Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861.II. Aufzug. Nacht. Ein Kirchhof. Der Todtengräber gräbt ein Grab. Saffafras tritt nach- densend ein. Sassafras. "Contra vim mortis non herbula crescit in hortis." Wider den Tod kein Kräutlein gewach- sen ist. Jch weiß es wohl. Aber dennoch! Er nannte sich den Gewaltigsten auf Erden, weil ihm Alles unterliegen muß; allein es gibt doch noch einen Mächtigeren als ihn. Des Todes Gewalt ist auf dieses Leben beschränkt. Der Satan greift darüber hinaus; auch im Jenseits herrscht er, er ist also mächtiger. Wie? wenn ich mich mit die- sem verbände? Zwei Feinde der Menschheit. Den Einen -- den geringeren -- bekämpfe ich; zu dem Andern will ich mich jetzt halten. Meine Seele will ich ihm verschreiben, dafür wird er mir wohl seinen Beistand nicht versagen. Bei den Gräbern haust er. Hier will ich ihn citiren. (erblickt den Todtengräber.) Heda, guter Freund! II. Aufzug. Nacht. Ein Kirchhof. Der Todtengräber gräbt ein Grab. Saffafras tritt nach- denſend ein. Saſſafras. „Contra vim mortis non herbula crescit in hortis.‟ Wider den Tod kein Kräutlein gewach- ſen iſt. Jch weiß es wohl. Aber dennoch! Er nannte ſich den Gewaltigſten auf Erden, weil ihm Alles unterliegen muß; allein es gibt doch noch einen Mächtigeren als ihn. Des Todes Gewalt iſt auf dieſes Leben beſchränkt. Der Satan greift darüber hinaus; auch im Jenſeits herrſcht er, er iſt alſo mächtiger. Wie? wenn ich mich mit die- ſem verbände? Zwei Feinde der Menſchheit. Den Einen — den geringeren — bekämpfe ich; zu dem Andern will ich mich jetzt halten. Meine Seele will ich ihm verſchreiben, dafür wird er mir wohl ſeinen Beiſtand nicht verſagen. Bei den Gräbern haust er. Hier will ich ihn citiren. (erblickt den Todtengräber.) Heda, guter Freund! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0044"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Aufzug.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">Nacht. Ein Kirchhof.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Der <hi rendition="#g">Todtengräber</hi> gräbt ein Grab. <hi rendition="#g">Saffafras</hi> tritt nach-<lb/> denſend ein.</hi> </stage><lb/> <sp who="#SASSAF"> <speaker> <hi rendition="#c">Saſſafras.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#aq">„Contra vim mortis non herbula crescit in<lb/> hortis.‟</hi> Wider den Tod kein Kräutlein gewach-<lb/> ſen iſt. Jch weiß es wohl. Aber dennoch! Er<lb/> nannte ſich den Gewaltigſten auf Erden, weil ihm<lb/> Alles unterliegen muß; allein es gibt doch noch<lb/> einen Mächtigeren als ihn. Des Todes Gewalt<lb/> iſt auf dieſes Leben beſchränkt. Der Satan greift<lb/> darüber hinaus; auch im Jenſeits herrſcht er, er<lb/> iſt alſo mächtiger. Wie? wenn ich mich mit die-<lb/> ſem verbände? Zwei Feinde der Menſchheit. Den<lb/><hi rendition="#g">Einen</hi> — den geringeren — bekämpfe ich; zu<lb/> dem <hi rendition="#g">Andern</hi> will ich mich jetzt halten. Meine<lb/> Seele will ich ihm verſchreiben, dafür wird er mir<lb/> wohl ſeinen Beiſtand nicht verſagen. Bei den<lb/> Gräbern haust er. Hier will ich ihn citiren.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(erblickt den Todtengräber.)</hi> </stage><lb/> <p>Heda, guter Freund!</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0044]
II. Aufzug.
Nacht. Ein Kirchhof.
Der Todtengräber gräbt ein Grab. Saffafras tritt nach-
denſend ein.
Saſſafras.
„Contra vim mortis non herbula crescit in
hortis.‟ Wider den Tod kein Kräutlein gewach-
ſen iſt. Jch weiß es wohl. Aber dennoch! Er
nannte ſich den Gewaltigſten auf Erden, weil ihm
Alles unterliegen muß; allein es gibt doch noch
einen Mächtigeren als ihn. Des Todes Gewalt
iſt auf dieſes Leben beſchränkt. Der Satan greift
darüber hinaus; auch im Jenſeits herrſcht er, er
iſt alſo mächtiger. Wie? wenn ich mich mit die-
ſem verbände? Zwei Feinde der Menſchheit. Den
Einen — den geringeren — bekämpfe ich; zu
dem Andern will ich mich jetzt halten. Meine
Seele will ich ihm verſchreiben, dafür wird er mir
wohl ſeinen Beiſtand nicht verſagen. Bei den
Gräbern haust er. Hier will ich ihn citiren.
(erblickt den Todtengräber.)
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