Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
wohl dieses allein daher kommt, daß dieApothecker, an statt sie ihn zu dem Syrupo de Cichorio composito und zu andern Galenischen compositionen, dazu er von Rechtswegen kommen muß, gebrau- chen solten, den Zimmt dafür nehmen, [Spaltenumbruch] und zur Ursach vorgeben, es hinderte blos sein starcker Geruch, daß sie ihn nicht gebrauchten: welches sie aber sicherlich nicht sagen würden, wenn der Spicanard wohlfeiler wäre, als der Zimmt. Das eilffte Capitel. [Spaltenumbruch]
Siehe Fig. 174.Von der Visnaga. VIsnaga, auch Bisnaga, sind die Spitz- Was die Wahl dieser Stiele betrifft, Das zwölffte Capitel. [Spaltenumbruch]
Von Veilgen. WJr verkauffen auch ausserhalb der Von den feuchten und trucknen Veil- ohne
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
wohl dieſes allein daher kommt, daß dieApothecker, an ſtatt ſie ihn zu dem Syrupo de Cichorio compoſito und zu andern Galeniſchen compoſitionen, dazu er von Rechtswegen kommen muß, gebrau- chen ſolten, den Zimmt dafuͤr nehmen, [Spaltenumbruch] und zur Urſach vorgeben, es hinderte blos ſein ſtarcker Geruch, daß ſie ihn nicht gebrauchten: welches ſie aber ſicherlich nicht ſagen wuͤrden, wenn der Spicanard wohlfeiler waͤre, als der Zimmt. Das eilffte Capitel. [Spaltenumbruch]
Siehe Fig. 174.Von der Viſnaga. VIſnaga, auch Biſnaga, ſind die Spitz- Was die Wahl dieſer Stiele betrifft, Das zwoͤlffte Capitel. [Spaltenumbruch]
Von Veilgen. WJr verkauffen auch auſſerhalb der Von den feuchten und trucknen Veil- ohne
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Der Spezereyen und Materialien
wohl dieſes allein daher kommt, daß die
Apothecker, an ſtatt ſie ihn zu dem Syrupo
de Cichorio compoſito und zu andern
Galeniſchen compoſitionen, dazu er von
Rechtswegen kommen muß, gebrau-
chen ſolten, den Zimmt dafuͤr nehmen,
und zur Urſach vorgeben, es hinderte
blos ſein ſtarcker Geruch, daß ſie ihn
nicht gebrauchten: welches ſie aber
ſicherlich nicht ſagen wuͤrden, wenn der
Spicanard wohlfeiler waͤre, als der
Zimmt.
Das eilffte Capitel.
Von der Viſnaga.
VIſnaga, auch Biſnaga, ſind die Spitz-
lein und Stiele der Dolden oder
Kronen eines Gewaͤchſes, welches haͤuf-
fig in Tuͤrckey waͤchſt, von dannen al-
les, was wir verthun, gebracht wird.
Doch wird es auch in Franckreich gefun-
den und erbauet, meiſtentheils aber nur
in dem koͤniglichen Garten zu Paris.
Von dem gantzen Gewaͤchſe verkauffen
wir nichts als die Stiele, weil die vor-
nehmen Leute es den Tuͤrcken nach-
thun, und ſich dererſelben an ſtatt der
Zahnſtocher bedienen, zumahl, da ſie ei-
nen angenehmen Geſchmack haben.
Was die Wahl dieſer Stiele betrifft,
da braucht es weiter nichts, als daß ſie
fein gantz ſeyn muͤſſen, ſo dicke und gelb-
licht, als nur moͤglich.
Das zwoͤlffte Capitel.
Von Veilgen.
WJr verkauffen auch auſſerhalb der
Biſnaga eine gewiſſe violbraune
Blume, die wir aus Provence und
Languedoc kommen laſſen: weil ſie
nun blau, und denen getreugten Veil-
gen aͤhnlich ſiehet, deswegen hat man
ihr den Namen Veilgen gegeben, und
um eben dieſer Urſache willen gebrau-
chen ſie die Apothecker zu unterſchiede-
nen compoſitionen, dazu ſie die Mer-
tzenveilgen brauchen ſolten, welches
doch ein grauſamer Schnitzer iſt, wie
Charras in ſeiner Pharmacop. edit. in 4.
pag. 334. ſehr wohl angemercket hat.
Man laſſe ihm dahero nochmahls ge-
ſaget ſeyn, daß dieſe keine rechten Veil-
gen, ſondern desjenigen Gewaͤchſes
Blumen ſind, welches von den Botanicis
Viola tricolor erecta, an Jovis flos Theo-
phraſti, B. Pinac. Viola Martia ſurrectis cau-
liculis Joh. Lobel. Aſſurgens tricolor Dod.
genennet wird. Jm Frantzoͤſiſchen
heißt ſie fleur de la Trinité, Dreyfaltig-
keitsblume, weil ſie, wenn ſie noch
friſch iſt, drey Farben hat, violbraun,
blau und gelb. Weil demnach dieſe
Blumen den rechten Veilgen pflegen
ſubſtituirt zu werden, deswegen moͤgen
die Kauffleute ſich berichten laſſen, und
keine mehr verſchreiben, ſondern ſie viel-
mehr ſamt denen, die eine gelbe Blume
haben, nach Alexandria in Egy-
pten ſenden, woſelbſt ſie von den
Egyptiern gar ſehr geſucht, und in
Waſſer gekocht, als wie Bier gebrauchet
werden; wie auch das Waſſer, welches
nicht ſo gar gut iſt, damit zu verbeſſern;
und denn, weil dieſes decoctum und ab-
geſottene Waſſer die fallende Sucht
curiret, den Lungenkranckheiten wi-
derſtehet, und die Bruſt ſtaͤrcket. Man
koͤnte ſich deſſen bey uns gleicher geſtalt
bey gedachten Zufaͤllen bedienen, allein
es muͤſten auch die Apothecker zu denen-
jenigen compoſitionibus, dazu die Mer-
tzenveilgen erfordert werden, den Vio-
lenſamen nehmen, und nicht die Violen,
die wir verkauffen, denn dieſelben ſind
keine Mertzenviolen.
Siehe Fig. 175.
Von den feuchten und trucknen Veil-
gen-Conſerven oder Zucker und dem
Veilgenſafte will ich nichts gedencken,
es handeln die PharmacopϾ der Herren
Bourdon und Charras zur Gnuͤge
davon, daſelbſthin kan der Leſer ſeine
Zuflucht nehmen. Doch will ich ſagen,
daß der Veilgenſaft ein Syrup ſey, der,
weil er nur blos uͤber dem Feuer aufge-
wallet hat, ſehr ſchwerlich laͤnger als ein
Jahr zu erhalten iſt. Damit man aber
verhindere, daß die Farbe nicht verſchieſ-
ſe, er auch nicht jaͤhre, ſo muß man ihn,
nach dem Exempel derjenigen Confitu-
rirer und Apothecker, die ſich auf ihre
Kunſt recht wohl verſtehen, in kleine
Kruͤge thun, und klein geſtoſſenen Zu-
cker drauf ſtreuen, ſie hernach wohl ver-
ſtopfen, und an einen temperirten Ort,
ohne
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