Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

Bild:
<< vorherige Seite
Am Grabe Peter Ulrich Kernell's.

1824.

Den ein allzufrüh Ermatten
Um der Jugend Rest betrogen,
Lasset uns den Freund bestatten,
Den wir, wenn auch fern erzogen,
Lieb, wie einen Bruder, hatten.
Ach, es lockten heim'sche Bande,
Lockten aus Hesperiens Eden,
Vom erhabnen Tiberstrande,
Wieder ihn in's theure Schweden,
Nach dem frommen Vaterlande!
Aber, eilendes Verderben,
Du vergönntest nicht dem Armen,
Um das lezte Glück zu werben,
In den schwesterlichen Armen,
An der Mutter Brust zu sterben!
Schauernd in der Morgenstunde,
Bey dem Schalle fremder Glocken,
Senken hier wir ihn zu Grunde,
Senden, ach! nur wen'ge Locken
Nach dem allzufernen Sunde.
Am Grabe Peter Ulrich Kernell's.

1824.

Den ein allzufruͤh Ermatten
Um der Jugend Reſt betrogen,
Laſſet uns den Freund beſtatten,
Den wir, wenn auch fern erzogen,
Lieb, wie einen Bruder, hatten.
Ach, es lockten heim'ſche Bande,
Lockten aus Heſperiens Eden,
Vom erhabnen Tiberſtrande,
Wieder ihn in's theure Schweden,
Nach dem frommen Vaterlande!
Aber, eilendes Verderben,
Du vergoͤnnteſt nicht dem Armen,
Um das lezte Gluͤck zu werben,
In den ſchweſterlichen Armen,
An der Mutter Bruſt zu ſterben!
Schauernd in der Morgenſtunde,
Bey dem Schalle fremder Glocken,
Senken hier wir ihn zu Grunde,
Senden, ach! nur wen'ge Locken
Nach dem allzufernen Sunde.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0082" n="72"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#g">Am Grabe Peter Ulrich Kernell's.</hi><lb/>
            </head>
            <p rendition="#c"> <hi rendition="#g">1824.</hi> </p><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">D</hi>en ein allzufru&#x0364;h Ermatten</l><lb/>
                <l>Um der Jugend Re&#x017F;t betrogen,</l><lb/>
                <l>La&#x017F;&#x017F;et uns den Freund be&#x017F;tatten,</l><lb/>
                <l>Den wir, wenn auch fern erzogen,</l><lb/>
                <l>Lieb, wie einen Bruder, hatten.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="2">
                <l>Ach, es lockten heim'&#x017F;che Bande,</l><lb/>
                <l>Lockten aus He&#x017F;periens Eden,</l><lb/>
                <l>Vom erhabnen Tiber&#x017F;trande,</l><lb/>
                <l>Wieder ihn in's theure Schweden,</l><lb/>
                <l>Nach dem frommen Vaterlande!</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="3">
                <l>Aber, eilendes Verderben,</l><lb/>
                <l>Du vergo&#x0364;nnte&#x017F;t nicht dem Armen,</l><lb/>
                <l>Um das lezte Glu&#x0364;ck zu werben,</l><lb/>
                <l>In den &#x017F;chwe&#x017F;terlichen Armen,</l><lb/>
                <l>An der Mutter Bru&#x017F;t zu &#x017F;terben!</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="4">
                <l>Schauernd in der Morgen&#x017F;tunde,</l><lb/>
                <l>Bey dem Schalle fremder Glocken,</l><lb/>
                <l>Senken hier wir ihn zu Grunde,</l><lb/>
                <l>Senden, ach! nur wen'ge Locken</l><lb/>
                <l>Nach dem allzufernen Sunde.</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0082] Am Grabe Peter Ulrich Kernell's. 1824. Den ein allzufruͤh Ermatten Um der Jugend Reſt betrogen, Laſſet uns den Freund beſtatten, Den wir, wenn auch fern erzogen, Lieb, wie einen Bruder, hatten. Ach, es lockten heim'ſche Bande, Lockten aus Heſperiens Eden, Vom erhabnen Tiberſtrande, Wieder ihn in's theure Schweden, Nach dem frommen Vaterlande! Aber, eilendes Verderben, Du vergoͤnnteſt nicht dem Armen, Um das lezte Gluͤck zu werben, In den ſchweſterlichen Armen, An der Mutter Bruſt zu ſterben! Schauernd in der Morgenſtunde, Bey dem Schalle fremder Glocken, Senken hier wir ihn zu Grunde, Senden, ach! nur wen'ge Locken Nach dem allzufernen Sunde.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/82
Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/82>, abgerufen am 03.12.2024.