Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
halten, ja ich habe auch Briefe, welcheerweisen, daß alle das Opium, das man zu Cairo siehet, und dessen sich die Tür- cken bedienen, braun sey. Des Herrn Furetiere Einfall taug pii, sive Lau- danum. Das Opium wird sehr wenig zur Das Laudanum simplex und das Opium Zu Paris bereiten ihrer etliche einenPariser Opi- Was den Syrupum diacodii, oder den Das vierdte Capitel. [Spaltenumbruch]
Von der Aloe. DJe Aloe ist ein Gewächs, welches Allhier aber will ich nicht stehen blei- gemacht;
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
halten, ja ich habe auch Briefe, welcheerweiſen, daß alle das Opium, das man zu Cairo ſiehet, und deſſen ſich die Tuͤr- cken bedienen, braun ſey. Des Herrn Furetiere Einfall taug pii, ſive Lau- danum. Das Opium wird ſehr wenig zur Das Laudanum ſimplex und das Opium Zu Paris bereiten ihrer etliche einenPariſer Opi- Was den Syrupum diacodii, oder den Das vierdte Capitel. [Spaltenumbruch]
Von der Aloe. DJe Aloe iſt ein Gewaͤchs, welches Allhier aber will ich nicht ſtehen blei- gemacht;
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Endlich will ich mich auch nicht<lb/> laͤnger aufhalten, noch diejenigen luſti-<lb/> gen Hiſtoͤrgen beſchreiben, welche alte<lb/> und neue Scribenten von dieſer Mate-<lb/> rie erdacht, vielweniger mich um ſeine<lb/> Beſchaffenheit, ob es naͤmlich kalt oder<lb/> hitzig ſey, bekuͤmmern: nur dieſes ge-<lb/> denckende, daß man das <hi rendition="#fr">Opium,</hi> oder<lb/> vielmehr das <hi rendition="#fr">Maconium/</hi> ſo man zu<lb/> uns ſendet, erwehlen muͤſſe, welches recht<lb/> trucken, recht dichte, und fein ſchwaͤrtz-<lb/> licht iſt, und einen Geruch hat, der einen<lb/> gantz Schlafftruncken machet. Auch<lb/> muß es nicht gruͤmplicht ſeyn, oder kle-<lb/> bricht, vielweniger in einem Stuͤcke:<lb/> denn ie beſſer es beſchaffen, ie beſſer laͤßt<lb/> es ſich verkauffen.</p><lb/> <note place="left"> <hi rendition="#aq">Extractum O-<lb/> pii, ſive Lau-<lb/> danum.</hi> </note> <p>Das <hi rendition="#fr">Opium</hi> wird ſehr wenig zur<lb/> Artzney gebraucht, hingegen der Ex-<lb/> tract, der mit Regenwaſſer und Wein-<lb/> geiſt davon bereitet wird, deſto mehr.<lb/> Dieſer Extract, wenn er, wie Charras<lb/> und Lemery lehren, recht und wohl zu-<lb/> gerichtet, iſt dasjenige, was wir und<lb/> die Apothecker <hi rendition="#aq">Laudanum</hi> zu nennen pfle-<lb/> gen. 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Derowegen ſoll man ſich ih-<lb/> rer ohne Rath verſtaͤndiger Leute nie<lb/> bedienen, bevoraus des <hi rendition="#aq">Laudani,</hi> ob es<lb/> ſchon getreulich und von erfahrnen Leu-<lb/> ten bereitet worden iſt: welches auch<lb/> alles iſt, was ich davon kund thun kan.<lb/> Nichts deſto minder ſoll es fein glaͤntzend<lb/> ſchwartz, und bis zur gehoͤrigen Conſi-<lb/> ſtentz eingekochet ſeyn.</p><lb/> <p>Zu <hi rendition="#fr">Paris</hi> bereiten ihrer etliche einen<note place="right">Pariſer Opi-<lb/> um.</note><lb/> Extract von dem Safte, der aus den<lb/> ſchwartz- und weiſſen Mohnkoͤpfen, die<lb/> um <hi rendition="#fr">Aubervilliers</hi> in ſattſamer Men-<lb/> ge wachſen, und nennen daſſelbige <hi rendition="#aq">Opi-<lb/> um</hi> und <hi rendition="#aq">Diacodium ſimplex,</hi> um es der-<lb/> geſtalt vom <hi rendition="#aq">Diacodio compoſito,</hi> deſſen<lb/> bey gar vielen Scribenten Meldung ge-<lb/> ſchicht, zu unterſcheiden. 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Der Spezereyen und Materialien
halten, ja ich habe auch Briefe, welche
erweiſen, daß alle das Opium, das man
zu Cairo ſiehet, und deſſen ſich die Tuͤr-
cken bedienen, braun ſey.
Des Herrn Furetiere Einfall taug
auch nicht, wenn er ſaget, das Opium
werde alſo gemacht. Man ſtieſſe den
Saft in einem alten Moͤrſel, und formie-
re daraus, nachdem er trucken worden,
trochiſcos oder kleine Kuͤchlein. Es ſind
die rechten kleinen Kuͤchlein, indem es
gemeiniglich Klumpen, einer Fauſt di-
cke. Endlich will ich mich auch nicht
laͤnger aufhalten, noch diejenigen luſti-
gen Hiſtoͤrgen beſchreiben, welche alte
und neue Scribenten von dieſer Mate-
rie erdacht, vielweniger mich um ſeine
Beſchaffenheit, ob es naͤmlich kalt oder
hitzig ſey, bekuͤmmern: nur dieſes ge-
denckende, daß man das Opium, oder
vielmehr das Maconium/ ſo man zu
uns ſendet, erwehlen muͤſſe, welches recht
trucken, recht dichte, und fein ſchwaͤrtz-
licht iſt, und einen Geruch hat, der einen
gantz Schlafftruncken machet. Auch
muß es nicht gruͤmplicht ſeyn, oder kle-
bricht, vielweniger in einem Stuͤcke:
denn ie beſſer es beſchaffen, ie beſſer laͤßt
es ſich verkauffen.
Das Opium wird ſehr wenig zur
Artzney gebraucht, hingegen der Ex-
tract, der mit Regenwaſſer und Wein-
geiſt davon bereitet wird, deſto mehr.
Dieſer Extract, wenn er, wie Charras
und Lemery lehren, recht und wohl zu-
gerichtet, iſt dasjenige, was wir und
die Apothecker Laudanum zu nennen pfle-
gen. Es giebt auch noch ein ander
Laudanum opiatum, welches vom Lauda-
no, Extracto Croci, Magiſterio perlarum
orientalium, oleo caryophyllorum, Carabe,
Moſcho & Ambra gryſea zuſammen ge-
ſetzt, und ein weichliches Electuarium dar-
aus verfertiget wird. Alldieweil es aber
ein Stuͤck der Apotheckerkunſt, deshal-
ben handeln wir gar nicht damit.
Das Laudanum ſimplex und das Opium
ſind zwey ſolche Sachen, die man mit der
allergroͤſten Behutſamkeit gebrauchen
muß, ſintemahl es die gefaͤhrlichſten
Mittel. Derowegen ſoll man ſich ih-
rer ohne Rath verſtaͤndiger Leute nie
bedienen, bevoraus des Laudani, ob es
ſchon getreulich und von erfahrnen Leu-
ten bereitet worden iſt: welches auch
alles iſt, was ich davon kund thun kan.
Nichts deſto minder ſoll es fein glaͤntzend
ſchwartz, und bis zur gehoͤrigen Conſi-
ſtentz eingekochet ſeyn.
Zu Paris bereiten ihrer etliche einen
Extract von dem Safte, der aus den
ſchwartz- und weiſſen Mohnkoͤpfen, die
um Aubervilliers in ſattſamer Men-
ge wachſen, und nennen daſſelbige Opi-
um und Diacodium ſimplex, um es der-
geſtalt vom Diacodio compoſito, deſſen
bey gar vielen Scribenten Meldung ge-
ſchicht, zu unterſcheiden. Dieſes Opi-
um aber hat bey weiten keine ſo ſtarcke
Wirckung, als das wir von Marſeille
bekommen.
Pariſer Opi-
um.
Was den Syrupum diacodii, oder den
weiß- und rothen Mohnſaft betrifft,
davon werde ich nichts vermelden, ſon-
dern den Leſer zu denenjenigen Buͤ-
chern, die von der Apotheckerkunſt ge-
ſchrieben ſind, verweiſen.
Das vierdte Capitel.
Von der Aloe.
DJe Aloe iſt ein Gewaͤchs, welches
kleiner bleibet oder groͤſſer wird, ie
nachdem es einen Boden angetroffen:
welches denn einige zu ſagen veranlaſſet
hat, daß es Aloen gebe, die ſo hoch waͤ-
ren, als bey uns die groͤſt- und ſtaͤrckſten
Baͤume. Wiewohl ſie auch nicht
gaͤntzlich unrecht haben, allermaſſen in
Spanien/ ſonderlich in dem Gebirge
Sierra morena uͤberaus hohe Aloen
gefunden werden deren Blaͤtter ſo dicke,
hart und ſtachlicht ſind, daß es einige
drunter giebet, mit denen ein Menſche
koͤnte entzwey geſaͤget werden. Mit-
ten zwiſchen dieſen Blaͤttern ſteiget
nach Anweiſung der Figur, ein Stengel
hervor, der einen weiſſen, leichten und
halbrunden Samen bringt.
Siehe Fig. 314.
Allhier aber will ich nicht ſtehen blei-
ben, und erzehlen, was gar viel Scri-
benten von dem Aloegewaͤchs berichten;
daß es naͤmlich alle hundert Jahre ein-
mahl bluͤhe, und die Blumen mit groſ-
ſem Geraͤuſche hervorbraͤchen: denn
dieſes alles iſt falſch, und haben wir ſie
zu unſern Zeiten, im koͤniglichen Gar-
ten zu Paris/ vielfaͤltig bluͤhen ſehen,
die dennoch niemahls einiges Geraͤuſch
gemacht;
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