Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] ich aber noch nicht erfahren können.
Derowegen soll alle das Holtz, das für
das Griesholtz ausgegeben wird, und
doch das Wasser nicht färbet, verworf-
fen werden.

Die mit dem Stein beladen sind, ge-
brauchen das Wasser, darinne dieses
Holtz eingeweichet worden, zu ihrem
[Spaltenumbruch] ordentlichen Tranck, mischen es auch
zuweilen unter den Wein, um sich da-
durch des Steines und Sandes zu ent-
ledigen. Wer aber die Kraft dieses
Holtzes erhöhen und verstärcken will,
kan Rübenwasser dazu brauchen, und
etwas Wermuthsaltz drein thun, in ie-
des Glas ein halbes Quintlein.

[Ende Spaltensatz]
Das siebende Capitel.
Vom Mastixholtze.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 100.

LEntiscus ist ein Baum, dessen Blätter
den Myrtenblättern gleichen; nach
diesen wachsen die Blumen, welche ei-
nen Hauffen Beeren, traubenweise
bringen, die erstlich grün sind, und nach
und nach, ie mehr sie zeitigen, schwartz
werden. Nebst diesen sind auch kleine
Hülsen dran, voll Saft, daraus werden
kleine fliegende Thierlein erzielet, als
wie in den Scharlachbeeren.

Diese Bäume sind in Jndien und
Egypten gantz gemeine, absonderlich
auf der Jnsel Chio, woselbst sie so gar
sorgfältig gewartet, und bewahret wer-
den, daß sie demjenigen die Hand abhau-
en, wer einen solchen Baum umschlägt,
es geschehe solches mit Fleiß oder nicht,
und ob er gleich der Eigenthumsherr
selbsten wäre: der Baum müste denn
alt seyn, und nichts mehr tragen.

Aus diesem Baume rinnet der Ma-
stix, davon ich hernach handeln werde.

Jn Jtalien werden diese Bäume
[Spaltenumbruch] gleichfalls häuffig gebauet. Aus den
Beeren oder Früchten ziehen die Jtalie-
ner
ein Oel, auf die Art, als wie wir
aus den Lorberbeeren, und brauchen es
sowohl, als wie das Holtz und die Blät-
ter, im Durchfall: aber in England/
Teutschland, Provence
und Lan-
guedoc
werden Zahnstocher aus dem
Holtze gemacht.

Man muß dieses Holtz aussuchen, wel-
ches frisch ist, denn es wird gar leichte
wurmstichigt: es muß auch schwer seyn,
und sich nicht gerne zerbrechen lassen.
Von aussen muß es grau sehen, inwen-
dig weiß seyn, einen angenehmen Ge-
schmack haben, und wenn es möglich,
müssen die Blätter noch dran seyn. Da-
bey muß man auch Achtung geben, daß
es nicht das Holtz vom Spindelbaume
sey, als welches sie nicht selten zu substi-
tui
ren pflegen: doch dieses mercket einer
gar leichtlich, dieweil der Lentiscus viel
schwerer ist, als der Spindelbaum.

[Ende Spaltensatz]
Das achte Capitel.
Von Mastixkörnern und Tropfen.
[Spaltenumbruch]

DEr Mastix in lacrymis, wie Thrä-
nen oder Zähren, wird deshalben
also genennet, dieweil sie auch Mastix
aus Hartz, mit zerstossenen Ziegeln ver-
mischet, machen. Es ist ein hartzichtes
Gummi, welches bey grosser Hitze aus
den dicksten Aesten rinnet, ohne daß
sie drein geschnitten; wiewohl sie es auch
zu weilen zu thun pflegen. Diese
Tropfen werden, wenn sie vom Baume
fallen, in einem mit Steinen ausgesetz-
ten Graben, unten am Fusse des Bau-
mes, aufgefangen.

Man erwehle den Mastix in feinen
grossen Tropfen, welcher goldgelb ist,
und wie weiß Wachs wird, wenn man
ihn ein wenig gekäuet. Der beste
kommt aus Chio/ dann er ist weit dicker,
[Spaltenumbruch] weder der, so aus Levante über Mar-
seille
zu uns gebracht wird. Weil wir
aber in Franckreich fast keinen andern,
als den letztern bekommen, deswegen
soll man ihn en sorte, unsortirt, neh-
men, das ist, er muß nicht allbereit aus-
gesuchet, und feine grosse Stücke oder
Zähren seyn, auch muß er, wie obge-
meldet, sehen, darneben so viel nur mög-
lich, ohne allen Unrath seyn.

Der Mastix wird sehr zur Artzney
gebraucht, insonderheit das Zahnweh
zu stillen, er kan auch sonst noch auf vie-
lerley Weise genützet werden, z. E. Ver-
niß zu machen.

Die Art und Weise, wie die Leute
aus Levante den Mastix übersenden,
ist eigentlich diese: den allerschlechtesten

legen

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] ich aber noch nicht erfahren koͤnnen.
Derowegen ſoll alle das Holtz, das fuͤr
das Griesholtz ausgegeben wird, und
doch das Waſſer nicht faͤrbet, verworf-
fen werden.

Die mit dem Stein beladen ſind, ge-
brauchen das Waſſer, darinne dieſes
Holtz eingeweichet worden, zu ihrem
[Spaltenumbruch] ordentlichen Tranck, miſchen es auch
zuweilen unter den Wein, um ſich da-
durch des Steines und Sandes zu ent-
ledigen. Wer aber die Kraft dieſes
Holtzes erhoͤhen und verſtaͤrcken will,
kan Ruͤbenwaſſer dazu brauchen, und
etwas Wermuthſaltz drein thun, in ie-
des Glas ein halbes Quintlein.

[Ende Spaltensatz]
Das ſiebende Capitel.
Vom Maſtixholtze.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 100.

LEntiſcus iſt ein Baum, deſſen Blaͤtter
den Myrtenblaͤttern gleichen; nach
dieſen wachſen die Blumen, welche ei-
nen Hauffen Beeren, traubenweiſe
bringen, die erſtlich gruͤn ſind, und nach
und nach, ie mehr ſie zeitigen, ſchwartz
werden. Nebſt dieſen ſind auch kleine
Huͤlſen dran, voll Saft, daraus werden
kleine fliegende Thierlein erzielet, als
wie in den Scharlachbeeren.

Dieſe Baͤume ſind in Jndien und
Egypten gantz gemeine, abſonderlich
auf der Jnſel Chio, woſelbſt ſie ſo gar
ſorgfaͤltig gewartet, und bewahret wer-
den, daß ſie demjenigen die Hand abhau-
en, wer einen ſolchen Baum umſchlaͤgt,
es geſchehe ſolches mit Fleiß oder nicht,
und ob er gleich der Eigenthumsherr
ſelbſten waͤre: der Baum muͤſte denn
alt ſeyn, und nichts mehr tragen.

Aus dieſem Baume rinnet der Ma-
ſtix, davon ich hernach handeln werde.

Jn Jtalien werden dieſe Baͤume
[Spaltenumbruch] gleichfalls haͤuffig gebauet. Aus den
Beeren oder Fruͤchten ziehen die Jtalie-
ner
ein Oel, auf die Art, als wie wir
aus den Lorberbeeren, und brauchen es
ſowohl, als wie das Holtz und die Blaͤt-
ter, im Durchfall: aber in England/
Teutſchland, Provence
und Lan-
guedoc
werden Zahnſtocher aus dem
Holtze gemacht.

Man muß dieſes Holtz auſſuchen, wel-
ches friſch iſt, denn es wird gar leichte
wurmſtichigt: es muß auch ſchwer ſeyn,
und ſich nicht gerne zerbrechen laſſen.
Von auſſen muß es grau ſehen, inwen-
dig weiß ſeyn, einen angenehmen Ge-
ſchmack haben, und wenn es moͤglich,
muͤſſen die Blaͤtter noch dran ſeyn. Da-
bey muß man auch Achtung geben, daß
es nicht das Holtz vom Spindelbaume
ſey, als welches ſie nicht ſelten zu ſubſti-
tui
ren pflegen: doch dieſes mercket einer
gar leichtlich, dieweil der Lentiſcus viel
ſchwerer iſt, als der Spindelbaum.

[Ende Spaltensatz]
Das achte Capitel.
Von Maſtixkoͤrnern und Tropfen.
[Spaltenumbruch]

DEr Maſtix in lacrymis, wie Thraͤ-
nen oder Zaͤhren, wird deshalben
alſo genennet, dieweil ſie auch Maſtix
aus Hartz, mit zerſtoſſenen Ziegeln ver-
miſchet, machen. Es iſt ein hartzichtes
Gummi, welches bey groſſer Hitze aus
den dickſten Aeſten rinnet, ohne daß
ſie drein geſchnitten; wiewohl ſie es auch
zu weilen zu thun pflegen. Dieſe
Tropfen werden, wenn ſie vom Baume
fallen, in einem mit Steinen ausgeſetz-
ten Graben, unten am Fuſſe des Bau-
mes, aufgefangen.

Man erwehle den Maſtix in feinen
groſſen Tropfen, welcher goldgelb iſt,
und wie weiß Wachs wird, wenn man
ihn ein wenig gekaͤuet. Der beſte
kommt aus Chio/ dann er iſt weit dicker,
[Spaltenumbruch] weder der, ſo aus Levante uͤber Mar-
ſeille
zu uns gebracht wird. Weil wir
aber in Franckreich faſt keinen andern,
als den letztern bekommen, deswegen
ſoll man ihn en ſorte, unſortirt, neh-
men, das iſt, er muß nicht allbereit aus-
geſuchet, und feine groſſe Stuͤcke oder
Zaͤhren ſeyn, auch muß er, wie obge-
meldet, ſehen, darneben ſo viel nur moͤg-
lich, ohne allen Unrath ſeyn.

Der Maſtix wird ſehr zur Artzney
gebraucht, inſonderheit das Zahnweh
zu ſtillen, er kan auch ſonſt noch auf vie-
lerley Weiſe genuͤtzet werden, z. E. Ver-
niß zu machen.

Die Art und Weiſe, wie die Leute
aus Levante den Maſtix uͤberſenden,
iſt eigentlich dieſe: den allerſchlechteſten

legen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0130"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi></fw><lb/><cb n="135"/>
ich aber noch nicht erfahren ko&#x0364;nnen.<lb/>
Derowegen &#x017F;oll alle das Holtz, das fu&#x0364;r<lb/>
das Griesholtz ausgegeben wird, und<lb/>
doch das Wa&#x017F;&#x017F;er nicht fa&#x0364;rbet, verworf-<lb/>
fen werden.</p><lb/>
              <p>Die mit dem <hi rendition="#fr">Stein</hi> beladen &#x017F;ind, ge-<lb/>
brauchen das Wa&#x017F;&#x017F;er, darinne die&#x017F;es<lb/>
Holtz eingeweichet worden, zu ihrem<lb/><cb n="136"/>
ordentlichen Tranck, mi&#x017F;chen es auch<lb/>
zuweilen unter den Wein, um &#x017F;ich da-<lb/>
durch des Steines und Sandes zu ent-<lb/>
ledigen. Wer aber die Kraft die&#x017F;es<lb/>
Holtzes erho&#x0364;hen und ver&#x017F;ta&#x0364;rcken will,<lb/>
kan Ru&#x0364;benwa&#x017F;&#x017F;er dazu brauchen, und<lb/>
etwas Wermuth&#x017F;altz drein thun, in ie-<lb/>
des Glas ein halbes Quintlein.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das &#x017F;iebende Capitel.<lb/>
Vom Ma&#x017F;tixholtze.</hi> </head><lb/>
              <cb n="135"/>
              <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 100.</note>
              <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">L</hi>Enti&#x017F;cus</hi> i&#x017F;t ein Baum, de&#x017F;&#x017F;en Bla&#x0364;tter<lb/>
den Myrtenbla&#x0364;ttern gleichen; nach<lb/>
die&#x017F;en wach&#x017F;en die Blumen, welche ei-<lb/>
nen Hauffen Beeren, traubenwei&#x017F;e<lb/>
bringen, die er&#x017F;tlich gru&#x0364;n &#x017F;ind, und nach<lb/>
und nach, ie mehr &#x017F;ie zeitigen, &#x017F;chwartz<lb/>
werden. Neb&#x017F;t die&#x017F;en &#x017F;ind auch kleine<lb/>
Hu&#x0364;l&#x017F;en dran, voll Saft, daraus werden<lb/>
kleine fliegende Thierlein erzielet, als<lb/>
wie in den Scharlachbeeren.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;e Ba&#x0364;ume &#x017F;ind in <hi rendition="#fr">Jndien</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Egypten</hi> gantz gemeine, ab&#x017F;onderlich<lb/>
auf der Jn&#x017F;el <hi rendition="#fr">Chio,</hi> wo&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ie &#x017F;o gar<lb/>
&#x017F;orgfa&#x0364;ltig gewartet, und bewahret wer-<lb/>
den, daß &#x017F;ie demjenigen die Hand abhau-<lb/>
en, wer einen &#x017F;olchen Baum um&#x017F;chla&#x0364;gt,<lb/>
es ge&#x017F;chehe &#x017F;olches mit Fleiß oder nicht,<lb/>
und ob er gleich der Eigenthumsherr<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;ten wa&#x0364;re: der Baum mu&#x0364;&#x017F;te denn<lb/>
alt &#x017F;eyn, und nichts mehr tragen.</p><lb/>
              <p>Aus die&#x017F;em Baume rinnet der Ma-<lb/>
&#x017F;tix, davon ich hernach handeln werde.</p><lb/>
              <p>Jn Jtalien werden die&#x017F;e Ba&#x0364;ume<lb/><cb n="136"/>
gleichfalls ha&#x0364;uffig gebauet. Aus den<lb/>
Beeren oder Fru&#x0364;chten ziehen die <hi rendition="#fr">Jtalie-<lb/>
ner</hi> ein Oel, auf die Art, als wie wir<lb/>
aus den Lorberbeeren, und brauchen es<lb/>
&#x017F;owohl, als wie das Holtz und die Bla&#x0364;t-<lb/>
ter, im <hi rendition="#fr">Durchfall:</hi> aber in <hi rendition="#fr">England/<lb/>
Teut&#x017F;chland, Provence</hi> und <hi rendition="#fr">Lan-<lb/>
guedoc</hi> werden Zahn&#x017F;tocher aus dem<lb/>
Holtze gemacht.</p><lb/>
              <p>Man muß die&#x017F;es Holtz au&#x017F;&#x017F;uchen, wel-<lb/>
ches fri&#x017F;ch i&#x017F;t, denn es wird gar leichte<lb/>
wurm&#x017F;tichigt: es muß auch &#x017F;chwer &#x017F;eyn,<lb/>
und &#x017F;ich nicht gerne zerbrechen la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Von au&#x017F;&#x017F;en muß es grau &#x017F;ehen, inwen-<lb/>
dig weiß &#x017F;eyn, einen angenehmen Ge-<lb/>
&#x017F;chmack haben, und wenn es mo&#x0364;glich,<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die Bla&#x0364;tter noch dran &#x017F;eyn. Da-<lb/>
bey muß man auch Achtung geben, daß<lb/>
es nicht das Holtz vom Spindelbaume<lb/>
&#x017F;ey, als welches &#x017F;ie nicht &#x017F;elten zu <hi rendition="#aq">&#x017F;ub&#x017F;ti-<lb/>
tui</hi>ren pflegen: doch die&#x017F;es mercket einer<lb/>
gar leichtlich, dieweil der <hi rendition="#aq">Lenti&#x017F;cus</hi> viel<lb/>
&#x017F;chwerer i&#x017F;t, als der Spindelbaum.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das achte Capitel.<lb/>
Von Ma&#x017F;tixko&#x0364;rnern und Tropfen.</hi> </head><lb/>
              <cb n="135"/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>Er <hi rendition="#fr">Ma&#x017F;tix</hi><hi rendition="#aq">in lacrymis,</hi> wie Thra&#x0364;-<lb/>
nen oder Za&#x0364;hren, wird deshalben<lb/>
al&#x017F;o genennet, dieweil &#x017F;ie auch Ma&#x017F;tix<lb/>
aus Hartz, mit zer&#x017F;to&#x017F;&#x017F;enen Ziegeln ver-<lb/>
mi&#x017F;chet, machen. Es i&#x017F;t ein hartzichtes<lb/>
Gummi, welches bey gro&#x017F;&#x017F;er Hitze aus<lb/>
den dick&#x017F;ten Ae&#x017F;ten rinnet, ohne daß<lb/>
&#x017F;ie drein ge&#x017F;chnitten; wiewohl &#x017F;ie es auch<lb/>
zu weilen zu thun pflegen. Die&#x017F;e<lb/>
Tropfen werden, wenn &#x017F;ie vom Baume<lb/>
fallen, in einem mit Steinen ausge&#x017F;etz-<lb/>
ten Graben, unten am Fu&#x017F;&#x017F;e des Bau-<lb/>
mes, aufgefangen.</p><lb/>
              <p>Man erwehle den Ma&#x017F;tix in feinen<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Tropfen, welcher goldgelb i&#x017F;t,<lb/>
und wie weiß Wachs wird, wenn man<lb/>
ihn ein wenig geka&#x0364;uet. Der be&#x017F;te<lb/>
kommt aus <hi rendition="#fr">Chio/</hi> dann er i&#x017F;t weit dicker,<lb/><cb n="136"/>
weder der, &#x017F;o aus <hi rendition="#fr">Levante</hi> u&#x0364;ber <hi rendition="#fr">Mar-<lb/>
&#x017F;eille</hi> zu uns gebracht wird. Weil wir<lb/>
aber in <hi rendition="#fr">Franckreich</hi> fa&#x017F;t keinen andern,<lb/>
als den letztern bekommen, deswegen<lb/>
&#x017F;oll man ihn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">en &#x017F;orte,</hi></hi> un&#x017F;ortirt, neh-<lb/>
men, das i&#x017F;t, er muß nicht allbereit aus-<lb/>
ge&#x017F;uchet, und feine gro&#x017F;&#x017F;e Stu&#x0364;cke oder<lb/>
Za&#x0364;hren &#x017F;eyn, auch muß er, wie obge-<lb/>
meldet, &#x017F;ehen, darneben &#x017F;o viel nur mo&#x0364;g-<lb/>
lich, ohne allen Unrath &#x017F;eyn.</p><lb/>
              <p>Der <hi rendition="#fr">Ma&#x017F;tix</hi> wird &#x017F;ehr zur Artzney<lb/>
gebraucht, in&#x017F;onderheit das <hi rendition="#fr">Zahnweh</hi><lb/>
zu &#x017F;tillen, er kan auch &#x017F;on&#x017F;t noch auf vie-<lb/>
lerley Wei&#x017F;e genu&#x0364;tzet werden, z. E. Ver-<lb/>
niß zu machen.</p><lb/>
              <p>Die Art und Wei&#x017F;e, wie die Leute<lb/>
aus <hi rendition="#fr">Levante</hi> den Ma&#x017F;tix u&#x0364;ber&#x017F;enden,<lb/>
i&#x017F;t eigentlich die&#x017F;e: den aller&#x017F;chlechte&#x017F;ten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">legen</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0130] Der Spezereyen und Materialien ich aber noch nicht erfahren koͤnnen. Derowegen ſoll alle das Holtz, das fuͤr das Griesholtz ausgegeben wird, und doch das Waſſer nicht faͤrbet, verworf- fen werden. Die mit dem Stein beladen ſind, ge- brauchen das Waſſer, darinne dieſes Holtz eingeweichet worden, zu ihrem ordentlichen Tranck, miſchen es auch zuweilen unter den Wein, um ſich da- durch des Steines und Sandes zu ent- ledigen. Wer aber die Kraft dieſes Holtzes erhoͤhen und verſtaͤrcken will, kan Ruͤbenwaſſer dazu brauchen, und etwas Wermuthſaltz drein thun, in ie- des Glas ein halbes Quintlein. Das ſiebende Capitel. Vom Maſtixholtze. LEntiſcus iſt ein Baum, deſſen Blaͤtter den Myrtenblaͤttern gleichen; nach dieſen wachſen die Blumen, welche ei- nen Hauffen Beeren, traubenweiſe bringen, die erſtlich gruͤn ſind, und nach und nach, ie mehr ſie zeitigen, ſchwartz werden. Nebſt dieſen ſind auch kleine Huͤlſen dran, voll Saft, daraus werden kleine fliegende Thierlein erzielet, als wie in den Scharlachbeeren. Dieſe Baͤume ſind in Jndien und Egypten gantz gemeine, abſonderlich auf der Jnſel Chio, woſelbſt ſie ſo gar ſorgfaͤltig gewartet, und bewahret wer- den, daß ſie demjenigen die Hand abhau- en, wer einen ſolchen Baum umſchlaͤgt, es geſchehe ſolches mit Fleiß oder nicht, und ob er gleich der Eigenthumsherr ſelbſten waͤre: der Baum muͤſte denn alt ſeyn, und nichts mehr tragen. Aus dieſem Baume rinnet der Ma- ſtix, davon ich hernach handeln werde. Jn Jtalien werden dieſe Baͤume gleichfalls haͤuffig gebauet. Aus den Beeren oder Fruͤchten ziehen die Jtalie- ner ein Oel, auf die Art, als wie wir aus den Lorberbeeren, und brauchen es ſowohl, als wie das Holtz und die Blaͤt- ter, im Durchfall: aber in England/ Teutſchland, Provence und Lan- guedoc werden Zahnſtocher aus dem Holtze gemacht. Man muß dieſes Holtz auſſuchen, wel- ches friſch iſt, denn es wird gar leichte wurmſtichigt: es muß auch ſchwer ſeyn, und ſich nicht gerne zerbrechen laſſen. Von auſſen muß es grau ſehen, inwen- dig weiß ſeyn, einen angenehmen Ge- ſchmack haben, und wenn es moͤglich, muͤſſen die Blaͤtter noch dran ſeyn. Da- bey muß man auch Achtung geben, daß es nicht das Holtz vom Spindelbaume ſey, als welches ſie nicht ſelten zu ſubſti- tuiren pflegen: doch dieſes mercket einer gar leichtlich, dieweil der Lentiſcus viel ſchwerer iſt, als der Spindelbaum. Das achte Capitel. Von Maſtixkoͤrnern und Tropfen. DEr Maſtix in lacrymis, wie Thraͤ- nen oder Zaͤhren, wird deshalben alſo genennet, dieweil ſie auch Maſtix aus Hartz, mit zerſtoſſenen Ziegeln ver- miſchet, machen. Es iſt ein hartzichtes Gummi, welches bey groſſer Hitze aus den dickſten Aeſten rinnet, ohne daß ſie drein geſchnitten; wiewohl ſie es auch zu weilen zu thun pflegen. Dieſe Tropfen werden, wenn ſie vom Baume fallen, in einem mit Steinen ausgeſetz- ten Graben, unten am Fuſſe des Bau- mes, aufgefangen. Man erwehle den Maſtix in feinen groſſen Tropfen, welcher goldgelb iſt, und wie weiß Wachs wird, wenn man ihn ein wenig gekaͤuet. Der beſte kommt aus Chio/ dann er iſt weit dicker, weder der, ſo aus Levante uͤber Mar- ſeille zu uns gebracht wird. Weil wir aber in Franckreich faſt keinen andern, als den letztern bekommen, deswegen ſoll man ihn en ſorte, unſortirt, neh- men, das iſt, er muß nicht allbereit aus- geſuchet, und feine groſſe Stuͤcke oder Zaͤhren ſeyn, auch muß er, wie obge- meldet, ſehen, darneben ſo viel nur moͤg- lich, ohne allen Unrath ſeyn. Der Maſtix wird ſehr zur Artzney gebraucht, inſonderheit das Zahnweh zu ſtillen, er kan auch ſonſt noch auf vie- lerley Weiſe genuͤtzet werden, z. E. Ver- niß zu machen. Die Art und Weiſe, wie die Leute aus Levante den Maſtix uͤberſenden, iſt eigentlich dieſe: den allerſchlechteſten legen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/130
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/130>, abgerufen am 21.11.2024.