Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien Das drey und funfftzigste Capitel. [Spaltenumbruch]
Vom Grünspan. VErdet, Verd de gris, rouillure de Cuivre Es vermelden auch etliche Autores, Wir bekommen aber zweyerley Jeden-
Der Spezereyen und Materialien Das drey und funfftzigſte Capitel. [Spaltenumbruch]
Vom Gruͤnſpan. VErdet, Verd de gris, rouillure de Cuivre Es vermelden auch etliche Autores, Wir bekommen aber zweyerley Jeden-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0496"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi> </fw><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das drey und funfftzigſte Capitel.<lb/> Vom Gruͤnſpan.</hi> </head><lb/> <cb n="689"/> <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">V</hi><hi rendition="#i">Erdet, Verd de gris, rouillure de Cuivre</hi></hi><lb/><hi rendition="#fr">Gruͤnſpan/ Kupferroſt/</hi> wird<lb/> von rothen Kupferblechen gemachet,<lb/> welche mit Weintreſtern, die mit gutem<lb/> Weine angefeuchtet worden, zugleich<lb/> in groſſe irdene Geſchirre uͤbereinan-<lb/> der oder ſchichtweiſe geleget und <hi rendition="#aq">ſtratifi-<lb/> cir</hi>et werden, das heißt, man legt eine<lb/> gute Handvoll Treſter auf den Boden<lb/> des Geſchirres, und auf dieſe etliche<lb/> Stuͤcken Blech, hernach wiederum Tre-<lb/> ſter und darauf Kupfer, und faͤhret al-<lb/> ſo fort, bis das Geſchirre angefuͤllet iſt,<lb/> welches man in einen Keller ſetzt, und<lb/> nach Verlauff etlicher Tage die Bleche<lb/> heraus nimmt, die alsdann voll gruͤ-<lb/> nes Roſtes ſind, den die Lateiner <hi rendition="#aq">Ærugo</hi><lb/> nennen; wenn ſie nun den Roſt davon<lb/> abgeſchabt, legen ſie dieſe Platten aber-<lb/> mahl in die Geſchirre mit Weintre-<lb/> ſtern, und verfahren dergeſtalt und ſo<lb/> lange fort, bis das Kupfer entweder<lb/> gar verzehret, oder doch dermaſſen duͤn-<lb/> ne worden, daß es ſich unter den Gruͤn-<lb/> ſpan mengen laͤßt, welches ſich gar ofte<lb/> zutraͤgt. Die meiſten unter denenje-<lb/> nigen, die vom Gruͤnſpan geſchrieben,<lb/> ſagen, daß er mit Weineßig bereitet<lb/> werde, welches aber nicht wahr iſt, in-<lb/> dem auch der beſte Wein hierzu nicht<lb/> taug; hingegen iſt diß die Wahrheit,<lb/> daß ſchier kein anderer Wein, denn der<lb/> aus <hi rendition="#fr">Languedoc</hi> ſich zum Gruͤn-<lb/> ſpanbereiten ſchicke. Dannenhero<lb/> wird der allermeiſte <hi rendition="#fr">Gruͤnſpan/</hi> der in<lb/><hi rendition="#fr">Franckreich</hi> und auch in andern Laͤn-<lb/> dern verthan wird, in und um <hi rendition="#fr">Mont-<lb/> pellier</hi> verfertiget, und iſt eine Waare,<lb/> dabey es ſchwer herzugehen pfleget,<lb/> wenn man ſie machen will, daß ſie recht<lb/> gerathen ſoll, ob es gleich das Anſehen<lb/> hat, als ſey nichts leichters. Denn wenn<lb/> man nur im geringſten fehlet, und er<lb/> wird ſchmutzig, ſo verdirbt er, und wird<lb/> ſchwartz, man wird ihn auch hernach<lb/> nicht wieder zuſammen bringen koͤn-<lb/> nen. Wann ich nicht waͤre beſtohlen<lb/> worden, ſo haͤtte ich die rechte Art und<lb/> Weiſe, wie der <hi rendition="#fr">Gruͤnſpan</hi> gemachet<lb/> wird, auch wie ich ihn zu <hi rendition="#fr">Montpellier</hi><lb/> machen geſehen, ſamt allen dazu ge-<lb/> hoͤrigen Umſtaͤnden, kund thun wollen:<lb/><cb n="690"/> da ich aber zu dieſem mahle ſolches nicht<lb/> vermag zu leiſten, kan es doch, mit der<lb/> Huͤlffe GOttes, bey der andern Her-<lb/> ausgebung dieſes Wercks geſchehen, da-<lb/> fern ich nur wiederum dahinter kom-<lb/> men ſolte.</p><lb/> <p>Es vermelden auch etliche Autores,<lb/> daß man gleichergeſtalt <hi rendition="#fr">Grunſpan</hi> be-<lb/> reiten koͤnne, wenn man Kupferbleche,<lb/> Saltz, Schwefel und Weinſtein in ei-<lb/> nen Schmeltztiegel zuſammen thaͤte;<lb/> denn wenn es <hi rendition="#aq">calcini</hi>ret und kalt wor-<lb/> den, wuͤrden dieſe Bleche in den ſchoͤn-<lb/> ſten Gruͤnſpan verkehret ſeyn. Allein,<lb/> geſetzt, daß alle dieſe und dergleichen Be-<lb/> reitungen wahr waͤren, ſo ſind ſie doch<lb/> ietziger Zeit faſt gar nicht mehr ge-<lb/> braͤuchlich, weil aller <hi rendition="#fr">Gruͤnſpan/</hi> den<lb/> wir verkauffen, auf obbemeldte Weiſe<lb/> gemacht und fabriciret wird.</p><lb/> <p>Wir bekommen aber zweyerley<lb/><hi rendition="#fr">Grunſpan</hi> von <hi rendition="#fr">Montpellier,</hi> gepuͤl-<lb/> verten und in gantzen Stuͤcken; der muß<lb/> dann, wenn er die gehoͤrige Beſchaf-<lb/> fenheit haben ſoll, trucken ſeyn, recht<lb/> ſchoͤn dunckelgruͤn, und ſo viel nur im-<lb/> mer moͤglich, ohne Flecken. 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Der Spezereyen und Materialien
Das drey und funfftzigſte Capitel.
Vom Gruͤnſpan.
VErdet, Verd de gris, rouillure de Cuivre
Gruͤnſpan/ Kupferroſt/ wird
von rothen Kupferblechen gemachet,
welche mit Weintreſtern, die mit gutem
Weine angefeuchtet worden, zugleich
in groſſe irdene Geſchirre uͤbereinan-
der oder ſchichtweiſe geleget und ſtratifi-
ciret werden, das heißt, man legt eine
gute Handvoll Treſter auf den Boden
des Geſchirres, und auf dieſe etliche
Stuͤcken Blech, hernach wiederum Tre-
ſter und darauf Kupfer, und faͤhret al-
ſo fort, bis das Geſchirre angefuͤllet iſt,
welches man in einen Keller ſetzt, und
nach Verlauff etlicher Tage die Bleche
heraus nimmt, die alsdann voll gruͤ-
nes Roſtes ſind, den die Lateiner Ærugo
nennen; wenn ſie nun den Roſt davon
abgeſchabt, legen ſie dieſe Platten aber-
mahl in die Geſchirre mit Weintre-
ſtern, und verfahren dergeſtalt und ſo
lange fort, bis das Kupfer entweder
gar verzehret, oder doch dermaſſen duͤn-
ne worden, daß es ſich unter den Gruͤn-
ſpan mengen laͤßt, welches ſich gar ofte
zutraͤgt. Die meiſten unter denenje-
nigen, die vom Gruͤnſpan geſchrieben,
ſagen, daß er mit Weineßig bereitet
werde, welches aber nicht wahr iſt, in-
dem auch der beſte Wein hierzu nicht
taug; hingegen iſt diß die Wahrheit,
daß ſchier kein anderer Wein, denn der
aus Languedoc ſich zum Gruͤn-
ſpanbereiten ſchicke. Dannenhero
wird der allermeiſte Gruͤnſpan/ der in
Franckreich und auch in andern Laͤn-
dern verthan wird, in und um Mont-
pellier verfertiget, und iſt eine Waare,
dabey es ſchwer herzugehen pfleget,
wenn man ſie machen will, daß ſie recht
gerathen ſoll, ob es gleich das Anſehen
hat, als ſey nichts leichters. Denn wenn
man nur im geringſten fehlet, und er
wird ſchmutzig, ſo verdirbt er, und wird
ſchwartz, man wird ihn auch hernach
nicht wieder zuſammen bringen koͤn-
nen. Wann ich nicht waͤre beſtohlen
worden, ſo haͤtte ich die rechte Art und
Weiſe, wie der Gruͤnſpan gemachet
wird, auch wie ich ihn zu Montpellier
machen geſehen, ſamt allen dazu ge-
hoͤrigen Umſtaͤnden, kund thun wollen:
da ich aber zu dieſem mahle ſolches nicht
vermag zu leiſten, kan es doch, mit der
Huͤlffe GOttes, bey der andern Her-
ausgebung dieſes Wercks geſchehen, da-
fern ich nur wiederum dahinter kom-
men ſolte.
Es vermelden auch etliche Autores,
daß man gleichergeſtalt Grunſpan be-
reiten koͤnne, wenn man Kupferbleche,
Saltz, Schwefel und Weinſtein in ei-
nen Schmeltztiegel zuſammen thaͤte;
denn wenn es calciniret und kalt wor-
den, wuͤrden dieſe Bleche in den ſchoͤn-
ſten Gruͤnſpan verkehret ſeyn. Allein,
geſetzt, daß alle dieſe und dergleichen Be-
reitungen wahr waͤren, ſo ſind ſie doch
ietziger Zeit faſt gar nicht mehr ge-
braͤuchlich, weil aller Gruͤnſpan/ den
wir verkauffen, auf obbemeldte Weiſe
gemacht und fabriciret wird.
Wir bekommen aber zweyerley
Grunſpan von Montpellier, gepuͤl-
verten und in gantzen Stuͤcken; der muß
dann, wenn er die gehoͤrige Beſchaf-
fenheit haben ſoll, trucken ſeyn, recht
ſchoͤn dunckelgruͤn, und ſo viel nur im-
mer moͤglich, ohne Flecken. Allein es
iſt eine Waare, daran wenig zu ge-
winnen iſt, hingegen deſto mehr einzu-
buͤſſen, als ſonſt bey irgend einer Spe-
zerey; denn es muͤſſen diejenigen, die
ihn bereiten, ſolche Sachen darunter
thun, die zu nennen eben nicht noͤthig,
und muͤſſen ihn dermaſſen anfeuchten,
daß die Kauffleute, die ihn bekommen,
nur gar zu viel daran verliehren, weil
ihm ſo viel abgehet, die Haut nicht ein-
mahl mit gerechnet, welche doch eben-
falls von den Kramern fuͤr Gruͤnſpan
angerechnet wird. Beſſer waͤre es,
daß ihn, die ihn gebrauchen, theurer be-
zahleten, und er auch waͤre, wie er ſeyn
ſoll: denn ich will wetten, daß nicht ein
eintziges Stuͤck Gruͤnſpan von fuͤnff
und zwantzig Pfunden, dergleichen man
uns von Montpellier uͤberſendet, zu
finden iſt, an welchen, wenn es trucken
worden, nicht mehr als der dritte Theil
abgehen ſolte, daß alſo der Gruͤnſpan/
der annoch weich nur 20. Sols gekoſtet
hat, auf 28. Sols zu ſtehen kommt,
wenn er recht trucken worden iſt.
Jeden-
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