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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] purificiret bekommt; wie Charras in
seiner Königlichen Apotheckerkunst an-
mercket: deme wir, als dessen Erfinder,
Danck schuldig sind.

Das weisse bekommen wir aus Hol-
land,
theils, weil es weniger kostet, theils
aber, weil es viel weisser und klärer, auch
stärcker von Geruch ist, denn das in
Franckreich bereitet wird. Ob hieran der
Anis Schuld, oder ob sie hierzu ein sonder-
liches Menstruum gebrauchen, solches ist
uns unbekannt: wiewohl ich dennoch
versichern wolte, daß in Paris eben so
wohl dergleichen Leute zu finden, die es
gleich so gut, als die in Holland, machen
[Spaltenumbruch] dürfften; doch glaube ich gantz gerne,
daß es auch wohl noch eins so hoch zu
stehen kommen dürffte. Wie gedacht,
es muß weiß, klar und helle seyn, starck
riechen, von der geringsten Kälte zusam-
men lauffen, und bey der gelindesten
Wärme wiederum zerfliessen, auch, wenn
mans ins Wasser thut, oben auf schwim-
men. Sonst wird es insgemein Essen-
tia
und Quinta Essentia Anisi geheissen.

Das Wasser, welches zusammt dem
Oele herüber gehet, dienet zu gleichen
Zufällen, alleine, man muß sein ein gut
Theil mehr nehmen.

[Ende Spaltensatz]
Das dreyzehende Capitel.
Vom Coriander.
[Beginn Spaltensatz] Siehe Fig. 14.

DEr Coriander ist eines gantz ge-
meinen Krautes Samen, welches in
grosser Menge um Paris, absonderlich
zu Aubervilliers wächset, von wannen
aller Coriander, den wir verthun, ge-
bracht wird.

Man muß den Coriander erwehlen,
welcher fein frisch, gelblicht, vollkom-
men, und so dick und reine, als nur seyn
kan, ist.

Diejenigen, die ihn von den Bauern,
welche ihn zu Marckte bringen, kauf-
fen, legen ihn vorhero auf den Boden,
damit er recht trucken werde, denn er
verdirbt gar leichte alle mit einander,
[Spaltenumbruch] wenn er nicht wohl getrocknet aufgeho-
ben wird: so muß er auch an einem vor
Ratzen und Mäusen wohlverwahrten
Orte aufbehalten werden, denn diese ge-
hen ihm sehr nach.

Der Coriander wird wenig zur Artz-
ney gebraucht, dahingegen brauchen ihn
die Bierbrauer desto öfter, absonder-
lich in Holl- und England zum Dop-
pelbier, welches davon einen angeneh-
men Geschmack überkommt.

Die Zuckerbecker bespritzen ihn zuvor
mit Weineßig, überziehen ihn hernach
mit Zucker, und nennen ihn sodann
überzogenen Coriander.

[Ende Spaltensatz]
Das vierzehende Capitel.
Vom Steckrüben-Samen.
[Beginn Spaltensatz] Siehe Fig. 15.

DJesen Samen trägt eine Gattung
wilder Rüben/ die gemeiniglich
viel Aeste und gelbe Blumen haben; biß-
weilen sind gelbe drunter. Die Blätter
sind einander fast alle gleich, groß oder
klein, also auch die gantze Staude, nach-
dem nämlich das Land, darinnen diß Ge-
wächse stehet, fett oder mager ist. Sie
tragen auch alle mit einander ihren Sa-
men in Hülsen, welche einen oder an-
derthalben Zoll lang, und nachdem der
Samen darinne beschaffen, dick oder dün-
ne sind: wie dann die Hülsen der Steck-
rüben/
deren Samen wir verkauffen,
gut zweymahl so dicke sind, als der meiste
Theil der andern; so ist auch der Samen
viel dicker.

Dieser Samen ist rund, purperfar-
bicht, scharff und beissend, und kommt
mit dem gemeinen Rübensamen in allen
[Spaltenumbruch] überein, ausgenommen, daß er virtutem
alexiteriam,
eine sonderliche Kraft wider
den Gift hat; hingegen sieht der Bu-
niassamen,
welcher überall und häuf-
fig wächst, gelb, ist auch um die Helfte
kleiner, als der andere, und wird wenig
geachtet.

Der rechte Steckrübensamen wird
meistentheils zum Theriac verbraucht,
welches allein Ursache genug wäre, daß
sich die Materialisten mit einer gute[n]
Partey dieses Samens versehen solten.
Man soll ihn aber bey aufrichtigen Leu-
ten suchen, und Acht haben, daß sie nicht
an statt des gerechten Steckrübensamens
nur schlechten Rübesamen geben, massen
sie schwerlich, als durch den Geschmack,
von einander zu erkennen und zu unter-
scheiden, indem jener nicht so sehr, wie die-
ser, nach Rüben schmeckt.

Es ha-

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] purificiret bekommt; wie Charras in
ſeiner Koͤniglichen Apotheckerkunſt an-
mercket: deme wir, als deſſen Erfinder,
Danck ſchuldig ſind.

Das weiſſe bekommen wir aus Hol-
land,
theils, weil es weniger koſtet, theils
aber, weil es viel weiſſer und klaͤrer, auch
ſtaͤrcker von Geruch iſt, denn das in
Franckreich bereitet wird. Ob hieran der
Anis Schuld, oder ob ſie hierzu ein ſonder-
liches Menſtruum gebrauchen, ſolches iſt
uns unbekannt: wiewohl ich dennoch
verſichern wolte, daß in Paris eben ſo
wohl dergleichen Leute zu finden, die es
gleich ſo gut, als die in Holland, machen
[Spaltenumbruch] duͤrfften; doch glaube ich gantz gerne,
daß es auch wohl noch eins ſo hoch zu
ſtehen kommen duͤrffte. Wie gedacht,
es muß weiß, klar und helle ſeyn, ſtarck
riechen, von der geringſten Kaͤlte zuſam-
men lauffen, und bey der gelindeſten
Waͤꝛme wiederum zerflieſſen, auch, wenn
mans ins Waſſer thut, oben auf ſchwim-
men. Sonſt wird es insgemein Eſſen-
tia
und Quinta Eſſentia Aniſi geheiſſen.

Das Waſſer, welches zuſammt dem
Oele heruͤber gehet, dienet zu gleichen
Zufaͤllen, alleine, man muß ſein ein gut
Theil mehr nehmen.

[Ende Spaltensatz]
Das dreyzehende Capitel.
Vom Coriander.
[Beginn Spaltensatz] Siehe Fig. 14.

DEr Coriander iſt eines gantz ge-
meinen Krautes Samen, welches in
groſſer Menge um Paris, abſonderlich
zu Aubervilliers waͤchſet, von wannen
aller Coriander, den wir verthun, ge-
bracht wird.

Man muß den Coriander erwehlen,
welcher fein friſch, gelblicht, vollkom-
men, und ſo dick und reine, als nur ſeyn
kan, iſt.

Diejenigen, die ihn von den Bauern,
welche ihn zu Marckte bringen, kauf-
fen, legen ihn vorhero auf den Boden,
damit er recht trucken werde, denn er
verdirbt gar leichte alle mit einander,
[Spaltenumbruch] wenn er nicht wohl getrocknet aufgeho-
ben wird: ſo muß er auch an einem vor
Ratzen und Maͤuſen wohlverwahrten
Orte aufbehalten werden, denn dieſe ge-
hen ihm ſehr nach.

Der Coriander wird wenig zur Artz-
ney gebraucht, dahingegen brauchen ihn
die Bierbrauer deſto oͤfter, abſonder-
lich in Holl- und England zum Dop-
pelbier, welches davon einen angeneh-
men Geſchmack uͤberkommt.

Die Zuckerbecker beſpritzen ihn zuvor
mit Weineßig, uͤberziehen ihn hernach
mit Zucker, und nennen ihn ſodann
uͤberzogenen Coriander.

[Ende Spaltensatz]
Das vierzehende Capitel.
Vom Steckruͤben-Samen.
[Beginn Spaltensatz] Siehe Fig. 15.

DJeſen Samen traͤgt eine Gattung
wilder Ruͤben/ die gemeiniglich
viel Aeſte und gelbe Blumen haben; biß-
weilen ſind gelbe drunter. Die Blaͤtter
ſind einander faſt alle gleich, groß oder
klein, alſo auch die gantze Staude, nach-
dem naͤmlich das Land, darinnen diß Ge-
waͤchſe ſtehet, fett oder mager iſt. Sie
tragen auch alle mit einander ihren Sa-
men in Huͤlſen, welche einen oder an-
derthalben Zoll lang, und nachdem der
Samen darinne beſchaffen, dick oder duͤn-
ne ſind: wie dann die Huͤlſen der Steck-
ruͤben/
deren Samen wir verkauffen,
gut zweymahl ſo dicke ſind, als der meiſte
Theil der andern; ſo iſt auch der Samen
viel dicker.

Dieſer Samen iſt rund, purperfar-
bicht, ſcharff und beiſſend, und kommt
mit dem gemeinen Ruͤbenſamen in allen
[Spaltenumbruch] uͤberein, ausgenommen, daß er virtutem
alexiteriam,
eine ſonderliche Kraft wider
den Gift hat; hingegen ſieht der Bu-
niasſamen,
welcher uͤberall und haͤuf-
fig waͤchſt, gelb, iſt auch um die Helfte
kleiner, als der andere, und wird wenig
geachtet.

Der rechte Steckruͤbenſamen wird
meiſtentheils zum Theriac verbraucht,
welches allein Urſache genug waͤre, daß
ſich die Materialiſten mit einer gute[n]
Partey dieſes Samens verſehen ſolten.
Man ſoll ihn aber bey aufrichtigen Leu-
ten ſuchen, und Acht haben, daß ſie nicht
an ſtatt des gerechten Steckruͤbenſamens
nur ſchlechten Ruͤbeſamen geben, maſſen
ſie ſchwerlich, als durch den Geſchmack,
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ſer, nach Ruͤben ſchmeckt.

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[0036] Der Spezereyen und Materialien purificiret bekommt; wie Charras in ſeiner Koͤniglichen Apotheckerkunſt an- mercket: deme wir, als deſſen Erfinder, Danck ſchuldig ſind. Das weiſſe bekommen wir aus Hol- land, theils, weil es weniger koſtet, theils aber, weil es viel weiſſer und klaͤrer, auch ſtaͤrcker von Geruch iſt, denn das in Franckreich bereitet wird. Ob hieran der Anis Schuld, oder ob ſie hierzu ein ſonder- liches Menſtruum gebrauchen, ſolches iſt uns unbekannt: wiewohl ich dennoch verſichern wolte, daß in Paris eben ſo wohl dergleichen Leute zu finden, die es gleich ſo gut, als die in Holland, machen duͤrfften; doch glaube ich gantz gerne, daß es auch wohl noch eins ſo hoch zu ſtehen kommen duͤrffte. Wie gedacht, es muß weiß, klar und helle ſeyn, ſtarck riechen, von der geringſten Kaͤlte zuſam- men lauffen, und bey der gelindeſten Waͤꝛme wiederum zerflieſſen, auch, wenn mans ins Waſſer thut, oben auf ſchwim- men. Sonſt wird es insgemein Eſſen- tia und Quinta Eſſentia Aniſi geheiſſen. Das Waſſer, welches zuſammt dem Oele heruͤber gehet, dienet zu gleichen Zufaͤllen, alleine, man muß ſein ein gut Theil mehr nehmen. Das dreyzehende Capitel. Vom Coriander. DEr Coriander iſt eines gantz ge- meinen Krautes Samen, welches in groſſer Menge um Paris, abſonderlich zu Aubervilliers waͤchſet, von wannen aller Coriander, den wir verthun, ge- bracht wird. Man muß den Coriander erwehlen, welcher fein friſch, gelblicht, vollkom- men, und ſo dick und reine, als nur ſeyn kan, iſt. Diejenigen, die ihn von den Bauern, welche ihn zu Marckte bringen, kauf- fen, legen ihn vorhero auf den Boden, damit er recht trucken werde, denn er verdirbt gar leichte alle mit einander, wenn er nicht wohl getrocknet aufgeho- ben wird: ſo muß er auch an einem vor Ratzen und Maͤuſen wohlverwahrten Orte aufbehalten werden, denn dieſe ge- hen ihm ſehr nach. Der Coriander wird wenig zur Artz- ney gebraucht, dahingegen brauchen ihn die Bierbrauer deſto oͤfter, abſonder- lich in Holl- und England zum Dop- pelbier, welches davon einen angeneh- men Geſchmack uͤberkommt. Die Zuckerbecker beſpritzen ihn zuvor mit Weineßig, uͤberziehen ihn hernach mit Zucker, und nennen ihn ſodann uͤberzogenen Coriander. Das vierzehende Capitel. Vom Steckruͤben-Samen. DJeſen Samen traͤgt eine Gattung wilder Ruͤben/ die gemeiniglich viel Aeſte und gelbe Blumen haben; biß- weilen ſind gelbe drunter. Die Blaͤtter ſind einander faſt alle gleich, groß oder klein, alſo auch die gantze Staude, nach- dem naͤmlich das Land, darinnen diß Ge- waͤchſe ſtehet, fett oder mager iſt. Sie tragen auch alle mit einander ihren Sa- men in Huͤlſen, welche einen oder an- derthalben Zoll lang, und nachdem der Samen darinne beſchaffen, dick oder duͤn- ne ſind: wie dann die Huͤlſen der Steck- ruͤben/ deren Samen wir verkauffen, gut zweymahl ſo dicke ſind, als der meiſte Theil der andern; ſo iſt auch der Samen viel dicker. Dieſer Samen iſt rund, purperfar- bicht, ſcharff und beiſſend, und kommt mit dem gemeinen Ruͤbenſamen in allen uͤberein, ausgenommen, daß er virtutem alexiteriam, eine ſonderliche Kraft wider den Gift hat; hingegen ſieht der Bu- niasſamen, welcher uͤberall und haͤuf- fig waͤchſt, gelb, iſt auch um die Helfte kleiner, als der andere, und wird wenig geachtet. Der rechte Steckruͤbenſamen wird meiſtentheils zum Theriac verbraucht, welches allein Urſache genug waͤre, daß ſich die Materialiſten mit einer guten Partey dieſes Samens verſehen ſolten. Man ſoll ihn aber bey aufrichtigen Leu- ten ſuchen, und Acht haben, daß ſie nicht an ſtatt des gerechten Steckruͤbenſamens nur ſchlechten Ruͤbeſamen geben, maſſen ſie ſchwerlich, als durch den Geſchmack, von einander zu erkennen und zu unter- ſcheiden, indem jener nicht ſo ſehr, wie die- ſer, nach Ruͤben ſchmeckt. Es ha-

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/36>, abgerufen am 21.12.2024.