Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung zweyter Theil. [Spaltenumbruch]
ten, weil oben aus dem Hertzen, welchesso groß ist als eines Menschen Hertz, ein sehr grosser Pulsaderstamm entspries- set, an dessen beyden Seiten gleichsam zwey andere Hertzen angehencket sind, die so dicke als wie ein Hünerey, und von eben der Gestalt und Wesen, gleich- wie das erstere: allein, ich habe hernach- mahls meine Gedancken geändert, und glaube nunmehro vestiglich, daß es nur die Hertzöhrlein sind. Doch ists ge- wiß, daß, wenn alles fein ordentlich auf eine Tafel geleget wird, solches eine Li- lie vorstelle; woraus denn ein gar vor- theilhafter Schluß von dem Zunehmen unserer Frantzösischen Colonien und Volckpflantzungen in America könte gemachet werden, alldieweil die gött- liche Vorsehung, welche nichts umsonst gemachet hat, eine Lilie an das Hertz desjenigeu Thieres gepflantzet, welches das Sinnbild dieses Landes ist. Von der Schildkröte Caouanne. Diese ist von der erstern in diesem Wenn der Kaouanne das grosse Von der Schildkröte Caret. Diese ist die kleineste unter den drey Was sie aber am meisten schätzbar Unter den acht platten Schilden sind Das Oel, das aus dem Schmeer und Wie P p 2
Hauptbeſchreibung zweyter Theil. [Spaltenumbruch]
ten, weil oben aus dem Hertzen, welchesſo groß iſt als eines Menſchen Hertz, ein ſehr groſſer Pulsaderſtamm entſprieſ- ſet, an deſſen beyden Seiten gleichſam zwey andere Hertzen angehencket ſind, die ſo dicke als wie ein Huͤnerey, und von eben der Geſtalt und Weſen, gleich- wie das erſtere: allein, ich habe hernach- mahls meine Gedancken geaͤndert, und glaube nunmehro veſtiglich, daß es nur die Hertzoͤhrlein ſind. Doch iſts ge- wiß, daß, wenn alles fein ordentlich auf eine Tafel geleget wird, ſolches eine Li- lie vorſtelle; woraus denn ein gar vor- theilhafter Schluß von dem Zunehmen unſerer Frantzoͤſiſchen Colonien und Volckpflantzungen in America koͤnte gemachet werden, alldieweil die goͤtt- liche Vorſehung, welche nichts umſonſt gemachet hat, eine Lilie an das Hertz desjenigeu Thieres gepflantzet, welches das Sinnbild dieſes Landes iſt. Von der Schildkroͤte Caouanne. Dieſe iſt von der erſtern in dieſem Wenn der Kaouanne das groſſe Von der Schildkroͤte Caret. Dieſe iſt die kleineſte unter den drey Was ſie aber am meiſten ſchaͤtzbar Unter den acht platten Schilden ſind Das Oel, das aus dem Schmeer und Wie P p 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0443"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hauptbeſchreibung zweyter Theil.</hi></fw><lb/><cb n="597"/> ten, weil oben aus dem Hertzen, welches<lb/> ſo groß iſt als eines Menſchen Hertz, ein<lb/> ſehr groſſer Pulsaderſtamm entſprieſ-<lb/> ſet, an deſſen beyden Seiten gleichſam<lb/> zwey andere Hertzen angehencket ſind,<lb/> die ſo dicke als wie ein Huͤnerey, und<lb/> von eben der Geſtalt und Weſen, gleich-<lb/> wie das erſtere: allein, ich habe hernach-<lb/> mahls meine Gedancken geaͤndert, und<lb/> glaube nunmehro veſtiglich, daß es nur<lb/> die Hertzoͤhrlein ſind. Doch iſts ge-<lb/> wiß, daß, wenn alles fein ordentlich auf<lb/> eine Tafel geleget wird, ſolches eine Li-<lb/> lie vorſtelle; woraus denn ein gar vor-<lb/> theilhafter Schluß von dem Zunehmen<lb/> unſerer Frantzoͤſiſchen Colonien und<lb/> Volckpflantzungen in America koͤnte<lb/> gemachet werden, alldieweil die goͤtt-<lb/> liche Vorſehung, welche nichts umſonſt<lb/> gemachet hat, eine Lilie an das Hertz<lb/> desjenigeu Thieres gepflantzet, welches<lb/> das Sinnbild dieſes Landes iſt.</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Von der Schildkroͤte Caouanne.</hi> </head><lb/> <p>Dieſe iſt von der erſtern in dieſem<lb/> Stuͤcke unterſchieden, daß ſie einen viel<lb/> groͤſſern Kopf, gegen den Leib zu rech-<lb/> nen, hat, als alle die andern Schild-<lb/> kroͤten. Sie iſt auch viel boͤſer, und<lb/> wehrt ſich mit dem Rachen und den<lb/> Pfoten, wann man ſie angreiffen und<lb/> umkehren will. Jedennoch wird ſie we-<lb/> nig geachtet, ob ſie gleich unter allen<lb/> dieſen dreyen Geſchlechten die groͤſſeſte<lb/> iſt, weil ihr Fleiſch ſchwartz iſt, ſeehaftig<lb/> riechet, und gar uͤbel ſchmecket. Das Oel,<lb/> welches daraus gezogen wird, iſt ſcharf,<lb/> und verderbet die Tuncken, darein es<lb/> gethan wird, und deswegen wird es<lb/> auch nicht, als in Ermangelung des<lb/> andern, gegeſſen. Doch iſt es nicht gantz<lb/> und gar undienlich, ſondern man ge-<lb/> braucht es zum brennen in die Lampen.<lb/> Diejenigen, welche ſie bey der Jnſel der<lb/> Crocodilen oder Caiman fangen, pfle-<lb/> gen die Schildkroͤte la Franche darun-<lb/> ter zu mengen, damit ſie deſto beſſer ver-<lb/> kauffen moͤgen, allein ſie theilt ihm ih-<lb/> ren haͤßlichen Geſchmack mit.</p><lb/> <p>Wenn der <hi rendition="#fr">Kaouanne</hi> das groſſe<lb/> Schild abgenommen, und die Knorpel<lb/> beginnen zu faulen, ſo loͤſen ſich bald<lb/> darauf acht groſſe Blaͤtter oben ab, wel-<lb/> che viel groͤſſer ſind, als die von der<lb/> Schildkroͤte <hi rendition="#fr">Caret,</hi> ſind aber viel zaͤrter,<lb/><cb n="598"/> und ſchwartz und weiß marbriret. Die<lb/> groſſen Spiegel werden damit beleget,<lb/> und iſt gewiß, wofern ſie dicker waͤren,<lb/> daß ſie den Schilden der Caret wuͤrden<lb/> gleich gehalten werden.</p> <cb type="end"/> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Von der Schildkroͤte Caret.</hi> </head><lb/> <p>Dieſe iſt die kleineſte unter den drey<lb/> Geſchlechtern derer Schildkroͤten: das<lb/> Fleiſch iſt zwar nicht ſo gut, als das<lb/> Fleiſch von der <hi rendition="#fr">Franche/</hi> iedennoch<lb/> aber iſt es beſſer als das von der<lb/><hi rendition="#fr">Kaouanne.</hi> Das Oel iſt ein trefliches<note place="right">Oel von der<lb/> Caret.</note><lb/> Mittel zu Staͤrckung der Nerven, zum<lb/> Huͤftweh, und zu allerley kalten Fluͤſ-<lb/> ſen. So kenne ich auch Leute, die ſich<lb/> deſſen in Zufaͤllen der Nieren, von uͤber-<lb/> nehmen entſtanden, erſprießlich bedie-<lb/> net haben.</p><lb/> <p>Was ſie aber am meiſten ſchaͤtzbar<lb/> macht, iſt das Schild, das ſie oben auf<lb/> dem Ruͤcken traͤgt, davon ein Pfund bis<lb/> zu ſechs Francken verkauffet wird. Al-<lb/> les, was man von dieſer Schildkroͤte<lb/> nimmt, beſtehet in dreyzehen Blaͤttern,<lb/> acht platten, und fuͤnffen, die wie ein<lb/> Eſelsruͤcken gebogen ſind.</p><lb/> <p>Unter den acht platten Schilden ſind<lb/> vier groſſe, welche bis einen Schuh hoch<lb/> und ſieben Zoll breit, ſeyn muͤſſen. Die<lb/> ſchoͤnſten aber muͤſſen dicke ſeyn, klar,<lb/> durchſichtig, wie Spiesglas ſehen, und<lb/> weiß und braun, wie der Minoriten<lb/> Kleidung, jaſpiret. Es giebt Schild-<lb/> kroͤten von dieſer Art, welche bis zu<lb/> ſechs Pfund Blaͤtter auf dem Ruͤcken<lb/> haben: daraus werden Kaͤmme und an-<lb/> dere kleine Sachen verfertiget, die dann<lb/> uͤberaus ſchoͤne, aber auch fein theuer<lb/> ſind. Dieſes aber iſt die Art und Wei-<lb/> ſe, wie die Blaͤtter von der groſſen<lb/> Schale, welche eigentlich die Wohnung<lb/> der Caret iſt, herabzubringen: nach-<lb/> dem man alles Fleiſch herausgenom-<lb/> men, wird Feuer drunter gemacht, ſo-<lb/> dann laſſen ſich dieſe Blaͤtter, wenn ſie<lb/> die Waͤrme empfinden, gar fuͤglich mit<lb/> der Spitze eines Meſſers abloͤſen.</p><lb/> <p>Das Oel, das aus dem Schmeer und<lb/> Fett dieſer Schildkroͤten bereitet wird,<lb/> iſt hitzig, und wird von den Wilden und<lb/> Frantzoͤſiſchen Einwohnern hochgehal-<lb/> ten, indem ſie ſich deſſen wider das<lb/> Huͤfftweh, Podagra, Krampf und Laͤh-<lb/> mung der Glieder zu bedienen wiſſen.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">P p 2</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Wie</hi> </fw><lb/> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0443]
Hauptbeſchreibung zweyter Theil.
ten, weil oben aus dem Hertzen, welches
ſo groß iſt als eines Menſchen Hertz, ein
ſehr groſſer Pulsaderſtamm entſprieſ-
ſet, an deſſen beyden Seiten gleichſam
zwey andere Hertzen angehencket ſind,
die ſo dicke als wie ein Huͤnerey, und
von eben der Geſtalt und Weſen, gleich-
wie das erſtere: allein, ich habe hernach-
mahls meine Gedancken geaͤndert, und
glaube nunmehro veſtiglich, daß es nur
die Hertzoͤhrlein ſind. Doch iſts ge-
wiß, daß, wenn alles fein ordentlich auf
eine Tafel geleget wird, ſolches eine Li-
lie vorſtelle; woraus denn ein gar vor-
theilhafter Schluß von dem Zunehmen
unſerer Frantzoͤſiſchen Colonien und
Volckpflantzungen in America koͤnte
gemachet werden, alldieweil die goͤtt-
liche Vorſehung, welche nichts umſonſt
gemachet hat, eine Lilie an das Hertz
desjenigeu Thieres gepflantzet, welches
das Sinnbild dieſes Landes iſt.
Von der Schildkroͤte Caouanne.
Dieſe iſt von der erſtern in dieſem
Stuͤcke unterſchieden, daß ſie einen viel
groͤſſern Kopf, gegen den Leib zu rech-
nen, hat, als alle die andern Schild-
kroͤten. Sie iſt auch viel boͤſer, und
wehrt ſich mit dem Rachen und den
Pfoten, wann man ſie angreiffen und
umkehren will. Jedennoch wird ſie we-
nig geachtet, ob ſie gleich unter allen
dieſen dreyen Geſchlechten die groͤſſeſte
iſt, weil ihr Fleiſch ſchwartz iſt, ſeehaftig
riechet, und gar uͤbel ſchmecket. Das Oel,
welches daraus gezogen wird, iſt ſcharf,
und verderbet die Tuncken, darein es
gethan wird, und deswegen wird es
auch nicht, als in Ermangelung des
andern, gegeſſen. Doch iſt es nicht gantz
und gar undienlich, ſondern man ge-
braucht es zum brennen in die Lampen.
Diejenigen, welche ſie bey der Jnſel der
Crocodilen oder Caiman fangen, pfle-
gen die Schildkroͤte la Franche darun-
ter zu mengen, damit ſie deſto beſſer ver-
kauffen moͤgen, allein ſie theilt ihm ih-
ren haͤßlichen Geſchmack mit.
Wenn der Kaouanne das groſſe
Schild abgenommen, und die Knorpel
beginnen zu faulen, ſo loͤſen ſich bald
darauf acht groſſe Blaͤtter oben ab, wel-
che viel groͤſſer ſind, als die von der
Schildkroͤte Caret, ſind aber viel zaͤrter,
und ſchwartz und weiß marbriret. Die
groſſen Spiegel werden damit beleget,
und iſt gewiß, wofern ſie dicker waͤren,
daß ſie den Schilden der Caret wuͤrden
gleich gehalten werden.
Von der Schildkroͤte Caret.
Dieſe iſt die kleineſte unter den drey
Geſchlechtern derer Schildkroͤten: das
Fleiſch iſt zwar nicht ſo gut, als das
Fleiſch von der Franche/ iedennoch
aber iſt es beſſer als das von der
Kaouanne. Das Oel iſt ein trefliches
Mittel zu Staͤrckung der Nerven, zum
Huͤftweh, und zu allerley kalten Fluͤſ-
ſen. So kenne ich auch Leute, die ſich
deſſen in Zufaͤllen der Nieren, von uͤber-
nehmen entſtanden, erſprießlich bedie-
net haben.
Oel von der
Caret.
Was ſie aber am meiſten ſchaͤtzbar
macht, iſt das Schild, das ſie oben auf
dem Ruͤcken traͤgt, davon ein Pfund bis
zu ſechs Francken verkauffet wird. Al-
les, was man von dieſer Schildkroͤte
nimmt, beſtehet in dreyzehen Blaͤttern,
acht platten, und fuͤnffen, die wie ein
Eſelsruͤcken gebogen ſind.
Unter den acht platten Schilden ſind
vier groſſe, welche bis einen Schuh hoch
und ſieben Zoll breit, ſeyn muͤſſen. Die
ſchoͤnſten aber muͤſſen dicke ſeyn, klar,
durchſichtig, wie Spiesglas ſehen, und
weiß und braun, wie der Minoriten
Kleidung, jaſpiret. Es giebt Schild-
kroͤten von dieſer Art, welche bis zu
ſechs Pfund Blaͤtter auf dem Ruͤcken
haben: daraus werden Kaͤmme und an-
dere kleine Sachen verfertiget, die dann
uͤberaus ſchoͤne, aber auch fein theuer
ſind. Dieſes aber iſt die Art und Wei-
ſe, wie die Blaͤtter von der groſſen
Schale, welche eigentlich die Wohnung
der Caret iſt, herabzubringen: nach-
dem man alles Fleiſch herausgenom-
men, wird Feuer drunter gemacht, ſo-
dann laſſen ſich dieſe Blaͤtter, wenn ſie
die Waͤrme empfinden, gar fuͤglich mit
der Spitze eines Meſſers abloͤſen.
Das Oel, das aus dem Schmeer und
Fett dieſer Schildkroͤten bereitet wird,
iſt hitzig, und wird von den Wilden und
Frantzoͤſiſchen Einwohnern hochgehal-
ten, indem ſie ſich deſſen wider das
Huͤfftweh, Podagra, Krampf und Laͤh-
mung der Glieder zu bedienen wiſſen.
Wie
P p 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |