Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859.I. Aufzug. Wilde, felsige Gegend. Prinz Rosenroth sitzt erschöpft auf einem Felsblock. Nicht weit von ihm liegt Casperl auf dem Boden. Prinz Rosenroth. Jch bin ein unglücklicher Prinz; ein ganzes Jahr schon durchziehe ich die Welt, ohne das Jdeal zu finden, welches ich erringen möchte, ja erringen muß! Wie viele Gefahren und Abenteuer habe ich schon überstanden und noch bin ich nicht am Ziele! Wie am Himmel ein helles Gestirn -- so leuchtet mir das Bild der Prinzessin Lilienweiß von ferne; seine Strahlen dringen bis in das Jnnerste meines Lebens -- aber unerreichbar ist das himm- lische Bild, wie mir däucht, und ich werde endlich aus Sehnsucht verschmachten! Ja, ich bin recht unglücklich! Caspers. Jetzt hören's a mal auf mit dem Lamentiren! Was soll denn ich nachher sagen? Sie haben alle 1*
I. Aufzug. Wilde, felſige Gegend. Prinz Roſenroth ſitzt erſchöpft auf einem Felsblock. Nicht weit von ihm liegt Casperl auf dem Boden. Prinz Roſenroth. Jch bin ein unglücklicher Prinz; ein ganzes Jahr ſchon durchziehe ich die Welt, ohne das Jdeal zu finden, welches ich erringen möchte, ja erringen muß! Wie viele Gefahren und Abenteuer habe ich ſchon überſtanden und noch bin ich nicht am Ziele! Wie am Himmel ein helles Geſtirn — ſo leuchtet mir das Bild der Prinzeſſin Lilienweiß von ferne; ſeine Strahlen dringen bis in das Jnnerſte meines Lebens — aber unerreichbar iſt das himm- liſche Bild, wie mir däucht, und ich werde endlich aus Sehnſucht verſchmachten! Ja, ich bin recht unglücklich! Casperſ. Jetzt hören’s a mal auf mit dem Lamentiren! Was ſoll denn ich nachher ſagen? Sie haben alle 1*
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I. Aufzug.
Wilde, felſige Gegend.
Prinz Roſenroth ſitzt erſchöpft auf einem Felsblock. Nicht weit
von ihm liegt Casperl auf dem Boden.
Prinz Roſenroth.
Jch bin ein unglücklicher Prinz; ein ganzes
Jahr ſchon durchziehe ich die Welt, ohne das Jdeal
zu finden, welches ich erringen möchte, ja erringen
muß! Wie viele Gefahren und Abenteuer habe ich
ſchon überſtanden und noch bin ich nicht am Ziele!
Wie am Himmel ein helles Geſtirn — ſo leuchtet
mir das Bild der Prinzeſſin Lilienweiß von
ferne; ſeine Strahlen dringen bis in das Jnnerſte
meines Lebens — aber unerreichbar iſt das himm-
liſche Bild, wie mir däucht, und ich werde endlich
aus Sehnſucht verſchmachten! Ja, ich bin recht
unglücklich!
Casperſ.
Jetzt hören’s a mal auf mit dem Lamentiren!
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