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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils zweytes Buch.
[Spaltenumbruch] Ochsenzunge
aus Levante.
Siehe Fig. 84.

Die Orientalische oder Constanti-
nopolitanische Anchusa
ist einer gar
wundersamen Natur, sowohl was ihre
Grösse und Dicke; denn sie offt so starck
als ein Arm; als auch ihre Gestalt; mas-
sen sie dem Ansehen nach nichts anders
ist, als ein Bündlein lang und breiter
Blätter, die wie dick zusammengerollter
Tabac anzuschauen; und endlich die
Vielheit der Farben belanget, unter de-
nen die vornehmste die dunckelrothe ist,
[Spaltenumbruch] auf welche zu etlichen mahlen gar schön
violbraun folget: zu öberst aber sieht sie
weiß und blaulicht, wie verschimmlet
aus, welches gleichsam ihre Blume.
Mitten in der Wurtzel befindet sich der
Kern, welches eine kleine subtile Rinde
ist, so lang, als wie die Zimmtröhren,
sieht auswendig gar schön roth, inwen-
dig weiß: Diese Anchusa wird selten ge-
braucht, ob sie gleich besser ist als die
unsrige.

[Ende Spaltensatz]
Das dreyßigste Capitel.
Von der Färberröthe.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 85.

GArance, die Färberröthe, ist eines
bekannten Krautes Wurtzel, davon
die Holländer so grossen Gewinn ziehen,
weil sie dieselbige in grosser Menge an
unterschiedene Orte, sonderlich nach
Franckreich versenden.

Wir bekommen dreyerley Art Röthe,
die wir um besseren Unterschieds willen,
Garance en
branches.
Garance enbranches, Garance en grappe ou
robbee,
und Garance non robbee zu nennen
pflegen. Garance en branches heißt dieje-
nige Röthe, davon uns die Wurtzel ohne
die geringste Bereitung, so wie sie aus
der Erden kommt, iedoch getrocknet, zu-
Garance en
grappe ou rob-
bee.
gesendet wird. Garance en grappe ou
robbee
ist diejenige, welche, nachdem die
[Spaltenumbruch] äusserste Haut oder Schale davon abge-
zogen, auf sonderlichen Mühlengröblich
zerstossen worden ist, so wie wir sie füh-
ren. Garance non robbee, heißt, wenn dieGaranec nen
robbee.

gantze Wurtzel, ohne daß das geringste
davon genommen worden, zu Pulver
gemahlen ist. Daß derowegen die mit-
telste Sorte die beste ist, welche, wenn sie
recht beschaffen, erst kürtzlich aus den
Ballen oder Tonnen soll genommen
seyn, und blaßroth sehen; ie älter sie
aber wird, ie schöner und röther muß
sie werden. Die Seeländische wird
für die beste gehalten. Die Färber brau-
chen die Röthe.

[Ende Spaltensatz]
Das ein und dreyßigste Capitel.
Von der Sarsaparille.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 86.

DJeses sind die langen Fäden von der
Wurtzel eines Gewächses, welches
die Mauern und Bäume hinan kreucht;
dessen Blätter lang, schmal und spitzig,
voller Nerven oder Adern, und grün
sind. Unter den Blättern wachsen klei-
ne Zäserlein, wie die Gäblein am Wein-
stock, damit hencket es sich an die Bäu-
me. Zu oberst an den Aesten wachsen
kleine weisse Blümlein, wie Sternlein,
daraus entstehen kleine rothe säuerliche
Früchte.

Die Sarsaparille wächst häuffig in
Spanien und Peru, wie auch in Ostin-
dien,
und liebet feuchte morastige Oer-
ter.

Etliche geben vor, die Sarsaparil-
le
sey eben dasjenige Gewächse, welches
in Franckreich häuffig im Wilden
wächst, und Smilax aspera major, die grös-
sere Stechwinde,
genennet wird.
Dem sey nun wie ihm sey, genug, daß
[Spaltenumbruch] wir drey Sorten der Sarsaparille
verkauffen, die Jndianische, die Spa-
nische/
und die dicke aus Marignan.
Unter diesen ist die Spanische die schön-
ste und beste, welche, wenn sie, wie sie
soll, beschaffen ist, als wie lange Fäden
seyn muß, in der Dicke einer Schreib-
feder, von aussen grau, inwendig weiß,
mit zwey röthlichten Adern versehen;
sie muß sich auch leichte spalten lassen,
und alsdann nicht staubicht oder wur-
micht seyn: desgleichen muß sie das
Wasser, darinne sie gekocht wird, roth
anfärben. Die Feuchte, gantz dünne,
und die voll Haare ist, soll man wegwerf-
fen, wie nicht weniger eine weisse Art
Holländischer Sarsaparille, welche
in kleine Bündlein gebunden, und an
beyden Enden abgeschnitten ist. Es
wollen auch etliche vorgeben, ob sey die
röthlichte Sarsaparille/ welche ge-
meiniglich in langen Gebunden von

Mar-
G 2
Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch.
[Spaltenumbruch] Ochſenzunge
aus Levante.
Siehe Fig. 84.

Die Orientaliſche oder Conſtanti-
nopolitaniſche Anchuſa
iſt einer gar
wunderſamen Natur, ſowohl was ihre
Groͤſſe und Dicke; denn ſie offt ſo ſtarck
als ein Arm; als auch ihre Geſtalt; maſ-
ſen ſie dem Anſehen nach nichts anders
iſt, als ein Buͤndlein lang und breiter
Blaͤtter, die wie dick zuſammengerollter
Tabac anzuſchauen; und endlich die
Vielheit der Farben belanget, unter de-
nen die vornehmſte die dunckelrothe iſt,
[Spaltenumbruch] auf welche zu etlichen mahlen gar ſchoͤn
violbraun folget: zu oͤberſt aber ſieht ſie
weiß und blaulicht, wie verſchimmlet
aus, welches gleichſam ihre Blume.
Mitten in der Wurtzel befindet ſich der
Kern, welches eine kleine ſubtile Rinde
iſt, ſo lang, als wie die Zimmtroͤhren,
ſieht auswendig gar ſchoͤn roth, inwen-
dig weiß: Dieſe Anchuſa wird ſelten ge-
braucht, ob ſie gleich beſſer iſt als die
unſrige.

[Ende Spaltensatz]
Das dreyßigſte Capitel.
Von der Faͤrberroͤthe.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 85.

GArance, die Faͤrberroͤthe, iſt eines
bekannten Krautes Wurtzel, davon
die Hollaͤnder ſo groſſen Gewinn ziehen,
weil ſie dieſelbige in groſſer Menge an
unterſchiedene Orte, ſonderlich nach
Franckreich verſenden.

Wir bekommen dreyerley Art Roͤthe,
die wir um beſſeren Unterſchieds willen,
Garance en
branches.
Garance enbranches, Garance en grappe ou
robbée,
und Garance non robbée zu nennen
pflegen. Garance en branches heißt dieje-
nige Roͤthe, davon uns die Wurtzel ohne
die geringſte Bereitung, ſo wie ſie aus
der Erden kommt, iedoch getrocknet, zu-
Garance en
grappe ou rob-
bée.
geſendet wird. Garance en grappe ou
robbée
iſt diejenige, welche, nachdem die
[Spaltenumbruch] aͤuſſerſte Haut oder Schale davon abge-
zogen, auf ſonderlichen Muͤhlengroͤblich
zerſtoſſen worden iſt, ſo wie wir ſie fuͤh-
ren. Garance non robbée, heißt, wenn dieGaranec nen
robbée.

gantze Wurtzel, ohne daß das geringſte
davon genommen worden, zu Pulver
gemahlen iſt. Daß derowegen die mit-
telſte Sorte die beſte iſt, welche, wenn ſie
recht beſchaffen, erſt kuͤrtzlich aus den
Ballen oder Tonnen ſoll genommen
ſeyn, und blaßroth ſehen; ie aͤlter ſie
aber wird, ie ſchoͤner und roͤther muß
ſie werden. Die Seelaͤndiſche wird
fuͤr die beſte gehalten. Die Faͤrber brau-
chen die Roͤthe.

[Ende Spaltensatz]
Das ein und dreyßigſte Capitel.
Von der Sarſaparille.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 86.

DJeſes ſind die langen Faͤden von der
Wurtzel eines Gewaͤchſes, welches
die Mauern und Baͤume hinan kreucht;
deſſen Blaͤtter lang, ſchmal und ſpitzig,
voller Nerven oder Adern, und gruͤn
ſind. Unter den Blaͤttern wachſen klei-
ne Zaͤſerlein, wie die Gaͤblein am Wein-
ſtock, damit hencket es ſich an die Baͤu-
me. Zu oberſt an den Aeſten wachſen
kleine weiſſe Bluͤmlein, wie Sternlein,
daraus entſtehen kleine rothe ſaͤuerliche
Fruͤchte.

Die Sarſaparille waͤchſt haͤuffig in
Spanien und Peru, wie auch in Oſtin-
dien,
und liebet feuchte moraſtige Oer-
ter.

Etliche geben vor, die Sarſaparil-
le
ſey eben dasjenige Gewaͤchſe, welches
in Franckreich haͤuffig im Wilden
waͤchſt, und Smilax aſpera major, die groͤſ-
ſere Stechwinde,
genennet wird.
Dem ſey nun wie ihm ſey, genug, daß
[Spaltenumbruch] wir drey Sorten der Sarſaparille
verkauffen, die Jndianiſche, die Spa-
niſche/
und die dicke aus Marignan.
Unter dieſen iſt die Spaniſche die ſchoͤn-
ſte und beſte, welche, wenn ſie, wie ſie
ſoll, beſchaffen iſt, als wie lange Faͤden
ſeyn muß, in der Dicke einer Schreib-
feder, von auſſen grau, inwendig weiß,
mit zwey roͤthlichten Adern verſehen;
ſie muß ſich auch leichte ſpalten laſſen,
und alsdann nicht ſtaubicht oder wur-
micht ſeyn: desgleichen muß ſie das
Waſſer, darinne ſie gekocht wird, roth
anfaͤrben. Die Feuchte, gantz duͤnne,
und die voll Haare iſt, ſoll man wegwerf-
fen, wie nicht weniger eine weiſſe Art
Hollaͤndiſcher Sarſaparille, welche
in kleine Buͤndlein gebunden, und an
beyden Enden abgeſchnitten iſt. Es
wollen auch etliche vorgeben, ob ſey die
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meiniglich in langen Gebunden von

Mar-
G 2
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[0109] Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch. Die Orientaliſche oder Conſtanti- nopolitaniſche Anchuſa iſt einer gar wunderſamen Natur, ſowohl was ihre Groͤſſe und Dicke; denn ſie offt ſo ſtarck als ein Arm; als auch ihre Geſtalt; maſ- ſen ſie dem Anſehen nach nichts anders iſt, als ein Buͤndlein lang und breiter Blaͤtter, die wie dick zuſammengerollter Tabac anzuſchauen; und endlich die Vielheit der Farben belanget, unter de- nen die vornehmſte die dunckelrothe iſt, auf welche zu etlichen mahlen gar ſchoͤn violbraun folget: zu oͤberſt aber ſieht ſie weiß und blaulicht, wie verſchimmlet aus, welches gleichſam ihre Blume. Mitten in der Wurtzel befindet ſich der Kern, welches eine kleine ſubtile Rinde iſt, ſo lang, als wie die Zimmtroͤhren, ſieht auswendig gar ſchoͤn roth, inwen- dig weiß: Dieſe Anchuſa wird ſelten ge- braucht, ob ſie gleich beſſer iſt als die unſrige. Das dreyßigſte Capitel. Von der Faͤrberroͤthe. GArance, die Faͤrberroͤthe, iſt eines bekannten Krautes Wurtzel, davon die Hollaͤnder ſo groſſen Gewinn ziehen, weil ſie dieſelbige in groſſer Menge an unterſchiedene Orte, ſonderlich nach Franckreich verſenden. Wir bekommen dreyerley Art Roͤthe, die wir um beſſeren Unterſchieds willen, Garance enbranches, Garance en grappe ou robbée, und Garance non robbée zu nennen pflegen. Garance en branches heißt dieje- nige Roͤthe, davon uns die Wurtzel ohne die geringſte Bereitung, ſo wie ſie aus der Erden kommt, iedoch getrocknet, zu- geſendet wird. Garance en grappe ou robbée iſt diejenige, welche, nachdem die aͤuſſerſte Haut oder Schale davon abge- zogen, auf ſonderlichen Muͤhlengroͤblich zerſtoſſen worden iſt, ſo wie wir ſie fuͤh- ren. Garance non robbée, heißt, wenn die gantze Wurtzel, ohne daß das geringſte davon genommen worden, zu Pulver gemahlen iſt. Daß derowegen die mit- telſte Sorte die beſte iſt, welche, wenn ſie recht beſchaffen, erſt kuͤrtzlich aus den Ballen oder Tonnen ſoll genommen ſeyn, und blaßroth ſehen; ie aͤlter ſie aber wird, ie ſchoͤner und roͤther muß ſie werden. Die Seelaͤndiſche wird fuͤr die beſte gehalten. Die Faͤrber brau- chen die Roͤthe. Garance en branches. Garance en grappe ou rob- bée. Garanec nen robbée. Das ein und dreyßigſte Capitel. Von der Sarſaparille. DJeſes ſind die langen Faͤden von der Wurtzel eines Gewaͤchſes, welches die Mauern und Baͤume hinan kreucht; deſſen Blaͤtter lang, ſchmal und ſpitzig, voller Nerven oder Adern, und gruͤn ſind. Unter den Blaͤttern wachſen klei- ne Zaͤſerlein, wie die Gaͤblein am Wein- ſtock, damit hencket es ſich an die Baͤu- me. Zu oberſt an den Aeſten wachſen kleine weiſſe Bluͤmlein, wie Sternlein, daraus entſtehen kleine rothe ſaͤuerliche Fruͤchte. Die Sarſaparille waͤchſt haͤuffig in Spanien und Peru, wie auch in Oſtin- dien, und liebet feuchte moraſtige Oer- ter. Etliche geben vor, die Sarſaparil- le ſey eben dasjenige Gewaͤchſe, welches in Franckreich haͤuffig im Wilden waͤchſt, und Smilax aſpera major, die groͤſ- ſere Stechwinde, genennet wird. Dem ſey nun wie ihm ſey, genug, daß wir drey Sorten der Sarſaparille verkauffen, die Jndianiſche, die Spa- niſche/ und die dicke aus Marignan. Unter dieſen iſt die Spaniſche die ſchoͤn- ſte und beſte, welche, wenn ſie, wie ſie ſoll, beſchaffen iſt, als wie lange Faͤden ſeyn muß, in der Dicke einer Schreib- feder, von auſſen grau, inwendig weiß, mit zwey roͤthlichten Adern verſehen; ſie muß ſich auch leichte ſpalten laſſen, und alsdann nicht ſtaubicht oder wur- micht ſeyn: desgleichen muß ſie das Waſſer, darinne ſie gekocht wird, roth anfaͤrben. Die Feuchte, gantz duͤnne, und die voll Haare iſt, ſoll man wegwerf- fen, wie nicht weniger eine weiſſe Art Hollaͤndiſcher Sarſaparille, welche in kleine Buͤndlein gebunden, und an beyden Enden abgeſchnitten iſt. Es wollen auch etliche vorgeben, ob ſey die roͤthlichte Sarſaparille/ welche ge- meiniglich in langen Gebunden von Mar- G 2

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/109>, abgerufen am 13.11.2024.