Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871.

Bild:
<< vorherige Seite
III. Aufzug.
Salon (wie im vorigen Aufzuge.) Eulert in schwarzem
Anzuge, Eulenkopf, große runde Brillen, welche die
Eulenaugen bilden.
Eulert.
Die Stunde der Erlösung naht. Dem Schick-
sal Dank, das mir den Narren in die Hände ge-
führt hat! Nun habe ich nur noch ein paar Federn
am Leibe, die ihm auszuziehen bleiben. Er ahnt
es nicht. Jst die letzte verbraucht, so erlange ich
wieder meine normale Menschengestalt; diese Se-
kretärsstelle ist nur ein Jnterim. Mein Schloß
wird aus seinen Trümmern wieder erstehen und ich
werde dort wieder einziehen können in verjüngter
Gestalt. Allerdings haben sich mittlerweile die
Zeiten sehr geändert. Die ritterlichen Standesvor-
rechte sind gefallen. Nicht einmal siegelmäßig bin
ich mehr. Meine vormaligen Unterthanen sind nun
freie selbstständige Staatsbürger. Jch werde als
17*
III. Aufzug.
Salon (wie im vorigen Aufzuge.) Eulert in ſchwarzem
Anzuge, Eulenkopf, große runde Brillen, welche die
Eulenaugen bilden.
Eulert.
Die Stunde der Erlöſung naht. Dem Schick-
ſal Dank, das mir den Narren in die Hände ge-
führt hat! Nun habe ich nur noch ein paar Federn
am Leibe, die ihm auszuziehen bleiben. Er ahnt
es nicht. Jſt die letzte verbraucht, ſo erlange ich
wieder meine normale Menſchengeſtalt; dieſe Se-
kretärsſtelle iſt nur ein Jnterim. Mein Schloß
wird aus ſeinen Trümmern wieder erſtehen und ich
werde dort wieder einziehen können in verjüngter
Geſtalt. Allerdings haben ſich mittlerweile die
Zeiten ſehr geändert. Die ritterlichen Standesvor-
rechte ſind gefallen. Nicht einmal ſiegelmäßig bin
ich mehr. Meine vormaligen Unterthanen ſind nun
freie ſelbſtſtändige Staatsbürger. Jch werde als
17*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0265" n="259"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Aufzug.</hi> </head><lb/>
          <stage> <hi rendition="#c">Salon (wie im vorigen Aufzuge.) Eulert in &#x017F;chwarzem<lb/>
Anzuge, Eulenkopf, große runde Brillen, welche die<lb/>
Eulenaugen bilden.</hi> </stage><lb/>
          <sp who="#EUL">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Eulert.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Die Stunde der Erlö&#x017F;ung naht. Dem Schick-<lb/>
&#x017F;al Dank, das mir den Narren in die Hände ge-<lb/>
führt hat! Nun habe ich nur noch ein paar Federn<lb/>
am Leibe, die ihm auszuziehen bleiben. Er ahnt<lb/>
es nicht. J&#x017F;t die letzte verbraucht, &#x017F;o erlange ich<lb/>
wieder meine normale Men&#x017F;chenge&#x017F;talt; die&#x017F;e Se-<lb/>
kretärs&#x017F;telle i&#x017F;t nur ein Jnterim. Mein Schloß<lb/>
wird aus &#x017F;einen Trümmern wieder er&#x017F;tehen und ich<lb/>
werde dort wieder einziehen können in verjüngter<lb/>
Ge&#x017F;talt. Allerdings haben &#x017F;ich mittlerweile die<lb/>
Zeiten &#x017F;ehr geändert. Die ritterlichen Standesvor-<lb/>
rechte &#x017F;ind gefallen. Nicht einmal &#x017F;iegelmäßig bin<lb/>
ich mehr. Meine vormaligen Unterthanen &#x017F;ind nun<lb/>
freie &#x017F;elb&#x017F;t&#x017F;tändige Staatsbürger. Jch werde als<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">17*</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[259/0265] III. Aufzug. Salon (wie im vorigen Aufzuge.) Eulert in ſchwarzem Anzuge, Eulenkopf, große runde Brillen, welche die Eulenaugen bilden. Eulert. Die Stunde der Erlöſung naht. Dem Schick- ſal Dank, das mir den Narren in die Hände ge- führt hat! Nun habe ich nur noch ein paar Federn am Leibe, die ihm auszuziehen bleiben. Er ahnt es nicht. Jſt die letzte verbraucht, ſo erlange ich wieder meine normale Menſchengeſtalt; dieſe Se- kretärsſtelle iſt nur ein Jnterim. Mein Schloß wird aus ſeinen Trümmern wieder erſtehen und ich werde dort wieder einziehen können in verjüngter Geſtalt. Allerdings haben ſich mittlerweile die Zeiten ſehr geändert. Die ritterlichen Standesvor- rechte ſind gefallen. Nicht einmal ſiegelmäßig bin ich mehr. Meine vormaligen Unterthanen ſind nun freie ſelbſtſtändige Staatsbürger. Jch werde als 17*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/265
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/265>, abgerufen am 21.11.2024.