Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
und pestilentzialischen Kranckheiten be-haftet sind, sehr dienet. Er wird auch wider den Schwindel trefflich gut und dienlich erachtet, desgleichen wider die schwere Noth und Hertzklopfen/ die gelbe Sucht, Colica/ rothe Ruhr und den Stein: nicht weniger wider die Würme/ giftige Fieber und Gift; wie auch zu Beförderung der Ge- burt. Die dosis ist von vier bis auf sechs und zwölff Gran, gestossen, in ei- nem zur Kranckheit dienlichen liquor genommen. Die herrlichen Tugen- den dieses Steines haben verursachet, daß ihn die Ebräer Bel Zaard, das ist, einen Meister oder Bezwinger des Gif- tes genennet. Vom Occidentalischen Bezoar. Der Occidentalische Bezoar ist Dieser Bezoar wird auch aus Pe- Das vierdte Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Siehe Fig. 334.Vom Muscus oder Bisam-Thier. DAs Bisamthier kommt einem Re- Was wir aber Mosch/ oder Bisam Darum darff niemand glauben, daß Bisams
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
und peſtilentzialiſchen Kranckheiten be-haftet ſind, ſehr dienet. Er wird auch wider den Schwindel trefflich gut und dienlich erachtet, desgleichen wider die ſchwere Noth und Hertzklopfen/ die gelbe Sucht, Colica/ rothe Ruhr und den Stein: nicht weniger wider die Wuͤrme/ giftige Fieber und Gift; wie auch zu Befoͤrderung der Ge- burt. Die doſis iſt von vier bis auf ſechs und zwoͤlff Gran, geſtoſſen, in ei- nem zur Kranckheit dienlichen liquor genommen. Die herrlichen Tugen- den dieſes Steines haben verurſachet, daß ihn die Ebraͤer Bel Zaard, das iſt, einen Meiſter oder Bezwinger des Gif- tes genennet. Vom Occidentaliſchen Bezoar. Der Occidentaliſche Bezoar iſt Dieſer Bezoar wird auch aus Pe- Das vierdte Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Siehe Fig. 334.Vom Muſcus oder Biſam-Thier. DAs Biſamthier kommt einem Re- Was wir aber Moſch/ oder Biſam Darum darff niemand glauben, daß Biſams
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Der Spezereyen und Materialien
und peſtilentzialiſchen Kranckheiten be-
haftet ſind, ſehr dienet. Er wird auch
wider den Schwindel trefflich gut
und dienlich erachtet, desgleichen wider
die ſchwere Noth und Hertzklopfen/
die gelbe Sucht, Colica/ rothe Ruhr
und den Stein: nicht weniger wider
die Wuͤrme/ giftige Fieber und Gift;
wie auch zu Befoͤrderung der Ge-
burt. Die doſis iſt von vier bis auf
ſechs und zwoͤlff Gran, geſtoſſen, in ei-
nem zur Kranckheit dienlichen liquor
genommen. Die herrlichen Tugen-
den dieſes Steines haben verurſachet,
daß ihn die Ebraͤer Bel Zaard, das iſt,
einen Meiſter oder Bezwinger des Gif-
tes genennet.
Vom Occidentaliſchen Bezoar.
Der Occidentaliſche Bezoar iſt
darinne von dem Orientaliſchen unter-
ſchieden, daß er gemeiniglich viel dicker
iſt, indem er oftermahls ſo dicke als ein
kleines Huͤnerey gefunden wird. So
hat er auch unterſchiedene Farben, doch
meiſtentheils iſt er weiß und graulicht.
Er iſt zwar eben als wie der vorige for-
miret, und wie Blaͤttlein oder Schup-
pen auf einander geleget, doch ſind die-
ſe Schuppen weit dicker, und wenn er
zerbrochen worden, ſieht er nicht an-
ders aus, als wenn er ſublimiret waͤre;
denn inwendig erblicket man ein Hauf-
fen kleine Spitzlein, als wie am Bley-
ſaltze: auſſenher aber iſt er glatt, und
ſehr dichte, von Farbe roͤthlicht grau.
Dieſer Bezoar wird auch aus Pe-
ru gebracht, woſelbſt es Ziegen, Hirſche
und andere Bezoar tragende Thiere
mehr giebet: weil man ſie aber gar ſel-
ten in den Baͤuchen dieſer Thiere findet,
deshalben ſind ſie auch in Franckreich
ſo gar rar. Er hat gleichfalls einen
lieblichen, und faſt ſtaͤrckern Geruch
denn der Orientaliſche. Dieweil dann
dieſer Bezoar ſo gar ſeltſam iſt, dero-
wegen machen ihn die Hollaͤnder und
andere Voͤlcker nach, aus einem grau-
en Teige, den ſie zu runden Ballen
machen, ſo dicke als ihnen beliebig: wie
ich denn verſichern kan, daß ich einen
geſehen, der ſo groß als eine Kugel, die
man zum Mailleſpiel gebrauchet, und
in eine vergoldete Schale veſte gema-
chet war, daß er ſich nicht bewegen
kunte, und dergeſtalt von dem Getraͤn-
cke, das man dareingieſſen wolte, be-
decket wurde, welches dann ein wenig
ſtehen bliebe, ehe man es truncke.
Das vierdte Capitel.
Vom Muſcus oder Biſam-Thier.
DAs Biſamthier kommt einem Re-
he an Farbe und Geſtalt ſo ziemlich
nahe, ohne daß es einen viel laͤngern
Leib hat, wie an dem Felle zu erſehen,
welches ich zu Rouan bey dem Herrn
Roudeau geſehen. Jn den Koͤnig-
reichen Tunquin und Boutan giebt
es dieſer Thiere die Menge.
Was wir aber Moſch/ oder Biſam
zu nennen pflegen, ſolches iſt verdorben
Blut, welches ſich unten an dem Bau-
che dieſes Thierleins, wie ein Geſchwuͤ-
re zuſammen ſetzet: wenn es denn zei-
tig worden, gehet dieſes Thier, von der
Natur dazu angetrieben, an einen
Baum, und reibt ſich ſo lange gegen
denſelben, bis es aufgehet; alsdann
uͤberkommt dieſes Blut, von der Son-
ne getrocknet, den ſo ſtarcken und ziem-
lich unangenehmen Geruch, welchen es
haben muß, wenn es rein ſeyn ſoll, und
noch nicht in Holland oder anderer Or-
ten durch der Juden und anderer Leute
Haͤnde gegangen iſt, welche es mit Er-
de, gedoͤrrten Blute und anderem Lum-
penzeuge zu verfaͤlſchen gewohnet ſind.
Darum darff niemand glauben, daß
es die Nieren dieſes Thieres ſind, wie
ihrer etliche vorgeben; noch auch, daß
diſes Thier ſich ſelbſt caſtrire, wenn es
verfolget wird, indem ihm wohl bewuſt,
daß man es alleine wegen ſeiner Geilen
zu fahen trachte. Dieſes aber kommt
daher, daß diejenigen, die es in die Bla-
ſen thun, dieſelben in Geſtalt der Nie-
ren zurichten. Andere wollen, der Bi-
ſam ſey das geronnene Gebluͤte, wel-
ches uͤber den gantzen Leib zuſammen-
gelauffen, nachdem es mit Pruͤgeln
wohl zuſchlagen worden: drauf wuͤrde
es in Stuͤcke ſeines Fells gethan, wel-
che ſie als wie Nieren zuſchnitten und
zuſammen naͤheten. Allein, weil mir
dieſe beyde Arten des Urſprungs des
Biſams
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