4. Capitel. Der ideale und der heutige Rassenprocess.
Der ideale Rassenprocess. Erzeugung guter Devarianten, natür- liche und künstliche Zuchtwahl. -- Der heutige Rassenprocess. Variation. Erzeugung schlechter Devarianten durch mangelhafte sexuelle Zuchtwahl, Jugendlichkeit der Eltern, giftige Genussmittel. Auslese. Künstliche Ernährung von Säuglingen. Ungleiche Erziehung. Wirth- schaftliche Ausjätung. Armuth ist selectorisch und nonselectorisch. Wirkungen der Armuth und des Wohlstands auf Gesundheits- zustand. Ehe- und Geburtenziffer. Ersetzt sich die Bevölkerung mehr aus den Armen oder aus den Wohlhabenden? Contraselection, grosse Städte. Nonselectorische Schädlichkeiten, Unfälle, Trinksitten -- Kurze Gegenüberstellung der beiden Processe.
Der ideale Rassenprocess.
Unter Rassenprocess wollen wir die Gesammtheit der Vorgänge im Lebensprocess einer Rasse in Bezug auf Variation, Kampf um's Dasein und Vererbung zusammen- fassen. Nach unseren früheren Ausführungen wird es uns interessiren, die aufgestellten rassenhygienischen Forde- rungen zur möglichst raschen Vermehrung und Vervoll- kommnung einer Rasse einmal etwas mehr zu zergliedern und zu sehen, welch' ein Bild etwa eine Gesellschaft in groben Zügen darbieten würde, wenn sie ausschliesslich danach eingerichtet wäre. Es handelt sich also um die Grundlinien einer Art rassenhygienischer Utopie, über deren komisches und grausames Äussere der Leser nicht zu er- schrecken braucht, es ist ja eben nur eine Utopie von einem einseitigen, durchaus nicht allein berechtigten Standpunkt
4. Capitel. Der ideale und der heutige Rassenprocess.
Der ideale Rassenprocess. Erzeugung guter Devarianten, natür- liche und künstliche Zuchtwahl. — Der heutige Rassenprocess. Variation. Erzeugung schlechter Devarianten durch mangelhafte sexuelle Zuchtwahl, Jugendlichkeit der Eltern, giftige Genussmittel. Auslese. Künstliche Ernährung von Säuglingen. Ungleiche Erziehung. Wirth- schaftliche Ausjätung. Armuth ist selectorisch und nonselectorisch. Wirkungen der Armuth und des Wohlstands auf Gesundheits- zustand. Ehe- und Geburtenziffer. Ersetzt sich die Bevölkerung mehr aus den Armen oder aus den Wohlhabenden? Contraselection, grosse Städte. Nonselectorische Schädlichkeiten, Unfälle, Trinksitten — Kurze Gegenüberstellung der beiden Processe.
Der ideale Rassenprocess.
Unter Rassenprocess wollen wir die Gesammtheit der Vorgänge im Lebensprocess einer Rasse in Bezug auf Variation, Kampf um’s Dasein und Vererbung zusammen- fassen. Nach unseren früheren Ausführungen wird es uns interessiren, die aufgestellten rassenhygienischen Forde- rungen zur möglichst raschen Vermehrung und Vervoll- kommnung einer Rasse einmal etwas mehr zu zergliedern und zu sehen, welch’ ein Bild etwa eine Gesellschaft in groben Zügen darbieten würde, wenn sie ausschliesslich danach eingerichtet wäre. Es handelt sich also um die Grundlinien einer Art rassenhygienischer Utopie, über deren komisches und grausames Äussere der Leser nicht zu er- schrecken braucht, es ist ja eben nur eine Utopie von einem einseitigen, durchaus nicht allein berechtigten Standpunkt
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4. Capitel.
Der ideale und der heutige Rassenprocess.
Der ideale Rassenprocess. Erzeugung guter Devarianten, natür-
liche und künstliche Zuchtwahl. — Der heutige Rassenprocess.
Variation. Erzeugung schlechter Devarianten durch mangelhafte sexuelle
Zuchtwahl, Jugendlichkeit der Eltern, giftige Genussmittel. Auslese.
Künstliche Ernährung von Säuglingen. Ungleiche Erziehung. Wirth-
schaftliche Ausjätung. Armuth ist selectorisch und nonselectorisch.
Wirkungen der Armuth und des Wohlstands auf Gesundheits-
zustand. Ehe- und Geburtenziffer. Ersetzt sich die Bevölkerung
mehr aus den Armen oder aus den Wohlhabenden? Contraselection,
grosse Städte. Nonselectorische Schädlichkeiten, Unfälle, Trinksitten
— Kurze Gegenüberstellung der beiden Processe.
Der ideale Rassenprocess.
Unter Rassenprocess wollen wir die Gesammtheit der
Vorgänge im Lebensprocess einer Rasse in Bezug auf
Variation, Kampf um’s Dasein und Vererbung zusammen-
fassen. Nach unseren früheren Ausführungen wird es uns
interessiren, die aufgestellten rassenhygienischen Forde-
rungen zur möglichst raschen Vermehrung und Vervoll-
kommnung einer Rasse einmal etwas mehr zu zergliedern
und zu sehen, welch’ ein Bild etwa eine Gesellschaft in
groben Zügen darbieten würde, wenn sie ausschliesslich
danach eingerichtet wäre. Es handelt sich also um die
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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. [143]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/163>, abgerufen am 22.12.2024.
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