis man Erde drauf geworf- fen: denn alles Hartzes Eigenſchaft iſt, ie mehr man Waſſer drauf geußt, ie mehr entzuͤndet es ſich. So findet ſich auch eine Gattung Hartz nahe bey Ra- guſa in Griechenland, welches wie Pech riecht, und eben alſo gebrauchet wird: u. dieſem hat man den Titel Mal- tha und natuͤrliches Piſſaſphaltum oder Erdpech gegeben. Weil aber beyde Sorten der Maltha uns unbe- kannt, wir auch ſie in Franckreich nicht zu ſehen bekommen, deshalben will ich nur von derjenigen, die man in Au- vergne findet, handeln. Natuͤrliches Piſſaſphal- tum oder Erdpech. Das Hartz aus Auvergne iſt eine Gattung Pech, eines ziemlich haͤßlichen Geruchs, und wird zwiſchen Clar- mont/ Montferrant und Rion/ an einem Orte, Puis de Pege, und zwar in ſo groſſer Menge gefunden, daß es aus der Erden herausquillt, welches denen vorbeygehenden groſſe Ungelegen- heit verurſachet, denn es ſich der- maſſen veſte ihnen an die Fuͤſſe henget, daß ſie mit Muͤhe und Noth von dem Platze wegkommen koͤnnen, ofters muͤſ- ſen die Reiſenden die Schuhe im Stiche laſſen. Dieſe herrliche Waare nun laſſen einige Tabuletkraͤmer trucken werden, und verkauffen ſie hernach den Spezereykraͤmern, Apotheckern und andern, die ſich nicht ſonderlich auf die Materialien verſtehen, fuͤr wahr- haften Judenleim, ob es ſchon gantz leichtlich an dem haͤßlichen Geſchmacke mag erkennet werden, da im Gegen- theil das rechte Judenpech faſt gar nicht riecht: deswegen und um dieſes ſtin- ckenden Geruchs willen haben es etliche Aſa fœtida und Teufelsdreck genennet. Es giebt zwar noch eine gar groſſe Menge anderer Arten Hartz, die aus der Erde kommen, allein, weil wir damit nicht handeln, indem wir ſie nicht ha- ben, deshalben will ich auch davon gar nichts gedencken. Das ſechzehende Capitel. Von der Jtalieniſchen Raphtha. DJeſe iſt ein Oel, das unterſchiedene Farben hat, und aus einem Felſen rinnet, der in dem Thale Montfeſtin/ im Hertzogthum Modena lieget. Die- ſes Oel iſt nur vor einigen Jahren, durch einen, Namens Roque Foura/ der in dem Staͤdtlein Pra/ bey Brian- ſon im Oberdelphinat gebohren und wohnhaft war, bekannt gemachet wor- den, und von demſelben habe ich auch folgenden Bericht bekommen; ſo hat er mir auch unterſchiedliche Sorten Naphtha

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/554>, abgerufen am 21.11.2024.