Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung zweyter Theil. [Spaltenumbruch]
Fleisch war mit weissem Fette, gleichals mit Specke, durchwachsen, und wenn es gekocht wurde, lösete es sich als wie Schuppen von einander, gleich- wie der frische Kabeliau; doch war es viel schmackhafter. Die diesen Fisch lebendig gesehen, und Die abgezogene rare Haut von die- Demnach darff niemand ferner Das vier und dreyßigste Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Vom Seeroß, oder Wallroß. DEr Nil/ Niger, und andere Flüs- Dieses Thier siehet einem Pferde sind,
Hauptbeſchreibung zweyter Theil. [Spaltenumbruch]
Fleiſch war mit weiſſem Fette, gleichals mit Specke, durchwachſen, und wenn es gekocht wurde, loͤſete es ſich als wie Schuppen von einander, gleich- wie der friſche Kabeliau; doch war es viel ſchmackhafter. Die dieſen Fiſch lebendig geſehen, und Die abgezogene rare Haut von die- Demnach darff niemand ferner Das vier und dreyßigſte Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Vom Seeroß, oder Wallroß. DEr Nil/ Niger, und andere Fluͤſ- Dieſes Thier ſiehet einem Pferde ſind,
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Als man ihn<lb/> ausgenommen, ſahe man wohl, daß er<lb/> ſich vom Raube genaͤhret, denn man<lb/> fand ſehr viel Fiſchſchuppen in ſeinem<lb/> Leibe.</p><lb/> <p>Die abgezogene rare Haut von die-<lb/> ſem ſeltſamen Fiſche, ſonderlich der<lb/> Kopf und das dran veſt gemachte<lb/> Horn, ſind faſt zwey Jahr lang in dem<lb/> Wachthaus der Jnſel aufgehencket blie-<lb/> ben, bis der Herr <hi rendition="#fr">Vaſſeur/</hi> welcher auf<lb/> derſelben Jnſel Gouverneur war, dem<lb/> Herrn <hi rendition="#fr">Trancarts,</hi> einem Edelmann<lb/> aus <hi rendition="#fr">Saintonge/</hi> der ihn beſucht hatte,<lb/> einen Gefallen erweiſen wollen, und<lb/> ihm dieſes Horn verehret. Als ich<lb/> aber mich ſamt dieſem Edelmanne, der<lb/><cb n="590"/> dieſes koſtbare Stuͤck und Seltenheit in<lb/> einem langen Kaſten fuͤhrete, auf ein<lb/> Schiff von Vlißingen begeben, gieng<lb/> unſer Schiff nahe bey <hi rendition="#fr">Fayal/</hi> einer<lb/> von den Azores Jnſeln, zu Grunde, ſo<lb/> daß wir alle unſere Sachen und Waa-<lb/> ren verlohren: der Edelmann aber be-<lb/> klagte vor allen ſeinen Kaſten.</p><lb/> <p>Demnach darff niemand ferner<lb/> glauben, daß dasjenige, was wir Frau-<lb/> tzoſen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Licorne,</hi></hi> die Lateiner <hi rendition="#aq">Unicornu,</hi> die<lb/> Griechen <hi rendition="#aq">Monoceros,</hi> die Teutſchen aber<lb/><hi rendition="#fr">Einhorn</hi> nennen, das Horn von einem<lb/> Landthiere ſey, deſſen im alten Teſta-<lb/> mente gedacht wird; oder ein Horn<lb/> von einem dererjenigen Thiere, welche<lb/> bey dem Cap. von Einhoͤrnern abgebil-<lb/> det zu erſehen ſind: ſondern es iſt nichts<lb/> anders denn das Horn vom <hi rendition="#fr">Narwall.</hi><lb/> Was die Wahl belanget, da darff es<lb/> nur fein ſchoͤn weiß ſeyn: die, welche<lb/> am allerhoͤheſten, dickſten und ſchwer-<lb/> ſten ſind, am meiſten glaͤntzen, und wel-<lb/> che die meiſten Zuͤge haben, dieſelben<lb/> werden auch am hoͤheſten gehalten und<lb/> am meiſten geſchaͤtzet. 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Hauptbeſchreibung zweyter Theil.
Fleiſch war mit weiſſem Fette, gleich
als mit Specke, durchwachſen, und
wenn es gekocht wurde, loͤſete es ſich
als wie Schuppen von einander, gleich-
wie der friſche Kabeliau; doch war es
viel ſchmackhafter.
Die dieſen Fiſch lebendig geſehen, und
ihm den Ruͤckgrad mit Hebebaͤumen
entzwey geſchlagen, ſagten, wie heftig
er ſich bemuͤhet haͤtte, ſie mit ſeinem
Horne zu durchſtoſſen, welches er mit
unvergleichlicher Geſchicklichkeit und
Behendigkeit gedrehet und gewendet, ſo
daß er ſie alle ſpieſſen koͤnnen, wofern
er Waſſers genug gehabt, und ſich zu
erhalten und nur ein wenig fort zu
ſchwimmen vermocht. Als man ihn
ausgenommen, ſahe man wohl, daß er
ſich vom Raube genaͤhret, denn man
fand ſehr viel Fiſchſchuppen in ſeinem
Leibe.
Die abgezogene rare Haut von die-
ſem ſeltſamen Fiſche, ſonderlich der
Kopf und das dran veſt gemachte
Horn, ſind faſt zwey Jahr lang in dem
Wachthaus der Jnſel aufgehencket blie-
ben, bis der Herr Vaſſeur/ welcher auf
derſelben Jnſel Gouverneur war, dem
Herrn Trancarts, einem Edelmann
aus Saintonge/ der ihn beſucht hatte,
einen Gefallen erweiſen wollen, und
ihm dieſes Horn verehret. Als ich
aber mich ſamt dieſem Edelmanne, der
dieſes koſtbare Stuͤck und Seltenheit in
einem langen Kaſten fuͤhrete, auf ein
Schiff von Vlißingen begeben, gieng
unſer Schiff nahe bey Fayal/ einer
von den Azores Jnſeln, zu Grunde, ſo
daß wir alle unſere Sachen und Waa-
ren verlohren: der Edelmann aber be-
klagte vor allen ſeinen Kaſten.
Demnach darff niemand ferner
glauben, daß dasjenige, was wir Frau-
tzoſen Licorne, die Lateiner Unicornu, die
Griechen Monoceros, die Teutſchen aber
Einhorn nennen, das Horn von einem
Landthiere ſey, deſſen im alten Teſta-
mente gedacht wird; oder ein Horn
von einem dererjenigen Thiere, welche
bey dem Cap. von Einhoͤrnern abgebil-
det zu erſehen ſind: ſondern es iſt nichts
anders denn das Horn vom Narwall.
Was die Wahl belanget, da darff es
nur fein ſchoͤn weiß ſeyn: die, welche
am allerhoͤheſten, dickſten und ſchwer-
ſten ſind, am meiſten glaͤntzen, und wel-
che die meiſten Zuͤge haben, dieſelben
werden auch am hoͤheſten gehalten und
am meiſten geſchaͤtzet. Vor dieſem
aber waren ſie alſo rar, daß Andreas
Rock, ein Florentiniſcher Medicus, ei-
nem Pabſte eines um 4500. Pfund
oder 1500. Thaler verkauffet: herge-
gen anietzo findet man ſie hauptſchoͤn,
und ſind doch um ein gut Theil wohl-
feiler.
Das vier und dreyßigſte Capitel.
Vom Seeroß, oder Wallroß.
DEr Nil/ Niger, und andere Fluͤſ-
ſe in Africa bringen uns ein Thier,
welches einem Ochſen ſehr aͤhnlich ſie-
het, und ich allhier zu beſchreiben fuͤr
gar dienlich erachtet habe, dieweil wir
die Zaͤhne davon verkauffen.
Dieſes Thier ſiehet einem Pferde
nicht im geringſten gleich, ſondern viel-
mehr wie ein Ochſe: die Fuͤſſe ſind wie
Baͤrentatzen. Es iſt dreyzehen Schuhe
lang, und vier und einen halben breit:
der Bauch mehr platt als rund: die
Schenckel haben drey Schuh im Um-
fang, der Fuß iſt einen Schuh breit, und
iede Klaue hat gleichſam drey Zaͤhen.
Der Kopf iſt zwey und einen halben
Schuh breit, drey Schuhe lang, neun
Schuh im Umfang, und ſcheinet, gegen
den Leib zu rechnen, gar zu dicke. Der
Rachen iſt eines Schuhes lang, die Na-
ſe fleiſchicht und zuruͤck gebogen, die Au-
gen ſind klein, einen Zoll breit, und
zwey lang: die Ohren klein und kurtz,
nur drey Zoll lang. Uber den gantzen
Leib iſt es ſehr fett; die Klauen ſind in
vier Theil zerſpalten, und ſehen ſchier
wie die Ochſenklauen: der Schwantz
ſieht wie der Schwantz eines Baͤren.
Die Naſenloͤcher lauffen krumm, und
ſind dritthalb Zoll tief: die Schnautze
iſt wie einer Loͤwinn oder einer Katzen
Schnautze, und rauch, ob es gleich auf
dem gantzen uͤbrigen Leibe kein eintzi-
ges Haͤrlein hat. Sechs Zaͤhne hat es
im untern Kieffel, darunter die zwey
aͤuſſerſten des halben Schuhes lang
ſind,
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