Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
Es wird auch, ohne den Wollhan- Das Märckische oder das Hollän-Schöpsen- Das zwölffte Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Siehe Fig. 346.Vom Hirsche. DEr Hirsch ist ein in der gantzen So giebt es auch kein ander Thier Das allererste, das man vom Hir- Hirschhorn. Das Gehörn wird geraspelt, und Aus dem Hirschhorn wird ein SpiritusSpiritus, Sal Das Bein oder der im Hertzen be- Ochsen
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
Es wird auch, ohne den Wollhan- Das Maͤrckiſche oder das Hollaͤn-Schoͤpſen- Das zwoͤlffte Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Siehe Fig. 346.Vom Hirſche. DEr Hirſch iſt ein in der gantzen So giebt es auch kein ander Thier Das allererſte, das man vom Hir- Hirſchhorn. Das Gehoͤrn wird geraſpelt, und Aus dem Hirſchhorn wird ein SpiritusSpiritus, Sal Das Bein oder der im Hertzen be- Ochſen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0392"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi> </fw><lb/> <cb n="515"/> <p>Es wird auch, ohne den Wollhan-<lb/> del und den Handel mit der Feiſtigkeit<lb/> von ungewaſchener Wolle, ein ſtarcker<lb/> Handel mit Schoͤpſen Unſchlit gefuͤhret,<lb/> welches wir von unterſchiedenen Orten<lb/> herbringen laſſen, ſonderlich aber aus<lb/><hi rendition="#fr">Holland,</hi> weil es das beſte: nach die-<lb/> ſem kommt das vom Platze, das iſt das-<lb/> jenige, welches unſere Fleiſchhauer zu<lb/><cb n="516"/> <hi rendition="#fr">Paris</hi> verkauffen: allein, wir haben<lb/> damit nichts zu thun.</p><lb/> <p>Das <hi rendition="#fr">Maͤrckiſche</hi> oder das <hi rendition="#fr">Hollaͤn-</hi><note place="right">Schoͤpſen-<lb/> unſchlitt.</note><lb/><hi rendition="#fr">diſche</hi> Schoͤpſenunſchlit muß ſchnee-<lb/> weiß ſehen, und lauter Schoͤpſenun-<lb/> ſchlit ſeyn, denn wenn Rindsunſchlit<lb/> drunter gemiſchet worden, ſieht es gelb-<lb/> licht.</p> </div> <cb type="end"/> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das zwoͤlffte Capitel.<lb/> Vom Hirſche.</hi> </head><lb/> <cb type="start"/> <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 346.</note> <p><hi rendition="#in">D</hi>Er <hi rendition="#fr">Hirſch</hi> iſt ein in der gantzen<lb/> Welt allzubekanntes Thier, das al-<lb/> lerdings unnuͤtzlich ſeyn wuͤꝛde, wenn ich<lb/> ihn beſchreiben wolte. Dannenhero<lb/> will ich nur allein vermelden, daß wir<lb/> kein eintziges Thier von ſo gar langem<lb/> Leben haben, welches an dem Gehoͤrn<lb/> eines Hirſchen, das in dem Schloß zu<lb/><hi rendition="#fr">Amboiſe</hi> aufbehalten wird, abzuneh-<lb/> men iſt, denn daſſelbige iſt von einer<lb/> gantz entſetzlichen Laͤnge, und bezeuget<lb/> ein ſehr hohes Alter. Unſre Geſchicht-<lb/> ſchreiber gedencken, daß <hi rendition="#fr">Koͤnig Carl<lb/> der</hi> <hi rendition="#aq">VI</hi><hi rendition="#fr">te</hi> in dem Walde zu <hi rendition="#fr">Senlis</hi> ei-<lb/> nen Hirſch gefaͤllet, welcher ein gold-<lb/> nes Halsband umgehabt, auf dem die-<lb/> ſe Lateiniſche Worte geſtanden, <hi rendition="#aq">hoc Cæ-<lb/> ſar me donavit,</hi> Caͤſar hat mich damit<lb/> begabet.</p><lb/> <p>So giebt es auch kein ander Thier<lb/> mehr, von welchem ſo vielerley Artzney-<lb/> mittel und andere im Leben noͤthige<lb/> Dinge koͤnnen genommen werden, als<lb/> wie vom Hirſche.</p><lb/> <p>Das allererſte, das man vom Hir-<lb/> ſche nehmen kan, iſt das Waſſer, wel-<lb/> ches aus den Hirſchkolben gezogen,<lb/><note place="left">Hirſchkolben-<lb/> waſſer.</note>und insgemein <hi rendition="#fr">Hirſchkolbenwaſſer</hi><lb/> genennet wird. Daſſelbige iſt ein un-<lb/> vergleichlich Mittel zu Befoͤrderung<lb/> der Geburt, und wider die hitzigen Fie-<lb/> ber. Doch wer dieſes Waſſers benoͤ-<lb/> thiget iſt, mag ihm rathen laſſen, und<lb/> es bey rechtſchaffenen Leuten kauffen,<lb/> denn es iſt ein gar rares Waſſer, theils,<lb/> weil es nicht gar zu ofte gebrauchet<lb/> wird, theils aber, weil es gar ſchwer-<lb/> lich zu haben.</p><lb/> <note place="left">Geraſpelt<lb/> Hirſchhorn.</note> <p>Das <hi rendition="#fr">Gehoͤrn</hi> wird geraſpelt, und<lb/> die Spaͤne, eben als wie die vom Elffen-<lb/> bein zu anhaltenden Traͤncken gebrau-<lb/> chet: es wird auch <hi rendition="#fr">Gallrede</hi> davon ge-<lb/><cb/> macht, mit dem Titel Hirſchgallrede.<lb/> Dieſe Spaͤne muͤſſen friſch und aufrich-<lb/> tig ſeyn, denn es giebt Leute, welche ge-<lb/> raſpelte Ochſenbeine dafuͤr verkauffen;<lb/> ſolches kan jedoch ein ieder ſtracks ver-<lb/> mercken, wer nur ein wenig weiß, was<lb/> Hirſchhorn iſt. Die beſte Kundſchaft,<lb/> die ich davon ertheilen kan, iſt dieſe:<lb/> man kauffe ſie bey redlichen Leuten, oder<lb/> laſſe ſie ſelbſt raſpeln.</p><lb/> <p>Aus dem Hirſchhorn wird ein <hi rendition="#aq">Spiritus</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Spiritus, Sal<lb/> volatile,</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">oleum</hi> vom<lb/> Hirſchhorn.</note><lb/> und <hi rendition="#aq">Sal volatile</hi> durch die Retorte getrie-<lb/> ben, welche zu Hertz- und Haupt-<lb/> Kranckheiten vortrefflich dienlich erach-<lb/> tet werden. Jngleichen ein ſchwartzes<lb/> Oel, welches <hi rendition="#aq">rectificir</hi>et werden kan,<lb/> und ein unfehlbares Mittel wieder die<lb/> Schwinden iſt. Was in der Retorte<lb/> zuruͤcke bleibt, iſt ſchwartz, und kan mit<lb/> Waſſer abgerieben, folglich eine Art<lb/> ſchwartz daraus zugerichtet werden,<note place="right">Hirſchhorn<lb/> ſchwartz.</note><lb/> welches faſt ſo ſchoͤn, als wie das vom<lb/> Elffenbein. So kan auch dieſes ſchwar-<lb/> tze Horn wieder weiß gebrennet werden,<lb/> und giebt hernachmahls eben ſolchen<lb/> Nutzen, wie das gebrannte Helffen-<note place="right">Praͤparirt<lb/> Hirſchhorn.</note><lb/> bein, und koͤnte gleichfalls <hi rendition="#aq">Spodium</hi> ge-<lb/> nennet, und zu kleinen <hi rendition="#aq">trochiſcis,</hi> gema-<lb/> chet werden: es hat auch eben ſolche<lb/> Kraͤfte.</p><lb/> <p>Das Bein oder der im Hertzen be-<lb/> findliche Knorpel, deme der Name<lb/><hi rendition="#fr">Hirſchhertzbein,</hi> oder <hi rendition="#fr">Hirſchcreutz</hi><note place="right">Hirſchereutz.</note><lb/> gegeben worden, iſt eine treffliche Hertz-<lb/> verwahrende Artzney, und kommt des-<lb/> wegen auch unter die <hi rendition="#aq">confection de hya-<lb/> cintho.</hi> Sie muͤſſen aber nicht gar zu<lb/> dicke und weiß, und gewiß aus dem Her-<lb/> tzen des Hirſches genommen ſeyn, denn<lb/> etliche verkauffen die Beine aus dem<lb/> Hertzen des Ochſens dafuͤr, iſt auch kein<lb/> Unterſchied dazwiſchen, als daß die vom<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ochſen</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0392]
Der Spezereyen und Materialien
Es wird auch, ohne den Wollhan-
del und den Handel mit der Feiſtigkeit
von ungewaſchener Wolle, ein ſtarcker
Handel mit Schoͤpſen Unſchlit gefuͤhret,
welches wir von unterſchiedenen Orten
herbringen laſſen, ſonderlich aber aus
Holland, weil es das beſte: nach die-
ſem kommt das vom Platze, das iſt das-
jenige, welches unſere Fleiſchhauer zu
Paris verkauffen: allein, wir haben
damit nichts zu thun.
Das Maͤrckiſche oder das Hollaͤn-
diſche Schoͤpſenunſchlit muß ſchnee-
weiß ſehen, und lauter Schoͤpſenun-
ſchlit ſeyn, denn wenn Rindsunſchlit
drunter gemiſchet worden, ſieht es gelb-
licht.
Schoͤpſen-
unſchlitt.
Das zwoͤlffte Capitel.
Vom Hirſche.
DEr Hirſch iſt ein in der gantzen
Welt allzubekanntes Thier, das al-
lerdings unnuͤtzlich ſeyn wuͤꝛde, wenn ich
ihn beſchreiben wolte. Dannenhero
will ich nur allein vermelden, daß wir
kein eintziges Thier von ſo gar langem
Leben haben, welches an dem Gehoͤrn
eines Hirſchen, das in dem Schloß zu
Amboiſe aufbehalten wird, abzuneh-
men iſt, denn daſſelbige iſt von einer
gantz entſetzlichen Laͤnge, und bezeuget
ein ſehr hohes Alter. Unſre Geſchicht-
ſchreiber gedencken, daß Koͤnig Carl
der VIte in dem Walde zu Senlis ei-
nen Hirſch gefaͤllet, welcher ein gold-
nes Halsband umgehabt, auf dem die-
ſe Lateiniſche Worte geſtanden, hoc Cæ-
ſar me donavit, Caͤſar hat mich damit
begabet.
So giebt es auch kein ander Thier
mehr, von welchem ſo vielerley Artzney-
mittel und andere im Leben noͤthige
Dinge koͤnnen genommen werden, als
wie vom Hirſche.
Das allererſte, das man vom Hir-
ſche nehmen kan, iſt das Waſſer, wel-
ches aus den Hirſchkolben gezogen,
und insgemein Hirſchkolbenwaſſer
genennet wird. Daſſelbige iſt ein un-
vergleichlich Mittel zu Befoͤrderung
der Geburt, und wider die hitzigen Fie-
ber. Doch wer dieſes Waſſers benoͤ-
thiget iſt, mag ihm rathen laſſen, und
es bey rechtſchaffenen Leuten kauffen,
denn es iſt ein gar rares Waſſer, theils,
weil es nicht gar zu ofte gebrauchet
wird, theils aber, weil es gar ſchwer-
lich zu haben.
Hirſchkolben-
waſſer.
Das Gehoͤrn wird geraſpelt, und
die Spaͤne, eben als wie die vom Elffen-
bein zu anhaltenden Traͤncken gebrau-
chet: es wird auch Gallrede davon ge-
macht, mit dem Titel Hirſchgallrede.
Dieſe Spaͤne muͤſſen friſch und aufrich-
tig ſeyn, denn es giebt Leute, welche ge-
raſpelte Ochſenbeine dafuͤr verkauffen;
ſolches kan jedoch ein ieder ſtracks ver-
mercken, wer nur ein wenig weiß, was
Hirſchhorn iſt. Die beſte Kundſchaft,
die ich davon ertheilen kan, iſt dieſe:
man kauffe ſie bey redlichen Leuten, oder
laſſe ſie ſelbſt raſpeln.
Aus dem Hirſchhorn wird ein Spiritus
und Sal volatile durch die Retorte getrie-
ben, welche zu Hertz- und Haupt-
Kranckheiten vortrefflich dienlich erach-
tet werden. Jngleichen ein ſchwartzes
Oel, welches rectificiret werden kan,
und ein unfehlbares Mittel wieder die
Schwinden iſt. Was in der Retorte
zuruͤcke bleibt, iſt ſchwartz, und kan mit
Waſſer abgerieben, folglich eine Art
ſchwartz daraus zugerichtet werden,
welches faſt ſo ſchoͤn, als wie das vom
Elffenbein. So kan auch dieſes ſchwar-
tze Horn wieder weiß gebrennet werden,
und giebt hernachmahls eben ſolchen
Nutzen, wie das gebrannte Helffen-
bein, und koͤnte gleichfalls Spodium ge-
nennet, und zu kleinen trochiſcis, gema-
chet werden: es hat auch eben ſolche
Kraͤfte.
Spiritus, Sal
volatile, und
oleum vom
Hirſchhorn.
Hirſchhorn
ſchwartz.
Praͤparirt
Hirſchhorn.
Das Bein oder der im Hertzen be-
findliche Knorpel, deme der Name
Hirſchhertzbein, oder Hirſchcreutz
gegeben worden, iſt eine treffliche Hertz-
verwahrende Artzney, und kommt des-
wegen auch unter die confection de hya-
cintho. Sie muͤſſen aber nicht gar zu
dicke und weiß, und gewiß aus dem Her-
tzen des Hirſches genommen ſeyn, denn
etliche verkauffen die Beine aus dem
Hertzen des Ochſens dafuͤr, iſt auch kein
Unterſchied dazwiſchen, als daß die vom
Ochſen
Hirſchereutz.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |